Moment, Christof Kather? Hatten wir den nicht erst im Interview? Na klar, den schreiben wir alle drei Wochen an, damit es hier auch mal was zum Lesen gibt! Außerdem hat er gerade mit der Krefelder Kultband Japanische Kampfhörspiele die lang ersehnte Reunion-Platte "Welt ohne Werbung" fertig gemacht, die sich mehr als gut hört und in unserem Review bereits ganz dick abgeräumt hat. Ob Herr Kather auch gute Antworten geben kann, lest ihr im Folgenden:
Glitzerbärchen
Hallo Christof! Schön, dass das wieder klappt und vielen Dank für den
niedlichen Bärenaufkleber. Wie geht es dir?
Mir geht es gut! I'm happy.
Reunion-Album!? Warum? Was trieb euch aus dem Keller und wieder gemeinsam an die Intrumente? Hattet ihr keine Lust mehr zu schweigen und die Welt einfach so weitermachen zu lassen?
Geschwiegen wurde ja nicht. Es gab in den letzten Jahren immer mal wieder Releases, die auch von JAKA hätten sein können. Textlich sprechen die Platten von Mädchendreck und vor allem Das Oldschoolformat Der Zukunft dieselbe Sprache wie eine reguläre JAKA-Scheibe. Da sich derlei Projekte aber nicht annäherend so gut verkaufen wie Platten, auf denen Japanische Kampfhörspiele steht, haben wir das jüngste eben wieder unter dem alten Erfolgsnamen herausgebracht. Das Problem dabei jetzt: Man muss nun auch wieder Konzerte spielen, sich also wieder zu Proben treffen. Die Befürchtung, wir würden uns dabei sofort wieder die Köpfe einschlagen, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Bis jetzt.
Ihr habt jedoch nicht nur die alte Mannschafft mit Hoff, Freund, Nowak, Bajo und dir zusammengetrommelt, sondern auch alte Hasen wie Klaus Nicodem und Simon Schaffrath für einige Titel ins Boot geholt. Wie konntet ihr die Jungs motivieren, wieder was für JAKA zu machen?
Klaus war eigentlich eingeplant, weiterhin bei JAKA Gitarre zu spielen. Onkel Tom hat ihn dann abgeworben. Die Riffs, die er für das Album schon gemacht hatte, hat er uns aber überlassen. Da es keine Saufriffs sind, kann er sie bei Onkel Tom sowieso nicht verwenden. René [Hauffe; Red.], der ja seit 2007 der zweite Gitarrist neben Klaus gewesen war, hatte schon kurz nach der Auflösung gesagt, dass er auch im Falle einer Reunion nicht mehr bei JAKA spielen wollen würde, da ihm das alles zu wenig Death Rock sei. Warum er für "Welt Ohne Werbung" nun doch Riffs beigesteuert hat - und dann auch noch so geile - weiß der Himmel. Dass wir Simon als Gastvokalisten an den Start bringen sollten, war die Idee von Tobias Paul aus Berlin. Der ist einer der Fans der ersten Stunde und wollte als solcher noch einmal den Großstadt-Shouter auf einer Platte hören. Gute Idee! "Weiter im Programm" wäre sicher nur halb so geil geworden ohne die Reibeisengrunze von Simon.
Da kann ich nur zustimmen, in der Schaffrath-Familie sieht man nicht nur geil aus, man kann auch derbe grunzen. Abgesehen davon, dass aus vielen Ecken zusätzlich Riffs beigesteuert wurden (Hoff, Nicodem, Hauffe), ist die Platte mit gut einer Stunde Spielzeit auch ordentlich lang geworden. Kein Song endet großartig unter zwei Minuten, was für Japanische Kampfhörspiele doch extrem lang ist. Habt ihr etwas an eurem Songwriting-Prozess geändert?
Eigentlich nicht. Wir haben alles was an Riffs vorhabenden war, in einen Topf geballert, gut umgerührt und die Resultate dann in Richtig aufgenommen. So, wie immer. Dass da Refrains und als solche erkennbare Strophen entstanden sind, war keine Absicht. Das müsst ihr uns glauben!
Cover "Welt ohne Werbung"
Aber die Texte sind sicherlich kein Zufall und für viele bist du selbst verantwortlich. Hast du davon welche auf Halde oder schreibst du nach Bedarf? Was motiviert dich dabei und wie viel Einfluss haben die anderen Bandmitglieder darauf?
Ich schreibe sämtliche Texte. Und auch hierbei lasse ich einfach alles auf mich einströmen und ordne es nur. Das Informationszeitalter ist ja voller Texte. Im Grunde sind es viel zu viele, so dass die eigentliche Kunst darin besteht, auszuwählen und zu kombinieren. Collage ist und war schon immer die Hauptüberschrift bei JAKA. Fragmente sammeln und diese so zurechtschustern, dass am Ende alles zusammenpasst. Darum geht es.
Der vielleicht polarisierendste Text ist wohl "Der neue Hitler", welcher sich mit Obamas Außenpolitik beschäftigt, wenn man das so grob zusammenfassen kann. Was ist deine Idee dahinter und wie seid ihr dazu gekommen, Zingultus von Endstille als Gastsänger zu aquirieren?
Dass "Der neue Hitler" Obama sein soll, das haben schon viele erraten, die den Track gehört haben. Der Vergleich hinkt natürlich gewaltig. Eigentlich haben die beiden ja nur gemeinsam, dass sie charismatisch sind. Und das war auch der Startpunkt für den Text. "Er ist so charismatisch", diesen Satz habe ich aufgeschnappt als im Reichsrundfunk über eine Rede Obamas berichtet wurde. Bei charismatisch denkt man natürlich sofort an den Österreicher mit der Stinknase. Der war ja auch charismatisch. Der Rest des Textes ist dann eine eher lustige Aneinanderreihung von Unterschieden zwischen Obama und Hitler. Bis darauf, dass die beiden - wie alle Führer dieser Welt - natürlich tierlieb und superehrlich sind, sind sie ja ansonsten so unterschiedlich wie schwarz und weiß. Es ist also ein totaler Quatschtext. Zingultus war sofort Feuer und Flamme als Bony ihn anmailte und ihn fragte, ob er den Track singen will. Ob nun wegen Hitler oder wegen JAKA weiß ich nicht. Der Typ ist auf jeden Fall voll der nette Kerl. Ich war ganz überrascht! Hatte eigentlich erwartet, dass er uns erstmal ein paar reinhaut mit seinem Patronengurt.
Apropos Patronengürtel und Endstille - ein bisschen Black Metal ist ja auch auf "Welt Ohne Werbung" zu finden. "Chef de Cuisine" ist vom Opening-Riff und Drumstil schon sehr schwarzmetallisch. Zufall oder habt ihr mit Mädchendreck ein bisschen Blut geleckt?
Ursprünglich hieß die Nummer "Wie ein Idiot" und hatte einen ganz anderen Text. Die Riffs, die Robert zunächst zu diesem Stück Drumming gemacht hatte, waren Death Metal. Irgendwie hat das ganze aber nicht so richtig funktioniert, und beinahe hätten wir den Track einfach weggeworfen. Da es deswegen nichts mehr zu verlieren gab, hatte ich Robert gesagt, er solle mal einfach Black Metal dazu machen. Auf der letzten Fake Idyll hatte er ja auch schon zwei Black Metal-Nummern gemacht, die ja sogar noch blacker sind als alles von Mädchendreck zusammen. Den Text hatte ich noch in der Schublade. Der war mir mal eingefallen, als ich eine Straße überquerte. Beinahe der komplette Text. Auf der anderen Seite angekommen, habe ich ihn schnell in mein Büchlein geschrieben und dann dort vergessen - bis zu dem Zeitpunkt, als Robert dann den Mülltrack beblackmetalte. Plötzlich machte alles einen Sinn, und es entstand der, meiner Meinung nach, schönste Song des ganzen Albums! Wolf Rüdiger Mühlmann würde uns sicher unterstellen, wir hätten uns vom Vegan Black Metal Chef inspirieren lassen. Ist aber wirklich nicht so! Den Black Metal-Chef habe ich erst später kennengelernt.
Haha, ja das ist eine gute Nummer geworden, der Black Metal steht euch und ein wenig kann man sicher den Pad Thai kochenden Schminkminister raushören. Aber mal eine Ebene höher. Wie kamt ihr auf "Welt ohne Werbung". Da steckt ja viel drin. WOW als Spielekritik? 'Wow' - als Interjektion oder einfach nur das, was es aussagt?
Bony fand den Titel zuerst nicht so gut. Zu recht, unterscheidet er sich von den Titeln früherer Alben dadurch, dass man bei tausend anderen Sachen als bei JAKA landet, wenn man ihn googelt. Ich fand ihn zuerst auch nicht so cool. Von der Art her passt er aber schon in die Reihe der jüngeren Releases. Genau wie "Rauchen und Yoga", "Bilder fressen Strom" und "Kaputte nackte Affen", besteht er aus drei Wörtern. Das Google-Argument wurde dann irgendwann fallen gelassen. Der Titel passte nämlich dann auch zum inzwischen entstandenen Coverartwork. Also jedenfalls gefühlsmäßig. Beziehungsweise eher als "Schwul und Gottlos" oder einer der anderen Titel, die noch im Rennen waren. Dieser verkrampft intellektuelle Überbau, den unser Coverartist Hektar da auf Stormbringer breitgetreten hat, ist Quatsch. Konkret gedacht hat sich bei uns intern keiner was. Aber interpretiert ihr mal alle schön! Die lustigsten Interpretationsergebnisse veröffentlichen wir dann auf unserer Website. Vielleicht.
Gut drauf: Martin, Bajo, Bony, Robert, Christof
Werden die Vorschläge dann auch auf T-Shirts gedruckt?
Das sicher nicht.
Du hast zuvor gesagt, dass das Problem an JAKA das ist, dass ihr wieder live spielen müsst, was natürlich Proben mit sich bringt. Wie laufen die gerade und welche Songs kann man live von euch erwarten? Gibt es auch ein paar alte Kamellen wie "Dresscode" oder "Gekochtes für Tiere"?
Alte Kamellen dürfen nicht fehlen. Ansonsten gibt es einige Stücke, die wir noch niemals live gespielt haben. Neben welchen vom Reunion-, wird es auch Songs vom Deunion-Album "Kaputte nackte Affen" geben, welche wir damals live nicht mehr promotet hatten wegen kein Bock mehr.
Nach dem Deunion-Album "Kaputte Nackte Affen" kam ja noch die Tribute-Platte auf welcher unter anderem Rummelsnuff seinen Beitrag zu "Minderleister" ablieferte. Auf WOW ist er erneut vertreten und singt "Gedopte Sklaven". Worum geht es in dem Song und wie seid ihr darauf gekommen, Rummelnuff und Elektrokill dafür einzuspannen?
Rummelsnuff und Elektrokill mussten einfach mal was zusammen machen. Beide sind bekannt dafür, immer wenig Zeit zu haben. Wenn aber JAKA rufen, macht man sich gerne frei und sagt alle möglichen sonstigen Verpflichtungen ab. In dem Song geht es um die moderne Arbeitswelt. Stichwort Flexibilität. Sich verbiegen können und so.
Hört man sich den Mix der Platte an, fällt auf, dass das Schlagzeug sehr prominent und sauber eingemischt ist. Nehmt ihr das Set rein akustisch ab oder arbeitet ihr nach den Aufnahmen mit Midi-Sounds?
Unser neuer Produzent, Carsten Benninghoff, musste das Schlagzeug komplett nachtriggern, so scheiße hatte ich das aufgenommen. Auch die anderen Instrumente hat er retten müssen. Wir nehmen ja immer zwischen Tür und Angel auf, wegen der Spontaneität. Da hält man sich nicht lange mit optimaler Mikrophonierung auf. Anscheinend hat Carsten das aber sehr gut hinbekommen. Ich finde das Endergebnis ebenfalls sehr organisch und transparent. Das Schlagzeug war auf früheren Alben mehr im Vordergrund. Aber was solche Dinge angeht, ist die Wahrnehmung ja immer sehr verschieden. Bei der nächsten Platte wollen wir mal wieder rein akustisch zu Werke gehen. Natürlich nur aus Nostalgiegründen. Generell ist Triggern ja längst erlaubt. Nur Quantisieren darf man nicht!
Quantisieren ist natürlich mehr als verpönt, wenn man nicht gerade Florian Silbereisen heißt.
Der quantisiert? Walzer kann man doch gar nicht quantisieren!
Du sprichst tatsächlich von einer weiteren Platte. Haben die JAKAs wieder so viel Bock, dass da schon was in Planung ist oder muss das einfach, damit der Rubel rollt?
2015 ist unser Coveralbum "Deutschland von vorne" 10 Jahre alt. Dann ist es also Zeit für eine "Deutschland von vorne 2". An einer solchen planen wir gerade herum.
Soll das dann wieder Cover enthalten oder covert ihr euch einfach selber?
Es wird sich wieder ausschließlich um Coverversionen handeln.
Ihr hattet im vergangenen Jahr veröffentlicht, dass ihr am 29.11.2014 im Skullcrusher, Dresden spielt. Jetzt findet der Gig im K17 in Berlin statt. Was ist da passiert, wieso die Bundes- anstatt der sächsischen Landeshauptstadt?
Keene Ahnung. Musste ma den Bony fragen.
JAKA - Sehr dekorativ!
Bony organisiert also eure Auftritte?
Ja. Beziehungsweise nimmt er die Anfragen entgegen. JAKA spielen auch nach der Reunion ausschließlich auf Anfrage.
Ihr spielt neben Clubgigs auch einige Festivals wie das "Rock im Betonwerk" in Chemnitz. Was sagt euch mehr zu, die große Bühne oder der kleine Club?
Der Mix machts. Ab und zu treten wir auch auf privaten Gartenparties auf. Sowas kostet dann aber einiges an Schotter. Beziehungsweise Kies. Je nach Einfahrt.
Zum Abschluss spielen wir noch "Die zehn Entscheidungen des Kathers". Bist du bereit?
Los!
Himbeereis oder Bockwurst?
Wieso oder? In Kombination natürlich am schärfsten!
Käpt'n Nemo oder Käpt'n Rummelsnuff?
Käpt'n Ahab.
Gurkenwasser oder Long Island Ice Tea?
Kenn ich nicht. Nehme daher lieber das Gurkenwasser.
RTL II oder Peter Scholl Latour?
Mehmet Scholl Latour. Der mag ja gerne Krombacher.
Hackfleisch oder Linseneintopf?
Linseneintopf.
Hund oder Katze?
Kommt drauf an. Sesamkatze ist schon geil. Hund gehorcht besser.
Fahrrad oder Rollschuhe?
Rollschuhe? Hast du gesagt ROLLSCHUHE?!
Schlagzeugspielen oder Bier trinken?
Dreimal darfst du raten.
Bier, Bier und Bier? - Weiter: Urinal oder Kabine?
Ich habe eine sehr schüchterne Blase. Von daher Kabine oder direkt Leitplanke bei Vollsperrung auf der Autobahn.
Noch eine Frage oder lieber Schluss?
Langsam reichts, oder?
Vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gebühren dir!
Das Gespräch ist jetzt beendet!