In einem wunderschönen Dunkelblau, 10" groß und liebevoll in Handarbeit zusammengeknüpft kommt sie daher, die zwei Songs starke Split von Spancer und shEver aus dem Hause Nocebo Records. Und sie verarscht einen gleich auf den ersten Metern, ist doch auf der Spancer-Seite zu lesen "This side up - always!". Obrigkeitshörig wie man ist, legt man also zuerst Spancer auf und fragt sich, ob shEver überhaupt noch kommen werden, ist die Nadel doch schon recht weit am Platteninnenrand angekommen. Wagemutig dreht man die Platte um und erkennt den Verrat!
Zum Glück, denn fiele man auf den perfiden Trick von Spancer herein, hätte man ein ganz deftiges Doom-Kaliber verpasst. Spancer und shEver teilen sich auf dieser Split ganze 28 Minuten, von denen die eine Hälfte mit brachialem Sludge Doom aufwartet und die andere Hälfte donnernd-schleichende Melancholie verbreitet. Zu sagen, dass davon eine Seite besser ist als die andere wäre Quatsch, liegt das doch im Auge des Betrachters, besser, im Ohr des Hörers. Denn was den Sound betrifft, muss sich keiner verstecken. In den Studios ihrer Wahl wurde beiderseits qualitativ hochwertig gearbeitet.
Spancer sind dabei hierzulande keine Unbekannten und beglücken schon seit 1999 immer wieder den geneigten Freund der Bedächtigkeit. Gerade, wenn es um Live-Auftritte geht, sind die Niedersachsen immer eine ordentliche Hausnummer. Mit "The Eagle", einer viertelstündige Stoner-Orgie, drücken die Braunschweiger einem quasi per Fernbass den Kopf gegen Brust und lassen ihn erst wieder los, wenn man die drei Riffs, welche derweil erklingen, durchweg abgewippt hat. Der Song ist trotz seiner Länge so eingängig, dass man schon des Öfteren die Nadel zurückstellt, um sich auf diesen Trip mit dem Vögelchen noch einmal mitnehmen zu lassen.
So ansteckend die Spancer-Nummer auch ist, die richtige Überraschung erwartet einen mit "Path of Death" der Schweizer shEver. Die, bis auf den Basser, frauendominierte Formation schleudert einem tieftraurige Bitterkeit entgegen, die nicht auf Besserung hoffen lässt. Dabei rödelt der Bass so tief unten und dermaßen druckvoll, dass es einem beinahe den Mastdarm zusammendrückt. Mit Elementen, die an Heirs erinnern und einer Stimme, die auch perfekt im Black Metal verortet werden könnte, schiebt sich "Path of Death" einfach nur erbarmungslos nach vorn. Wer hier keine Gänsehaut bekommt, hat schon jegliches Gefühl verloren.
Auch wenn man es darauf anlegen würde, man kann sich über diese Veröffentlichung nicht beschweren. Sie sieht gut aus, ist wertig und bietet musikalisch genau, was es verspricht. Knapp 30 Minuten pures Doom-Vergnügen. Entgehen lassen darf sich die Split eigentlich nur, wer einzig einen Walkman zur Musikwiedergabe besitzt. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung!