Beginnen wir diese Review doch gleich mal mit den altbewährten Floskeln, die immer bei guten Doom-Scheiben kommen müssen: Ja, Ufomammut klingen auf „Oro: Opus Primum“ immer noch so, als würden sie das Taumeln und Explodieren von Planeten vertonen. Und Nein, die Italiener haben nichts von ihrer Qualität eingebüßt, Alben zu komponieren, die sich perfekt als Soundtrack für irgendwelche kranken Art-House- oder Sci-Fi-Filme eignen würden. So, nachdem das aus dem Weg ist, können wir uns der Erforschung widmen, wie das neueste Werk in das bisherige Schaffen der Band und das Genre allgemein einzuordnen ist.

Vergleicht man „Opus Primum“ mit dem direkten Vorgänger „Eve“ von 2010 stellt man fest, dass sich äußerlich nicht viel geändert hat. „Opus Primum“ ist ebenso wie der Vorgänger im Prinzip ein langer Song, aufgeteilt in verschiedene Kapitel und beinhaltet wieder zwei überlange Stücke, die allerdings diesmal an den Anfang des Albums gestellt sind und gleich zu Beginn das „Psychedelische Manifest“ des gesamten Albums entfalten. So taucht die sphärische Melodie vom Anfang wieder im vorletzten Stück „Magickon“ auf, ein Trick der auch schon bei „Eve“ zu spüren war, wenn auch etwas subtiler. Es wird spannend, zu hören, wie dieser Bogen mit dem im September erscheinenden zweiten Teil „Opus Alter“ geschlossen wird.

Gerade die psychedelischen Elemente, mit denen sich Ufomammut einen Namen gemacht haben, zeigen aber die Entwicklung einer Band auf, die auf jedem Album immer etwas anders klingt. Bei „Opus Primum“ bedeutet das eine Hinwendung zu mehr sphärischen, spacigen Klängen, die eher an den Blade-Runner-Soundtrack von Vangelis erinnern, als an die „bad trip“-Klänge, die „Eve“ im Vergleich düsterer erscheinen lassen.

Wer von Ufomammut aber jetzt Easy-Listening-Space-Doom mit Reminiszenzen an die Genre-Urväter erwartet, dürfte enttäuscht werden. Die Jungs haben vielleicht Sleep, Earth und Konsorten gehört und Pink Floyd mit der Muttermilch aufgesaugt, sind aber keine fluffigen Doomhippies. Spätestens bei „Aureum“ packt das Trio nämlich ein ganze Ladung Drone und Noise auf das ohnehin schon dichte Soundkleid und sorgen so für das klemmend-drückende Gefühl auf der Brust, was man sonst nur von Sunn O)))s Infrabässen gewohnt ist.

„Opus Primum“ ist ein heftiger Brocken geworden, den selbst gestandene Doomer nicht so einfach verdauen werden. Ufomammut-Fans würden es aber auch nicht anders wollen. War eine Steigerung von „Eve“ nicht unbedingt zu erwarten, zeigen Ufomammut jedoch eindrucksvoll, warum sie zu den wirklich harten und wirklich guten Doom-Bands gehören. Die Inkorporation von Bass, Gitarre, Krach und Synthesizern ist so fantastisch gelungen, dass man ganze Albumdurchgänge nur damit verbringen kann, die einzelnen kleinen Elemente zu verfolgen, die dieses Gesamtwerk entstehen lassen. Die Fähigkeiten zum Spiel mit schnell/langsam, laut/leise und Melodie/Fläche sind es aber schließlich, die diese Puzzlearbeit zu einer lohnenden Erfahrung machen.

Dabei ist „Opus Primum“ zum großen Teil kein Album geworden, auf das man hart abgehen kann. Vielleicht plätschert es auch nurmal so vorbei. Doch plötzlich ist man beim dritten Durchlauf und erreicht das musikalische High, das sich mit keiner Droge replizieren lässt. Und spätestens dann erkennt man, was wirklich gute psychedelische Musik ist. „Opus Primum“ ist so perfekt ausbalanciert, dass es fast unmöglich ist, sich eine Steigerung für den zweiten Teil „Opus Alter“ vorzustellen. Aber wer konnte das schon bei „Eve“?

9/10

Ufomammut · Oro: Opus Primum · 2012

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 10.04.2012

9 / 10

Playlist

01 - Empireum
02 - Aureum
03 - Infearnatural
04 - Magickon
05 - Midomine