Mittwoch
Wie auch schon letztes Jahr, ist der Auftakt zum diesjährigen Summer Breeze stressig. Packen - Leute einsammeln - Zeug ins Auto puzzeln - Auto fahren - Pause - Autobahn fahren (jede Menge Baustellen) - Pause - Autobahn fahren (Stau) - tanken - Auto fahren. Als wir dann endlich kurz vor dem Ziel sind, springt ein kleines grünes Männchen auf die Straße und winkt. Allgemeine Verkehrskontrolle und die obligatorischen Fragen nach Alkohol und Drogen, sowie Ausweis- und Fahrzeugpapieren. Wir machen eine Raucherpause. Die Polizisten machen Feierabend. Kurz darauf durchqueren wir Dinkelsbühl. Ein Ort von dem ich bis vor einiger Zeit garnicht wusste, dass er existiert. Ab hier gibt es sogar Schilder, die uns den Weg zum Summer Breeze weisen. Etwa 6 Stunden und rund 500km älter erreichen wir endlich das gelobte Land, ein Flughafengelände. Doch bevor wir es betreten, beziehungsweise befahren dürfen, ist erstmal Glasflaschenkontrolle aktuell. Nein! Kofferraum auf und alles was mühsam eingeräumt wurde, wieder raus geramscht. Rucksäcke und Taschen werden untersucht. Nix. Doch ganz unten in der Kühlbox: ein Würstchenglas. EVIL! Würstchen werden entglast, eingetütet und endlich dürfen sich alle ein Bändchen holen. Nach dem Zeltaufbau kehrt langsam Ruhe ein. Relativ zumindest, wenn man die permanente dreiseitige Beschallung der Leuts um uns vernachlässigt. Mit Würstchen aus der Tüte, Bier aus PET-Flaschen und dem ultimativen Blackmetal-Edguy-Deathstars-Mix in den Ohren, klingt der Tag aus...
Donnerstag
Der erste Festivaltag beginnt gleich mit einer Überraschung. Die erste Band, die auf die MainStage stürmt, ist mitnichten Volbeat sondern Subconscious. Die vier Schwaben liefern einen guten Auftakt in Form von Death Metal.
Auch die zweite Band kommt quasi von der Auswechselbank. Denn Fear My Thoughts, die nun eigentlich antreten sollten, mussten leider aufgrund eines Sänger-Stimmen-Problems kurzfristig absagen. Deshalb wirbelt nun Tourettes Syndrom über die Pain Stage. Die vier Australier (mit Sängerin) bieten energiereichen, rauen Metal und kassieren reichlich Applaus vom langsam erwachenden beziehungweise anreisenden Publikum.
Als nächstes stehen Volbeat, die durch den Totalausfall von Regicide erst als dritter Act starten, auf der MainStage. Von ihnen habe ich jedoch wegen meines hartnäckig "Hunger!" brüllenden Magens nur ein Lied mitbekommen.
Auch die nächsten drei Bands Undertow, Neara und Angel Blake spielen außerhalb meiner Hörweite.
Als ich endlich wieder vor der MainStage eintrudel ist es Zeit für The Haunted. Eine Band, die ich bis dahin nur vom Hören-Sagen kannte. Der Sänger sportet über die MainStage und brüllt in sein Mikro, dass es nur so eine Freude ist. Entsprechend agil ist auch ein Großteil des Publikums.
Saltatio Mortis baten im Anschluss zum Tanz. Im wörtlichen Sinne, denn die Spielleute dudelten fröhlich auf Säcken und vergingen sich an Drehleiern und Flöten. Ohne Stromgitarre und Co. kommen aber auch sie nicht aus, so dass einige aus dem versammelten Fußvolk das Tanzbein schwingen.
Hiernach sind Moonspell am Zuge, welche ich aufgrund der immer lauter rufenden CD-Stände verpasse. 1349 hätte ich gern gesehen, aber ich muss zum Zelt zurück, Wasser und Schatten tanken (blöde Hitze).
Zu Finntroll bin ich endlich wieder am Start und es heißt ordentlich Mähne und sonstige Körperteile schütteln. Beim ersten Blick auf die Bühne bin ich jedoch ein wenig verwirrt. Denn anstelle des bärenartigen Tapio Wilska betritt sie ein zierlicher Mathias Lillmans. Stimmlich beweist er jedoch Bärenkräfte und als dann Stücke wie "Trollhammaren" von der Bühne dröhnen ist der Teufel beziehungsweise der Troll los.
Danach: ASP. Nun ja, man kann sagen was man will, aber ASP nach Finntroll anzusiedeln, war sicher nicht der weiseste Entschluss... Ein buntes Feuerwerk aus Lichtern, so könnte man ASP's Auftritt am besten beschreiben. Die Musik war eher rockig bis elektronisch, ein-zwei Lieder kann man sich antun aber im Großen und Ganzen war das nicht meine Baustelle. Meine Zeit verbringe ich lieber damit, meine vertrollten Haare zu entfitzen...
Als nächstes betreten, von Pfiffen und Schreien begrüßt, Kreator die umgebaute Bühne. Was mir jedoch negativ auffällt ist, dass Mille und Co. zwar musikalisch ordentlich Gas gaben, die meißte Zeit jedoch wie festgenagelt da standen. Die Menge 'tanzt' und schreit auch nach dem Outro noch nach Zugaben. Die muss jedoch ausbleiben, da sich hinter der Pain Stage Katatonia für den letzten Gig an diesem Abend fertig machen.
Während des ruhig anmutenden Intros mogeln sich die fünf Dunkel-Rocker aus Schweden auf die Bühne, um daraufhin eine großartige Show abzuliefern. Ganz großes Kino und ein mehr als würdiger Abschluss für einen gelungenen Tag.
Freitag
Die erste Band dieses Tages -Apostasy- verschlafe ich ganz gekonnt und zu Recht, wie mir später von einigen Frühaufstehern erzählt wird. Was mich jedoch wurmt ist, dass ich auch die darauf folgende Band verpasse. Die Excementory Gindfuckers hätte ich mir schon ganz gern mal zu Gemüte geführt, schon allein des Spaßes wegen. Aufgrund schrecklicher Faulheit und gestiegenen Missmutes, der verpassten Grinder wegen, bleibt unser Rudel unter der sächsischen Flagge auf dem Zeltplatz hocken. Wobei wir ganz neben bei noch Leng Tch'e, The Ocean, Trail Of Tears und Fragments Of The Unbecoming verpassen.
Zu Potentia Animi werde ich jedoch vor die MainStage geschliffen und es gibt trotz der affenartigen Hitze kein Entrinnen. Nun ja, die Musik ist meiner Ansicht nach nichts Halbes und nichts Ganzes und die Witze sind so wahnsinnig komisch, dass ich mir mindestens fünf Geäste pro Minute lache. Nicht wirklich sehenswert...
Doch danach betritt einer der diesjährigen "Sag ja zum Breeze"-Hauptgründe die PainStage. Scar Symmetry.Während der ersten paar Lieder hätte ich Sänger Christian Älvestam allerdings am liebsten von der Bühne geprügelt. Der Mann klang nämlich total heiser (oder nicht eingesungen) und man konnte schon die Befürchtung haben, dass seine Stimmbänder bei den recht hohen Gesangsparts reißen könnten. Dafür kann er mehr als souverän grouwlen. Zum Glück wurde er langsam warm und die Stimme besser. Ebenso wie meine Stimmung, sodass ich am Ende doch sagen kann, dass die Jungs einen ordentlichen Auftritt geboten haben. Nachschlag bitte, aber nur mit warmer Stimme...
Nach Scar Symmetry, trete ich dann wieder die Flucht an. Die Sonne brennt erbarmungslos auf die schwarze Menge nieder...Wasser! Wenn ich da so an die Schlammschlachten im letzten Jahr denke...
So kommt es, dass ich Rebellion, One Man Army(leider) und Exilia verpasste. Zu Turisas war ich wieder einsatzbereit und stürzte mich mit dem Rest des Rudels ins Gewühl. Die Band erscheint im gewohnten Barbaren-Dress und mit viel Rot und Schwarz im Gesicht. Die Finnen machen ordentlich Party und allgemeine Ausgelassenheit herrscht. Musikalisch verbreiteten sie frischen Wind und wirkten äußerst bewegungsmotivierend. Metal + Geige + Akkordeon, macht eben Laune.
Dann betreten Amorphis die MainStage. Ich hatte mir vor dem Summer Breeze, einige ihrer Lieder angehört und muss echt sagen, dass der Großteil gar nicht schlecht war. Daher hatte ich eigentlich vorgehabt ihre Show zu verfolgen, aber irgendwie bin ich ein Wenig enttäuscht. Mag sein, dass das erste und zweite Lied vielleicht nicht gerade ihre Glanznummern waren, aber fühle ich mich ziemlich schnell gelangweilt und trolle mich.
Heaven Shall Burn, wieder eine Band die ich unter 'nicht gesehen' verbuchen muss.
Zur nächsten Band muss ich wohl nicht viel sagen. Jeder dürfte sie kennen, auch wenn sie nicht jeder mag. Ich jedoch bin hellauf begeistert, als Morbid Angel die MainStage für eine Stunde in Beschlag nehmen. Die Herren haben zwar schon angefangen zu spielen, als ich gerade mal geboren wurde, haben aber (meiner Ansicht nach) immernoch ordentlich Feuer. Besonders Azagthoth bearbeitet sein Klampfbrett sehr ordentlich und lässt einige offene Münder im Publikum zurück.
Nach diesem seeehr gelungenen Auftritt folgt die kalte Dusche. Liv Kristine, ich bin ja ein toleranter Mensch, aber weg. Ich glaube so schnell bin ich noch nie bei unseren Zelten gewesen...
Danach, bin ich jedoch noch einmal aufs Gelände gewackelt. Man kann sagen was man will, aber Lacrimosa gehört zu den Bands wo ich mir sage: "Die sollte man mal live gesehen haben". Sicher nicht jedermanns Geschmack, aber im Vergleich zu ihren Studioalben sind sie auf der Bühne um einiges rockiger und machen durchaus Laune. ÜberraschenderWeise singt fast die gesamte Meute bei so gut wie allen Liedern mit. Auch die beiden lästernden Schwermetaler hinter uns, die die ganze Zeit darüber reden wie sch...recklich die Band sei, kennen alle Texte auswendig.
Danach trete ich jedoch schnell wieder die Flucht an, denn die Deathstars sind der Rausschmeißer heute Abend und betrachtet man sich so die Masse der vom Gelände strömenden Menschen, nehmen sie den Job sehr ernst. Noch bevor sie überhaupt aufspielen...
Samstag
Dieser Tag beginnt für mich musikalisch erst mit der sechsten Band. The Other, Perzonal War, Lumsk, Gojira und Visions of Atlantis sehe ich mir nicht an, obgleich zwei der männlichen Persönlichkeiten uns von den zwei Venussen (?Venüssen, Venen, Veni - was ist die Mehrzahl von Venus?) vorschwärmen, die in der Band Lumsk mitspielen.
Somit ist die erste Band, die ich an diesem Tag auf die Ohren bekomme Legion of the Damned. Aber irgenwie wollen die vier Jungs mich heute nicht so ganz überzeugen. Was vielleicht auch daran liegt, das es hell (Mittagshitze) ist und ich ganz alleine zu ihrem Gig gehen muss. Dem einen ist es zu hart, der andere ist noch harte. Also tue ich mir den Death/Thrash der Niederländer alleine an. Nett, aber irgendwie belanglos... Aus welchem Grund auch immer waren die Jungs im März in der Spinnerei besser drauf...
Danach geh ich erstmal zum Rest der Meute zurück, verpasse Necrophagist und Carnal Forge, und erfreue mich der allgemeinen Faulheit.
Zu Totenmond stehen wir wieder vor der MainStage und sind einigermaßen verwundert. Die Herren kennt man zwar schon live, aber igendwie ist heute alles anders. Die Kerle wirken ziemlich gelangweilt und spielen ihr Programm dementsprechend lustlos runter. Und den Alkohol den sie verteilen kann man nicht trinken. Nee Jungs, das haben wir schon besser gesehen (siehe Emil!). Aufgrund der musikalischen Langeweile ziehen wir uns bei Zeiten zurück und bleiben auch zu Psychopunch in der Zeltstadt.
Erst als Corvus Corax spielen, zieht das bunte Heer unter der grün-weißen-Flagge wieder gen Bühne. Tanz- und Stimmungsmusik in Hochform ist das, was uns die Truppe präsentiert. Allein das Arrangement an Trommeln und Pauken ist sehr abenteuerlich, die musikalische Geschwindigkeit im allgemeinen sehr hoch und ohne jeglichem Einfluss von Gitarre und Konsorten. Definitiv ein Spaßfaktor.
Danach geben die Schweden Thyrfing auf der PainStage recht gutes Schwarzmetal von sich. Überrascht bin ich über den zweiten Sänger, der gesanglich mit Fronthüne Väänänen(natürlich in den Kunstbluttrog gefallen) konkurriert. Daraus ergibt sich ein hörenswerter Mix aus Shouts und klaren Gesangsparts. Sehr interessant ist auch die Performance des namentlich erwähnten, der sich recht häufig mit der freien Faust auf die Brust schlägt. Leider bin ich der Gebärdensprache nicht mächtig...
Nach diesem schmackhaften Häppchen folgt ein äußerst schwer Verdauliches Stück Musik. Da ich Magenverstimmungen nicht sonderlich mag, bin ich lieber schnell auf und davon. Außerdem beginnt es pünktlich zu Anfang des Negative-Gigs zu regnen. Es gibt scheinbar doch einen Gott... Auch den darauf folgenden feucht-fröhlichen Shows fröne ich nicht. (Bloodflowerz, Gamma Ray und Unleashed)
Drei Bands später zieht es mich jedoch noch einmal vor die MainStage. Fear Factory spielen. Nett. Die Musik dröhnt angenehm von der Bühne ins Publikum. Angesiedelt ist Sie irgendwo in der Nähe vom Death und weiß zu überzeugen. Doch der Sänger der Amis hat irgendwie eine Vorliebe für das Wort 'fuck' und seine Verwandten.
Der letzte Gig des Festivals, My Dying Bride, ist leider nicht so der Brüller. Zwar hat die Musik der fünf Insulaner einen ruhigen und angenehmen Charakter, doch ist die Anlage leider recht häufig übersteuert und gibt unliebsame Störgeräusche von sich. Schade, sehr schade.
Sonntag
Als wir die Autos satteln, um heim zu reiten, ist von der Zeltstadt um uns herum schon nicht mehr allzu viel übrig. Erstaunlich ist die Unzahl an Glasflaschen, die trotz Verbot und Kontrolle auf dem Gelände herumoxidieren. Viel Zeit zum wundern bleibt jedoch nicht. Weil irgendwas in uns allen "Ich will nach Hause!" schreit. Also geben wir den Autos die Sporen und galoppieren heim... Doch vorsicht Dinkelsbühl... WIR KOMMEN WIEDER.