Die Deutschen Dargolf Metzgore sind vielleicht noch nicht jedem ein Begriff. Und zugegeben: Auch ich bin erst seit Kurzem Fan der Jungs aus dem Schwabenländle. Warum? Ihre Mischung aus Deathcore mit jeder Menge Tightness und Groove haben es mir einfach angetan. Und für jemanden, der The Black Dahlia Murder nicht als Band, sondern als eine eigene Religion betrachtet, bedeutet das, dass er an Dargolf Metzgores "Blood Rush" einfach nicht vorbei kommt. Und so war es für mich eine große Freude, die ambitionierten und immer zu Scherzen aufgelegten Jungs mal näher unter die Lupe zu nehmen. Denn dass sie den Schalk im Nacken sitzen haben, dämmerte mir spätestens nach der Antwort auf meine erste Frage...

Dargolf Metzgore
Dargolf Metzgore



Gleich zu Beginn mal die Frage: Wie seit ihr auf den Bandnamen gekommen? Welche Geschichte steckt dahinter?

Felix Fried (Felix): Der Bandname hat natürlich eine Geschichte! Wir haben ja auch zwei Jahre mühselig nach dem coolsten Metal-Bandnamen der Welt gesucht... Das ist dabei rausgekommen:

Der Dargolf ist die Galeere der 12 griechischen Hauptgötter. Mit dieser Galeere flogen sie über die Welt, um schnell am Ort anzukommen, an dem ihr Handeln verlangt war. Der Metzgore wiederum, nicht – wie man annimmt – ein brutaler Metzger, sondern einer der Ruderer. Diese wurden am Fluß Styx rekrutiert, weil sie nicht genug Geld für den Fährmann Charon hatten. Damit sie nicht in alle Ewigkeit am Ufer des Styx festsitzen, gewährt ihnen der Kriegsgott Ares, der den Dargolf steuert, eine tausendjährige Arbeitszeit auf der Galeere. Im Gegenzug bekommen sie eine Goldmünze, den so genannten 'Charonspfennig', für die Überfahrt in den Hades.

Die lange Suche nach dem Bandnamen hat sich gelohnt, denke ich, denn er bleibt definitiv im Gedächtnis hängen, haha! Gibt es bei euch ein größeres Konzept hinter der Musik oder regiert die Spontaneität/ der Spaß?

Felix: Es gibt eigentlich kein "Konzept" hinter der Musik. Wir machen Musik, die uns gefällt. Und alles andere ist eher Nebensache. Spontaneität bei der Probe ist oft gut, jedoch muss man ganz ehrlich sagen, dass sich nur mit Spaß und Gejamme keine guten Songs schreiben lassen. Das Songwriting nehmen wir sehr ernst, weil wir jeden Song so geil wie nur möglich machen wollen. Und das braucht dann natürlich auch seine Zeit.

Yorck Babinsky (Yorck): Das Konzept ist, geilen Metal zu spielen, der keine Stilbegrenzungen kennt und Spaß macht.

Wer ist denn bei euch der Ideengeber bzw. sind die Ideengeber? Entstehen Texte und Musik zusammen oder nacheinander? Wie kann man sich die Arbeit an den Songs bei euch vorstellen?

Felix: Im Prinzip schreibe ich die Songs vorerst mal alleine und stelle sie dann der Band vor, wo dann natürlich noch optimiert und verändert wird. Die EP wurde fast ausschließlich so geschrieben, bei "Blood Rush" waren jedoch alle Persönlichkeiten sehr involviert, was natürlich toll ist, jedoch auch viel Zeit kostet und nicht immer zu einer Lösung führt.

Beim neuen Album wird auf jeden Fall Zatti (Tobias Zatti) mehr mitschreiben. Wir sind gerade beide auf der selben Wellenlänge und ergänzen uns sehr gut, was Schreiben, jedoch auch Spielen anbelangt.

Die Texte und Gesangsrhythmen werden immer erst geschrieben, wenn der Song fertig ist. Wer die Texte schreibt, ist immer unterschiedlich. Viele schreiben wir zusammen und es spielt auch bei uns bisher eine eher untergeordnete Rolle, wer die Texte schreibt. Hauptsache sie sind lustig oder einfach nur brutal und passen zur Musik.

Tobias Zatti (Zatti): "Sea of Blood" ist der älteste Song der CD, den habe ich 2006 alleine geschrieben und ihn der Band irgendwann später vorgestellt. Nach ein paar Verbesserungen wurde er aufgenommen und im Studio haben Io (Ioannis Vasiliadis) und ich den wohl einzigen Text mit Sinn, den wir jemals hatten/haben werden gedichtet. In dem Text geht es um die verlorenen Seelen, denen nicht einmal mehr der Kriegsgott Ares einen Platz auf dem Dargolf angeboten hat.

Seit wann gibt es euch und in welcher Besetzung? Habt ihr vor eurer EP noch andere Musik gemacht? Oder andere Projekte gehabt?

Felix: In dieser Besetzung gibt es uns noch nicht einmal ein Jahr. Bei der Aufnahme von "Blood Rush" mussten wir uns leider von unserem Sänger Io trennen. Das war kein einfacher Schritt, da Io ein Gründungsmitglied war und uns sehr stark repräsentierte. Leider mussten wir uns aufgrund von Motivationsgründen trennen – eine Abmachung beiderseits. Es ist nicht auszuschließen, dass er eventuell irgendwann wieder zu uns stößt.

Das war gerade während der Aufnahmen zu "Blood Rush", also brauchten wir dringend einen neuen Sänger. Mir fiel sofort Christoph ein, da ich seine Band ein paar Monate zuvor aufgenommen hatte und ich noch wusste, wie gut er war. Ich rief ihn spontan an, und er kam sofort am nächsten Tag ins Studio, hörte sich die Songs an und innerhalb von 5 Tagen (!!) waren die Aufnahmen drin. Seitdem ist Christoph unser neuer Frontmann, und wir sind mega stolz drauf!

Alles, was wir vor der EP gemacht haben, ist eigentlich nicht nennenswert...

Christoph macht einen wirklich guten Job, wenn ich das so sagen darf. Ich mag Sänger, die eine große Bandbreite haben und sie gut einzusetzen wissen. An Christoph: Hast du Vorbilder im Kopf oder folgst du deinen eigenen Vorstellungen bei den einzelnen Gesangsparts?

Christoph Wolf (Christoph): Hmm, wenn ich mir 'ne Gurgel zusammenschustern dürfte, würde ich definitiv Mikael Åkerfeldts (Opeth) böse Growls und Damon Welchs (Graves Of Valor) fiese Shouts nehmen wollen. Kombiniert mit Hernan Hermidas (All Shall Perish) Variablität und Finesse wäre es, glaub' ich, echt die Ultraröhre. Aber eigentlich versuche ich, mir meine ganz persönliche Note zu erarbeiten und immer ein Stückchen besser zu werden. Mal konzentrier' ich mich auf tief, mal auf hoch, mal auf Variabilität oder Ausdrucksstärke. Ich hab' immer was dran zu nörgeln, und grade das treibt mich an.

Wie würdet ihr euren Stil bezeichnen?

Felix: Moderner Death Metal.

Samuel Schäfer (Sammy): Mischung aus schwedischem und amerikanischem Metal.

Damit zusammenhängend: Welches sind eure musikalischen (und/oder anderen, z.B. literarische oder filmische - ich denke da vor allem an die Samples) Einflüsse?

Felix: Oha, wir haben unendlich viele Einflüsse, das ist echt schwer einzugrenzen. Ich würde mal sagen, dass unsere musikalischen Haupteinflüsse von The Black Dahlia Murder über Unearth bis zu Cynic reichen... und noch viel weiter. Auf "Blood Rush" sind auf jeden Fall viele moderne Einflüsse zu hören, aber auch eher traditionell orientierte Riffs, sowie bei "Sea Of Blood". Literarisch haben wir nahezu keine Einflüsse, haha, ich denke die Texte sprechen für sich. Filmisch kann ich nur Russ Meyer empfehlen – große Brüste und sinnlose Handlung!

Yorck: Tarantino und Zombiefilme find' ich eigentlich ziemlich geil...

Werdet ihr auch zukünftig Samples aus Filmen mit in eure Songs einbauen, wie zum Beispiel das uns allen aus "Kevin allein zu Haus" bekannte Film-Zitat "I'm going to give you to the count of ten to get your ugly, yellow, no-good kiester off my property..." am Anfang von "Bed & Breakfast"? Betrachtet ihr das einfach als lustigen Gag oder seht ihr euch – hochtrabend ausgedrückt – in einer Tradition stehen, so dass die Zitate eurer Musik mehr Sinn oder Ausdruck verleihen?

Felix: Wenn du irgendeinen Sinn daraus erkennen kannst, dann Respekt! Hahaha!
Ich find Film-Zitate einfach geil. Jeder sollte sich zum Spaß mal Skinless reinziehen!

Was macht ihr eigentlich neben der Musik?

Christoph: Student.

Felix: Student.

Sammy: Spiele den ganzen Tag Schlagzeug.

Zatti: Im Moment Zivi, ab Sommer studieren.

Yorck: Arbeite als Fachinformatiker.

Ansonsten soviel Bier und Jägermeister trinken wie nur geht und den ganzen Tag Steel Panther hören!

Arbeitet ihr bereits an neuem Material? Wann können eure Fans mit einem neuen Album rechnen?

Felix: Oh ja, das tuen wir! Ich kann nur sagen: Macht euch auf was gefasst! "Blood Rush" war nur der Vorgeschmack auf das, was noch kommt! Mit den letzten zwei CDs sind wir selbst gewachsen, vor allem sind wir technisch viel besser geworden. Wir mussten zum Teil Sachen schreiben, die wir erst noch lernen mussten, um sie richtig zu spielen. Jetzt steuern wir Richtung Gipfel zu und werden das auch auf der nächsten CD zeigen. Das nächste Album wird auf jeden Fall viel mehr Death Metal. Und es wird noch mehr stilistische "Ausschweifer" geben. Und mehr 80s-Metal-Solos!

Sammy: Wir sind jetzt schon am Schreiben, so dass die CD wahrscheinlich Anfang 2011 rauskommen wird!

Also ist es euer erklärtes Ziel, technisch noch besser zu werden und einfach die Einflüsse in eure Musik mit reinzunehmen, die euch gerade gefallen, wenn ich das richtig verstehe? Das klingt fast nach "Progressive Death Metal", wobei ich da spontan an Bands wie Opeth, Between The Buried And Me oder gar Orphaned Land denken muss. Ihr würdet euch aber weniger über einen bestimmten Stil definieren, als einfach über die Musik, die ihr gerade gut findet und spielt, oder?

Felix: Jede Band wird mit jedem Album technisch besser und puscht sich in irgendeiner Form. Das ist manchmal gut, manchmal nicht, aber man kann und möchte auch als Band nicht 10 Jahre lang genau dasselbe schreiben. Wir wollen aber auch nicht zu einer "Btbam-Band" werden. Wir wollen Musik für den "normalen" Hörer machen und nicht nur für Musiker.

Christoph: Hmm, also an mir lag's nicht, haha. Wir hatten viele Ideen, haben uns aber dann doch für die besten entschieden. Normalerweise sollte noch ein circa siebenminütiger Track drauf. Wir haben uns dann aber doch umentschieden, weil wir mit dem Material nicht ganz zufrieden waren.

Wird das neue Album, das, wie ihr sagt, wahrscheinlich 2011 rauskommt, länger werden als "Blood Rush"? Immerhin war die kurz geratene Spielzeit der CD einer der wenigen negativen Kritikpunkte der meisten Hörer/Rezensenten.

Sammy: Ja, zehnmal länger, haha!

Felix: Auf jeden Fall! Es werden definitiv mehr Songs. Und auch ein, zwei richtig Lange.

Yorck: Es geht also nur um die Länge? Kein Ding, wir können auch gerne 74 Minuten
die Leute zuballern... Die Länge von "Blood Rush" hatte seine Gründe, aber es ist 'n geiles
und in sich schlüssiges Album geworden. Hört man's halt zweimal...

Es geht natürlich nicht ausschließlich um die Länge, haha! Die Qualität sollte immer eine entscheidende Rolle spielen. Könnt oder wollt ihr die Gründe nennen, warum "Blood Rush" eher kurz geworden ist? Hängt es mit dem kurzfristigen Wechsel des Sängers zusammen?

Felix: Ich glaube, es lag daran, dass wir die Songs zu einem großen Teil zusammen geschrieben haben und wir dadurch beim Schreiben oft gegen eine Wand gefahren sind. Außerdem waren wir technisch zu dem Zeitpunkt noch nicht so fit, dass wir alles sofort so spielen konnten, wie wir das wollten, hehe.

Zatti: Ursprünglich wäre auf "Blood Rush" noch ein achter Song gewesen – der letzte Teil unserer Trilogie, der "Day Three" heißt. Hätten wir den Song mit reingenommen, hätten wir ein Album mit einer stolzen Länge von fast 50 Minuten gehabt. Da "Day Two" auf der EP ziemlich gut ankam, wollten wir die Fans mit dem Nachfolger natürlich nicht enttäuschen. Der Song war gut, aber wir hatten ihn bis zur Studio-Deadline leider nicht ganz fertig. Und wir wollten nicht einfach noch schnell irgendwas dazupfuschen, was wir im Nachhinein bereut hätten. Wenn alles gut läuft, wird man den Song auf dem neuen Album zu hören kriegen. Eventuell auch mit Neuaufnahmen und verbesserten Versionen von "Day One" und "Day Two" als EP.

Habt ihr schon eine Vorstellung vom Artwork der neuen Scheibe?

Felix: Nein.

Wird es in Zukunft Stilveränderungen geben? Oder bleibt ihr eurer Mischung treu?

Felix: Es wird mehr Death Metal geben und weniger Core-Einflüsse, aber es wird definitiv eine bunte Mischung bleiben, da die uns auch auszeichnet.

Yorck: Wir mischen wie immer alles auf was wir Bock haben.

Also könnte man sagen, dass ihr vom Grindcore ("Guts, Blood And Booze") zum Deathcore ("Blood Rush") zum (progressive) Death Metal umschwenkt? Wird es auch ruhigere Parts geben, wie beim Ende von "Day 2" auf "Guts, Blood And Booze"? Das gefiel mir ausgesprochen gut.

Zatti: Also ich würde eigentlich beide Alben schon als Death Metal bezeichnen und wirkliche Grindcore-Passagen fallen mir spontan nicht ein auf "Guts, Blood And Booze".
Ruhigere Parts wird es definitiv wieder geben. Wir schreiben zur Zeit sogar an einem noch unbetitelten instrumentalen Song, der stellenweise etwas ruhiger ausfallen wird. Unsere Fans der ersten Stunde stellen wir natürlich auch in Zukunft zufrieden!

Felix: Ich denke mal, wenn uns wieder was Gutes einfällt auf jeden Fall. Aber wir wollen ja nichts erzwingen.

Habt ihr inzwischen Kontakt zu einem Label?

Felix: Wir haben Kontakt zu einem amerikanischen Label, welches "Blood Rush" voraussichtlich ab März weltweit digital vertreiben wird. Aber ansonsten sind wir immer noch auf der Suche nach einem Label oder nach einer Booking Agency, die uns hilft, noch mehr Gigs zu beschaffen!

Wann können euch eure Fans das nächste Mal sehen?

Felix: Konzerte stehen immer auf unserer Website und unserer Myspace-Seite. Wir spielen überall gerne. Wenn Interesse besteht: einfach bei uns melden! Ansonsten wäre es natürlich genial, wenn wir wieder beim Summer Breeze einen Platz finden könnten, bis jetzt steht aber leider noch nichts fest.

Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg! Möchtet ihr euren Fans noch ein paar letzte Worte mit auf den Weg geben?

Felix: Danke für die geile Unterstützung und weiter so!

Zatti: Zieht euch unseren Scheiß rein und kommt doch mal mit uns ein Bierchen trinken auf einem Konzert!