Wer in den letzten Jahren nichts von Behemoth wissen wollte, hatte es nicht leicht. Die Polen bespielten eigentlich alles, was es an Bühnen, Terrassen, Balkonen und sonstigen Erhöhungen in Europa gibt. Nach dem positiv aufgenommenen „Demigod“ Album, welches ihnen einen festen Platz in der Death Metal Szene sichern sollte, steht nun endlich der Nachfolger in den Startlöchern und orientiert sich, wie in den Videotagebüchern zu sehen und hören war, sehr deutlich an seinem Vorgänger.

Wie zu erwarten, ist die Produktion wirklich extrem sauber. Die Gitarren klingen so unglaublich differenziert, wie man es wohl nur mit zwei verschiedenen Verzerrungen pro Gitarre schafft. Auch der Schlagzeugsound ist wirklich exzellent und alles so perfekt aufeinander abgestimmt, dass man als Freund des technisch anspruchsvollen Death Metal eigentlich nur mit runter gezogenen Mundwinkeln und Tränen in den Augen vor diesem Album sitzen kann. Wie sehr sich die Antichristen technisch verbessert hatten, war Live schon abzusehen. Was hier aber unter Studiomöglichkeiten abgelegt wird, ist kaum in Worte zu fassen. Inferno macht seinem Namen alle Ehre: einfach unglaublich, was der Trunkenbold am Schlagzeug zu leisten im Stande ist.

Musikalische Anleihen aus dem orientalischen finden sich noch häufiger als auf dem Vorgänger und erinnern in ihrer Struktur nicht aus Zufall entfernt an Nile. Die Zusammenarbeit mit Karl Sanders scheint noch nachzuwirken. „Slaying The Prophets Ov Isa“ verknüpft perfekt den mittlerweile typisch wuchtig/technischen Sound von Behemoth mit choralen Gesängen und sinfonischen Klängen und bietet in seiner Gesamtheit schon das erste Highlight des Albums. Atmosphärisch ist das Ganze so dicht, dass man kaum Platz zum Atmen hat. Leider wird dabei auch öfter den Songs wenig Platz zum Atmen gelassen. Nergals hasserfülltes Gebrüll in Ehren, aber die einzelnen Songs sind dann besonders stark, wenn Behemoth ihre technische Dominanz zum Nutzen der Atmosphäre ein klein wenig in den Hintergrund stellen und den Rhytmen, Melodien und Ideen Platz zum Entfalten geben. Das knackige „Arcana Hereticae“ ist ebenso wie das bedrohliche „Libertherme“ ein sehr gutes Beispiel, dass die Variationen und Unterschiede in und zwischen den einzelnen Liedern eher abseits des Verse liegen. Schade eigentlich, denn im Gegensatz zu vielen anderen Bands gibt sich Nergal bei den Texten mindestens soviel Mühe wie für die musikalische Untermalung. Selten fügen sich aber Musik und Text so perfekt zusammen, wie bei dem schmissigen „Be Without Fear“. Erwähnt werden muss noch das experimentelle „Inner Sanctum“. Auch wenn ich auf den cleanen Gesang von Warren Dale (Nevermore) gut hätte verzichten können, überzeugt der Song mit dem absolut genialen cleanen Zwischenteil und lockert in seiner Ruhe den Wutbrocken nochmal auf.

Behemoth erfinden sich nicht neu. Wem „Demigod“ gefallen hat, der macht auch hier absolut nichts verkehrt. Erstaunlich und absolut typisch für Nergal ist, dass er versucht, die Messlatte nochmal ein Stück höher zu legen. Auf der technischen Seite gelingt ihm das definitiv, musikalisch muss „The Apostasy“ aber leicht gegen „Demigod“ zurückstecken, bot der Vorgänger doch in seiner Gesamtheit die etwas stärken Songs. Dennoch gibt es auf „The Apostasy“ verdammt viel zu entdecken, was dafür sorgt, dass das Album nicht so schnell Staub ansetzen wird.

Behemoth · The Apostasy · 2007

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 29.06.2007

8 / 10

Playlist

01 - Rome 64 C.E.
02 - Slaying The Prophets Ov Isa
03 - Prometherion
04 - At The Left Hand Ov God
05 - Kriegsphilosophie
06 - Be Without Fear
07 - Arcana Hereticae
08 - Libertheme
09 - Inner Sanctum
10 - Pazuzu
11 - Christgrinding Avenue