DONNERSTAG
Franchising ist der Trend der Stunde. Und was bei Restaurantketten mittlerweile Gang und Gäbe ist, muss ja auch bei Musik funktionieren. Zumindest hat sich das der österreichische Metalveranstalter „Rock The Nation“ gedacht und das Metalfest aus der Taufe gehoben, das 2011 zum zweiten Mal zeitgleich in mehreren europäischen Städten stattfand. In Dessau knüpft die deutsche Metalfest-Ausgabe 2011 historisch an das Legacy-Fest von 2009 an und es wird spannend sein zu erleben, ob das Franchise-Festival auch 2011 die gleiche Atmosphäre erzeugen kann, wie die natürlich gewachsenen Festivals.
Die Anreise am Donnerstag gestaltete sich problemlos, das Zelt war schnell aufgebaut und das erste Bier geköpft. Doch was nun? Das dachten sich anscheinend auch die anderen Besucher, die bereits am Donnerstag anreisten. Da das Festival bereits Freitagmittag begann, entschieden sich viele, bereits einen Tag früher anzureisen, was in diesem Fall mit 10€ pro Person zu Buche schlug. Geboten wurde dafür zwar nichts, ohne Auftaktdisko oder ähnliches verwandelten die zahlreichen „Frühanreiser“ aber einfach den ganzen Zeltplatz in eine Riesenparty, tanzten ausgelassen auf den Dixies und starteten sogar ihr eigenes Feuerwerk. [Fur]
FREITAG
Kultasiipi
Der Opener-Slot ist ja immer etwas undankbar und dementsprechend war der Bühnenvorplatz auch nur spärlich gefüllt, als die berliner Folk Metaller Kultasiipi die Bühne betraten. Unter Umständen lag es aber auch am etwas gehobenen Anspruch, den die deutsche Band, bestehend aus lauter sprachaffinen Musikern, an sein Publikum stellt und folgend nur finnisch singt. Man weiß es nicht. Wir tippen jedenfalls aus Taktgefühl auf den Opener-Slot. Was man musikalisch geboten bekam, lag erwartungsgemäß in folklastigen Gefilden, die mit einigen Death-Anleihen gespickt waren und leider etwas schwer von der Hand gingen, wie es schien. Das gipfelte letztlich auch in einigen Gitarrenproblemen und Soundausfällen. Nett, wenn man Folk Metal-Enthusiast ist, ansonsten eben gängiger Standard ohne große Momente. [Win]
Purgatory
Zu jedem Festival gehören auch regionale Vertreter und Purgatory sind wohl neben Defloration das regionalste, was man in Sachsen bekommen kann. Der Auftritt an sich war auf dem Niveau, das man von den Nossenern gewohnt ist. Der Sound war ausgewogen und Kracher wie „Seeds of Annihilation“ gehen eigentlich immer. Dabei zogen die Jungs ihr Brett ohne großes Gequatsche durch und konnten damit schon in den Mittagsstunden einige Death Metaller zum Headbangen animieren. [Fur]
Guns of Moropolis
Dieses Trio war ja schon vor dem Metalfest im Gespräch und wurde durch die Onlinemedien gezogen. Wir haben sie auf dem Zeltplatz kennengelernt und direkt ihren Unmut geerntet, weil wir uns einfach diesen Bandnamen nicht merken können. Mourn of Sir Coconut haben dann aber eine gediegene Show abgeliefert, wofür nach der physischen Präsenz zuvor auf dem Zeltplatz schon Respekt gezollt werden kann. Shaun of Monopoly haben ihren Southern Rock 'n' Roll mit leichten Death-Spitzen gut an den Mann gebracht und ein locker-flockiges Set gespielt, das treibend-frisch nach vorn ging. Gute Auflockerung, die ...äh... Guns of Moropolis?...jedenfalls das Trio aus dem Schwabenland hier bieten konnte. [Win]
Treeb
Weiter ging es mit Treeb, deren Musik man wohl knapp als Metallicaesk bezeichnen könnte. Inspiriert von der Load/Reload-Phase der Thrash-Urgesteine mit einer deftigen Prise Melodie dürften die Berliner zu den besten „Nachwuchsbands“ des Festivals gezählt haben. Kivimetsän Druidi auf der Main-Stage waren mit ihrem Folk Metal dagegen ein zweischneidiges Schwert. Mit dem verzerrten Gesang von Fronter Joni wären die Finnen als akzeptable Folk/Black Band durchgegangen, der klare Gesang und „elfengleiche“ Beschwörungstanz von Leeni dagegen rückte das ganze wieder in die kitschig/verträumte Ecke. Schade! [Fur]
Milking the Goatmachine
Bei Scar Symmetry kann man meistens nicht viel falsch machen. Auch wenn man hier kein aktiver Hörer ist, bieten die Jungs immer eine nette Show. Schneller, verspielter Death Metal, der gut ins Ohr geht. Aber wo war eigentlich Dino? Dino, anyone? Keine Ahnung. Von Milking The Goatmachine gibt es jetzt aber anscheinend Masken. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wer die Spinner unter Vertrag hat. Wenn man dann noch darüber sinniert, wer die Bands dieses Labels hört, kann man sich auch ausmalen, wie viele Leute diese scheiß Masken hatten. Ganz großes Kino: der Drummer singt und blastet, der Fuchs, oder Iltis...oder Wolf tanzt auf der Bühne und Heidi lässt sich ...naja... Kasperletheater für Menschen die eine Show brauchen, um an Musik ihre Freude zu finden. Zumindest verzocken sich die Leute nicht nur. Aber darauf muss man schon echt Bock haben oder mehr als drei Stiegen Bier im Auto haben. [Win]
Destruction
Destruction eröffneten auf dem diesjährigen Metalfest den Reigen der Ruhrpott-Thrashlegenden und zeigten direkt, dass sie kein bisschen Spielfreude und Geschwindigkeit in den letzten drei Jahrzehnten eingebüßt haben. Schmier gab direkt bekannt: „Wir haben nicht viel Zeit, ich halt meine Fresse und wir spielen was!“, und hielt sich dann auch daran. Destruction legten die Messlatte für alle kommenden Thrashbands verdammt hoch. [Fur]
Primordial sind sicher nicht jedermanns Geschmack, aber man muss neidlos anerkennen, dass die wütenden Iren jedes Mal mit fettem Sound und geiler Show überzeugen. Die Setliste bot bekannte Klassiker wie „Gods to the Godless“, „The Coffin Ships“ und „Empire Falls“, aber auch aktuelles Material wie „Lain with the Wolves“ und „Bloodied, yet Unbound“. Sänger Alan schien noch „motivierter“ als sonst, was wohl auch an seiner omnipräsenten Whiskey-Flasche gelegen haben könnte und bot sein ganzes Repertoire an Grimassen und theatralischen Bewegungen. Nebenbei wies er noch Flaggenwedler darauf hin, dass sie ihn als Vorzeige-Iren nicht mit der Mexiko-Flagge verwirren können. Kurzum: gewohnt starker Auftritt der irren Iren. [Fur]
Alcest
Fast zur Primetime stand dann ein kleines Highlight in der Zeltbühne an, denn Alcest waren gebucht. Die Spannung war bei uns daher etwas höher, weil im selben Jahr auf dem Ragnarök-Festival ein köstliches Black Metal-Set geliefert wurde, was der Band live erstaunlich gut zu Gesicht stand. Es hieß also nun abzuwarten, wie der Auftritt im Sommer ausfallen würde. In diesem Fall jedoch etwas gediegener, was aber nicht schlecht war. Die Franzosen ließen schon einige Titel der neuen Platte durchschauen, die relativ düster und clearvocal-lastig ausfielen, aber sehr gut ins Ohr gehen. Die Klassiker wie "Ècailles de Lune" und "Percées de Lumiére" wurden dann auch noch geboten, was den ganzen Auftritt zu einer Runden Sache werden ließ. Es ist eine schwierige und derzeit auch sehr hippe Band, aber man kann sie durchaus mögen. [Win]
Evocation
Evocation haben sich zu einem echten Geheimtipp gemausert, wenn es um Live-Death-Metal geht. Die Schweden haben jedes Mal einen extrem geilen Sound, Sänger Thomas ist eine Rampensau vor dem Herren, der überall rumturnt, nur nicht auf der Bühne, und mit ihren drei Alben gibt es mittlerweile auch genug Abwechslung in der Setliste. Auf dieser durfte auch dieses Mal „Feed The Fire“ nicht fehlen. Ansonsten wurde mit „Angel of Torment“, „Silence Sleeps“oder „Apocalyptic“ ein guter Ausschnitt aus der Bandhistory gezeigt. [Fur]
Cradle of Filth
“Oh mein Gott!? Der Typ?” Ja, Dani der Schreckliche war gekommen, um uns zu zeigen, was Briten dem Black Metal antun können. Es gibt ja viele großartige Musik von der kleinen Insel im Meer, aber über Cradle of Filth kann man sich streiten. Sicher, die frühen Alben, immer diese frühen Alben. Das hilft mir leider live nicht wirklich weiter. Der Kasperkopf (im wahrsten Sinne des Wortes, mit roten, strubbeligen Kasperhaaren) quiekte sich einen vom Wolf und die Band schruppte dazu sauber ihre melodischen Symphonic Black Metal-Attacken durch die Boxen. Gegen die Band kann man ja im Grunde nichts sagen, aber das Gesamtgefüge kann mich einfach nicht überzeugen. Klar, die Keyboarderin ist ein netter Blickfang, aber das hält auch nicht all zu lange vor. Die Menge war dennoch vollzählig versammelt und schien das Ganze auch als eine gute Show zu befinden. Aber um es nochmal zu sagen, wer die Screams nicht mag, war spätestens nach dem dritten Song kaputt. Gut, dass man dann auch wieder aus dem Fotograben freigelassen wird. [Win]
Amon Amarth
Was kann man noch zu Amon Amarth sagen? Die Vorzeigerwikinger haben sich in den letzten Jahren zurecht den Headliner-Status auf jeder Veranstaltung erspielt und überzeugten auch in Dessau wieder restlos. Will man herumkritisieren, könnte man feststellen, dass die Jungs ihr Set ziemlich routiniert runterspielten, was aber Kracher wie „Masters of War“ oder „Guardians of Asgard“ kein bisschen schlechter macht. Wer die Schweden schon ein dutzend Mal gesehen hat, konnte sich so wie wir ein ruhiges Plätzchen weiter hinten suchen und bei einem kühlen Bierchen und sauberem Sound die pyrolastige Bühnenshow genießen. Alle anderen machten sich vorne im Moshpit nackig. [Fur]
Entombed
Entombed bildeten den Abschluss für einen verdammt langen Freitag mit jeder Menge geiler Musik. Zu hören gab es nur Klassiker der ersten beiden Alben. Da unser Zelt auf dem Pressezeltplatz direkt neben der Bühne stand, verkrümelten wir uns nach ein paar visuellen Eindrücke zu unserer Bierquelle und ließen den milden Abend mit dem letzten Bier des Tages und der passenden Hintergrundmusik ausklingen. [Fur]
SAMSTAG
Was das Wacken kann, können wir auch, dachten sich wohl die Metalfest-Veranstalter und organisierten sich für den Samstagmorgen eine regionale Blaskapelle, die als Wecker für die Metaller diente.
Final Depravity
Wo Kultasiipi tags zuvor noch etwas zu kämpfen hatten, machten die NRW-Death-Thrasher Final Depravity eine gute Figur. Die Leute waren endlich in Stimmung und kamen auch vor 12 Uhr aus ihren Zelten, um ein bisschen Metal zu konsumieren. Das belohnten die vier Mannen dann auch mit einem guten Level und viel Enthusiasmus, der sich durch treibende Melodien und nette Solis manifestierte. Kann man machen, im Auge behalten. [Win]
Akrasatrum
Auch wenn das bei Depressive Black vielleicht nicht allzu verwunderlich ist, Akrasatrum waren relativ scheu an diesem Tag. Der Musik tat das keine großen Abstriche, vor allem da man hier mal etwas Abwechslung in die deathmetallische Alltags-Routine bekam. Die Herren lieferten eine gute Show ab, die auch beim Publikum Anklang fand. Auch wieder ein Name, den man sich merken kann. [Win]
Sabiendas
Ach, die freundlichen Nordrhein-Westfalen! Erst ein anregendes Gespräch über das Raum-Zeit-Kontinuum der Gesellschaft und dann ein gottgleiches Geschenk in Form eines Kleidungsstückes! Glanzvoll entwickelte sich folglich eine Konversation mit Sabiendas um den Sinn und das Elend von Musik und deren metaphysischen Einfluss auf das Sein des Menschen und seinen Platz in der sozial-geprägten Welt. So jedenfalls meine Erinnerungen. In meinem Heft steht leider nur Old School Death Metal, ordentlich und sauber gespielt, der an Morbid Angel, Cannibal Corpse und Sodom erinnert. Klingt doch gut! Zudem hatte einer der Typen ein Ronnie James Dio-Tattoo! [Win]
Trollfest
Thaurorod? Um Himmels Willen, was ist denn das? Power Metal? Achso...naja. Vielen Dank, dann doch lieber Trollfest. Da hat sich der Sänger wenigstens als Bier verkleidet und ein folkiges Black Metal-Derivat geboten. Lustig, definitiv, aber für meine Begriffe eine Liveband im wahrsten Sinne. Die nachfolgenden Hörproben am heimischen Rechner ließen nicht die gute Stimmung aufkommen, die man vor der Bühne erzielen konnte. Wer die Chance hat, die obskuren Norweger live zu sehen, sollte das wahrnehmen. [Win]
Tankard
Musikalisch wirklich wichtig wurde es erstaunlicherweise aber erst mit Tankard. Im festivalinternen Wettkampf hatte ich mit den Bieristen gar nicht mehr gerechnet, doch zum Ende des Gigs musste man neidlos anerkennen: Tankard waren noch schneller und energiegeladener als [Band]Destruction am Vortag. Den Hauptanteil an diesem überraschenden Auftritt hatte Sänger Gerre, der deutlich verschlankt die neugewonnene Bewegungsfreiheit nutzte und an jedem Punkt der Bühne gleichzeitig war. „Nächstes Jahr werden wir ja dreißig. Also die Band, ich habe ja erst mit dreißig angefangen zu trinken“, war nur eine seiner denkwürdigen Ansagen. Sodom würden sich anstrengen müssen, um diesen Auftritt noch zu toppen. [Fur]
Nailed to Obscurity
Nailed to Obscurity ist eigentlich auch ein geiler Titel für einen Pornofilm. Musikalisch mir vorher unbekannt, waren die Essener so beeindruckend, dass sie die einzige Band waren, zu der ich mir notierte: „nochmal zuhause anhören“. Mein metalgeschädigter Verstand hat mich nicht getäuscht, der groovige Doom/Death funktioniert auch aus der Konserve ausgezeichnet. Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten für einen Festival-Veranstalter, wenn er die harten Death-Freunde wirklich glücklich machen will: Dying Fetus oder Misery Index. Heuer entschied man sich für die zweite Lösung, die dennoch erstklassig überzeugte und hier und dort für vor Freude verschüttete Biere sorgte. [Fur]
Belphegor
Blut, Gedärme, Schafsköpfe und viel Kunstblut? Na? Eigentlich gibt es ja nur zwei Möglichkeiten und da Gaahl sich entschlossen hat, diesem Affenzirkus zu entfliehen, muss man hier auf die Österreicher setzen, die ihrer Sache anscheinend niemals müde werden. Belphegor liefern ja seit Jahren die selbe Show ab, welche immer qualitativ gut und im gleichen Maße arrogant ist. Helmuth ranzt sich keifend durch seine Songs und schmettert hier und da mal brauchbare Riffs in die Menge, um dann triumphierend seinen großspurigen Ruhm zu genießen; umhüllt von Tod und Elend. Netter Mann, viel Selbstvertrauen, das muss man ihm lassen. [Win]
Sodom
Für Sodom hieß es jetzt ebenfalls, sich keine Blöße zu geben. Mit freudigen Ansagen zum Gewinn der Dortmunder Meisterschaft im Fußball konnte man im kreisligabestraften Osten wenig Beifall ernten, musikalisch gab es dagegen mehr Grund zum Jubeln. Die Ruhrpottler boten eine erstklassige Show, wirkten aber nicht ganz so spritzig wie Tankard und Destruction. Wirklich spritzig dagegen waren Wintersun, die man aufgrund der ewigen Verzögerung des aktuellen Albums „Time“ nicht mehr wirklich auf dem Schirm hatte. Scheinbar erinnerten sich aber noch genug an den Ausnahmestatus der Truppe um Ex-Ensiferum-Fronter Jari und feierten die Finnen gebührend ab. Das war auch ob der gebotenen musikalischen Leistung definitiv angemessen, einzig die klaren Gesänge wirkten etwas unsauber. Highlight war neben den bekannten Klassikern sicher der neue Song vom kommenden Album, das eigentlich mal langsam erscheinen könnte…[Fur]
Arch Enemy
Arch Enemy hatten schon im Vorfeld fleißig die Werbetrommel für ihr gerade erschienenes Album „Khaos Legion“ gerührt. Überall sah man Fans mit Armbinden rumlaufen, denn schließlich wird die Band ja jetzt so richtig politisch. Der Auftritt bot abseits der multimedialen Beschallung wenig herausragendes, weswegen auch eigentlich nichts hängen blieb. So trollten wir uns rüber zu Secrets of the Moon, die zwar bei mir nur Gähnen verursachen, Kollege Winterfreud aber zeitweise in doomige Ekstase versetzen. [Fur]
SONNTAG
Excrementory Grindfuckers
Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Frühlingssonne begann der letzte Festivaltag mit dem Highlight des Tages: Excrementory Grindfuckers! Wir waren anscheinend nicht die einzigen, die so dachten, denn der Platz vor der Bühne war schon um die Mittagszeit gefüllt wie bei einem nächtlichen Headliner. Das erkannten auch die Fun-Grinder und gaben sich absolut zurecht den Titel „Headliner der Herzen“. Schade für Bands solchen Kalibers, eignen sie sich doch ideal, um die Leute in Strömen auch zu frühen Zeiten auf das Festivalgelände zu ziehen, weshalb sie wohl selten zu echten Headliner-Zeiten spielen dürfen. [Fur]
Und ihrer Weckaufgabe durften sie dann auch hier wieder nachgehen, um die Meute mit Songs wie “Halb und halb”, “Waldorf”, “Grindcore Blitz” oder ihrer Version von “Looking for Freedom” frühmorgendlich zu begeistern. Über die Stimmung bei Excrementory Grindfuckers-Auftritten muss man eigentlich nicht reden. Wer seine Texte nicht konsequent mit V anstelle eines U schreibt, hat zweifelsohne seine Freude an den sarkastischen Multiinstrumentalisten. [Win]
Kalmah
Hach, Schade. Kalmah gehören ja für mich zu einer der wenigen Bands die sich seit Jahren auf meinem MP3-Player halten, die ich aber noch nie Live gesehen habe. Umso gespannter und gleichzeitig enttäuscht war ich von dem Auftritt. Die Klassiker wurden zwar alle gespielt, leider war der Sound jedoch unterirdisch, die Gitarren waren deutlich zu leise und der Sound ziemlich breiig. [Fur]
Arkona
Wo Arkona plötzlich herkamen, ist mir irgendwie ein Rätsel. Nicht geographisch, aber rein auf ihre neuerliche Popularität bezogen. Bei russischen Staatsangelegenheiten weiß man ja nie, wer dort alles involviert ist, also lasse ich meine Spekulationen hier lieber ruhen. Seit neuestem spielen die Russen mit ihrer stimmgewaltigen Frontfrau jedenfalls alle Festivals und haben darin auch schon ihren guten Standard gefunden. Wer auf Folk Metal steht, kann bei Arkona eigentlich nichts falsch machen. Aller Ruhm gebührt der Hypnose... ehmm Herrn Putin. [Win]
Amorphis
Nachdem der Amorphis-Fronter erst auf dem anliegenden Dach einer alten Fabrikhalle zum Fotoshooting vom festivaleigenen Slash-Double eingeladen war, ging es dann auf der Bühne mit seinem Gesangsföhn zur Sache. Der sympathische Dreadlock-Finne hatte dabei sein anscheinend einziges Shirt von Ghost an, das geile mit der Kirche und dem Pfaffen, und trug dazu eine legere Jeans und seine Haare offen. Die Musik zeigte sich dabei ähnlich casual und war dezent und wirklich aufzuregen. [Win]
Suicidal Angels
Die alte Garde des Thrash Metal hatte ihr Können unter Beweis gestellt und nun war es Zeit für den Nachwuchs. Suicidal Angels wollten sich definitiv die Geschwindigkeitskrone holen und ballerten los, als ginge es um ihr Leben. Gut, das ist bei den Griechen mittlerweile gar nicht mehr so weit hergeholt. Im Holzfällerlook heizte Sänger und Gitarrist Nick die Menge ordentlich an, die sich auch nicht lange bitten ließ und einen sauberen Circlepit organisierte. [Fur]
Kataklysm
Ach Kataklysm. Die Kanadier haben vor geraumer Zeit drei Alben eingeprügelt, die zum Allgemeinwissen eines jeden Death Metallers gehören sollten. Seit geraumer Zeit produzieren die Jungs aber nur noch gehobenen Standard, was man auch live merkt. Die Band ist weder besonders sauber noch immer ordentlich abgemischt. Kommen aber die Kracher wie “Ambassador of Pain” oder “As I Slither” brennt jedes mal zurecht die Hütte. Einen Ehrenpreis bekommen Kataklysm für den wohl längsten Break des Tages. Irgendwas ging wohl an der Technik kaputt und musste ausgetauscht werden. Diese Pause nutzte die Band für einen kleinen Plausch untereinander. Das Publikum wurde währenddessen sich selbst überlassen. Kein feiner Zug, da half auch das clevere Anheizen zum Crowdsurfen nichts. Nicht gerade der beste Auftritt der Kanadier... [Fur]
Watain
Watain! Kollege Fur kotze schon ab, als ich überhaupt vor hatte, mir die Schweden reinzuziehen, aber das war mir natürlich egal. “Lawless Darkness” ist ein großartiges Album, woran sich auch trotz der latent aggressiven Attitüde der Skandinavier nichts ändert. Wenn sie auf der Bühne stehen, können sie ja nur schwerlich losprügeln, im körperlich-gewalttätigen Sinne, also absolut keine Gefahr. Live machte das Album dann auch gleich doppelt Spaß, was durch viel Feuer, guten Sound und eine motivierte Truppe noch untermauert wurde. Die Highlights der Platte wurden gespielt, das Bühnensetting war ähnlich dem von Belphegor, nur der Fotograf neben mir, welcher die volle Ladung Kunstblut mit dem Gesicht aufgefangen hat, fand den Gig sicherlich beschissen. Wer in Deckung gegangen ist, konnte auch weiterhin seinen Spaß am Auftritt haben. In diesem Sinne, Satan Olé! [Win]
FAZIT
Kurze Antwort: Ja, Franchising funktioniert. Lange Antwort: Aber es gibt Verbesserungsbedarf. Auffällig ist, dass sich bereits in den Vormittagsstunden viele kleine Nachwuchsbands auf der Nebenbühne vor einer handvoll Zuschauer abmühen, die sich wohl hauptsächlich aus dem Bekanntenkreis rekrutieren, bis dann mit einem plötzlichen Bruch die großen Bands beginnen. Zum leidigen Thema Pay-to-Play ist dabei schon alles gesagt. Auch überdenken sollte man den Ansatz, Besucher, die einen Tag früher anreisen, zur Kasse zu bitten. Wenigstens eine Metaldisko oder zumindest einen Bierstand sollte man dafür schon bieten. Ansonsten war das Festival erstklassig organisiert, alle Bands pünktlich und überwiegend mit gutem Sound versehen. Die Laufwege waren kurz, wenn auch bei trockener Witterung extrem staubig, was vor allem die Arbeit der Händler deutlich erschwert haben dürfte.
Die Merchandise-Auswahl war im Gegesatz zu anderen Festivals leider eher bescheiden und vor allem am offiziellen Stand etwas teuer. Vielleicht könnten man noch einen kurzen Verbindungsweg zwischen den beiden Bühnen schaffen und dort zusätzliche Händler unterbringen. Das sind aber insgesamt nur Kleinigkeiten, die Festivalmaschine läuft und wir kommen bei einem ähnlich ausgewogenen und hochkarätigen Line-Up garantiert wieder!