Also meine Herren Kanadier! Da hab ich mich wie irre auf diese Platte gefreut, erwartete einen grandiosen Nachfolger von "Trilateral Progression", das wirklich eines der besten Alben im Bereich Technical Deathmetal/Deathcore in den letzten Jahren ist. Ein Opus, das an Einfallsreichtum, Spielfreude und Energie sicher kaum zu übertreffen ist, davon war ich überzeugt.
Und selten hasse ich es so sehr wie jetzt, recht zu haben. Denn was bekomme ich auf "The Thin Line Between" geboten? Fade Deathmetal-Kost: kühl und zu berechnend in fast jeder Sekunde. Von Core kann kaum noch die Rede sein, zu einfallslos und "dahergespielt" kommen die Songs. Und wenn das "Technical" im gleichnamigen Metal einfach nur noch Präzision bedeutet, dann höre ich lieber Vader - die bringen das schon seit Dekaden in besserer Manier rüber! Ja, man hat spätestens nach dem zweiten Durchlauf der Platte das Gefühl, bereits alles zu kennen. Wo bleiben da die bahnbrechenden Ideen, die selbst die Vorgängeralben von "Trilateral Progression" auszeichneten?
Hier und da blitzt etwas davon auf, aber in Zeiten solcher Alben wie "Awaken The Dreamers" von All Shall Perish kann ich Neuraxis mit der Scheibe nur empfehlen, sich tief in Scham zu vergraben. Es soll mich bitte keiner falsch verstehen, ich liebe diese Band, wirklich! Aber ich habe den Eindruck, dass mit dem alten Sänger auch alle Kreativität und Tiefe in der Musik gegangen sind, und dass, obwohl der neue auf "Live Progression" die alten Songs annähernd so gut singt, wie der alte Sänger. Wie geht das?
Erst, wenn das besondere "Neuraxis-Hörerlebnis" wiederkehrt, werde ich zufrieden sein. Die den Titel gebende "dünne Linie" sollte schnell wieder in die richtige Richtung, am besten progressiv, übersprungen werden. Und bis dahin darf man gern auch mit oben genannten All Shall Perish oder neuen Sternen am Deathcore-Himmel, wie beispielsweise Here Comes The Kraken, Vorlieb nehmen.