Der Frühling streckte seine jugendlichen Finger aus der Erde und zarte Sonnenstrahlen umgarnten die verbrauchten, leidlichen Körper der Metalimpetus.de-Redaktion, als der Termin für das siebente Ragnarök-Festival nahte. Das Ende des Aprils bildete den Anfang von drei Tagen voller Folk-, Black- und Folk Black Metal, die ihr Heim zum ersten Mal in der Ostbayernhalle, in Rieden/Kreuth bei Nürnberg finden sollten. Wenngleich die Festival-Homepage mit leicht ersichtlichen Ausschilderungen warb, musste man sich doch erst einmal bis Rieden, ein gänzlich unausgewiesener Ort in Bayern, durchschlagen, um zum ersten Hinweis zu gelangen, dass man tatsächlich auf das Ragnarök Festival zusteuert. Doch voller Mut und Tatendrang galoppierte das Beförderungsgerät voran und der menschliche Inhalt erblickte gegen 14.00 Uhr die Festmauern der Ostbayernhalle, ein monumentales Gebilde deutscher Ingenieurskunst, dass dieser Tage ganz im Zeichen metallischer Künste stand.
Bühne
Nun ward man sogleich mit etwas ratlosen Security-Mitarbeitern konfrontiert, welche einen vom Backstage-Bereich, in das Planungsbüro und zurück zum allgemeinen Ticketstand verwiesen, denn so recht wusste keiner, wo man sich wann melden müsse, um seine Unterlagen zu erhalten. Doch sei es drum, man erhielt letztlich alle Notwendigkeiten und konnte gemütlich sein Zelt unter einer übersichtlichen Horde von Metallfreudigen platzieren und auf den offiziellen Festivalstart um 17.15 Uhr mit Ravenlore warten. Etwas umständlich und daher erwähnenswert ist die Tatsache, dass man nicht neben seinem Auto zelten konnte, was ein gewisses Umplanen mit sich brachte, da im Auto alles taktisch platziert war, um schnell und effektiv darauf zurückzugreifen. Zum Glück betrug der Gehweg zum Parkplatz auch nicht mehr als 200 – 300 Meter, doch hätte das Gelände sicherlich ein Park und Campareal zugelassen.[Win]
DONNERSTAG
Ravenlore
Als die Glocke 17 schlug, bewegte sich eine träge Meute in die Halle und wartete darauf, dass Ravenlore sich ihrer annahmen. Ravenlore sind, für alle die sie nicht kennen, eine schwarzmetallische Gruppierung von vier Mannen, welche aus dem schönen Bayreuth stammen und seit nunmehr zwei Jahren unter diesem Namen musizieren. Musikalisch schwankte das Angebot zwischen leicht doomigem Black Metal und zügigerem, mit Folk-Anleihen versehenem Death Metal, dies Alles zu einem angenehm abwechslungsreich gestaltetem Paket geschnürt, welches einem Opener mehr als würdig war. Fast könnte man sagen, dass diese Gruppe dadurch schon etwas verheizt wurde, denn wirklicher Andrang herrschte zu dieser Zeit noch nicht, wenngleich sich die Halle zunehmend füllte. Das dargebotene Set war sehr vielseitig und ausgewogen, wobei mit „Reapers Of The Sun“ sowohl neuere, als mit „And From Silence I Was Born“ und „Silent Kill“ auch ältere Songs Einzug erhielten und gekonnt in Szene gesetzt wurden. Aufgrund der Tageszeit und der folglich sehr lichtdurchfluteten Halle, wirkte die Bühnenbelichtung wohl nicht so, wie angedacht und auch die Musiker selbst bewegten sich nicht mehr als irgend nötig. Musikalisch wurde einem jedoch mehr geboten, als man es sich von einem Opener wohl erhofft hätte und so konnte man doch guten Gewissens in den Donnerstag-Nachmittag starten.
Und schon nach der ersten Band wusste man die herausragende Begebenheit der offenen Tribünen zu schätzen, welche es ermöglichten, eine gewisse Theateratmosphäre aufkeimen zu lassen. Gemütlich, praktisch und durchaus entspannend solche Sitze. Interessant war ebenfalls das Doppel-Bühnen-Konzept, welches dahingehend ausgelegt war, dass während eines Auftrittes schon die Bühne für die nachfolgende Band aufbereitet wurde und der Zeitplan damit recht gut eingehalten werden konnte. Warum dies aber teilweise auch etwas in die Hose ging, sollt ihr im weiteren Verlauf des Berichtes noch erfahren.[Win]
Thormesis
Thormesis konnten wie ihre Vorgänger noch nicht die große Massen begeistern, allerdings ließen sich doch einige sehr textsichere Individuen unter den Zuschauern ausmachen. Die Band aus Rothenburg ob der Tauber bot paganen Metal, der zwischen schwarzer Gangart und Heavy Metal schwankte und zumindest recht ordentlich präsentiert war. Die klaren Gesänge kamen mir teilweise etwas unsauber vor und nicht jeder Riffwechsel saß hundertprozentig, dennoch wirkte die junge Band sehr sympathisch.[Fur]
Imperium Dekadenz
Imperium Dekadenz waren für mich ein Grund, auf's Ragnarök zu fahren und man kann gleich sagen, dass sie nicht enttäuschten. Nach der zum musikalischen Thema passenden Begrüßung: „Die Totgeweihten grüßen euch!“ gab es eine Lehrstunde, wie moderner Black Metal klingen kann. Der Sound war auch ohne Gehörschutz wunderbar klar zu vernehmen und jedes Riff saß auf den Punkt, auch wenn der Gesang von Frontmann Horaz an der ein oder anderen Stelle schwächelte. Musikalisch wurden vor allem die letzten beiden Alben präsentiert und so gab es unter anderem „Der Dolch Im Gewande“, „Staub und Erinnerung“, „Ego Universalis“ und „An Autumn Serenade“ zu hören. Fans sollten damit ebenso zufrieden gestellt worden sein wie Neuhörer. Letztendlich gibt es nur einen großen Kritikpunkt: zu wenig Spielzeit.[Fur]
Carach Angren
Nachdem die deutschen Black Metaller Imperium Dekadenz auch live bewiesen haben, dass sie die Essenz dessen, was schwarzmetallische Musik ausmacht begriffen haben, gingen die niederländischen Carach Angren an den Start. Und diese holten richtig aus, denn wenn man sich zuvor auf Atmosphäre und Grundlegendes berufen hat, schöpften Carach Angren aus den Vollen. Hier wurde einem charakteristischer, ausgefeilter Symphonic Black Metal alá Dimmu Borgir und Cradle Of Filth geboten. Die Jungs machen genau dort weiter, wo die Genre-Könige aus Norwegen mit ihrer „Puritanical Euphoric Misanthropia“ aufgehört haben. Ordentliches Corpse-Paint, gute Lichtshow und durchdachte Bühnenarbeit taten ihr übriges, um den Auftritt der Niederländer zu einem angenehmen Erlebnis zu machen. Die drei Herren wissen durchaus, wie sie ihre Instrumente zu bedienen haben und auch der im Nebel versteckte Keyboarder gab sein Bestes, um wenigstens phonetisch wahrgenommen zu werden. Songs wurden vornehmlich aus der aktuellen Klangkollektion „Death Came Through A Phantom Ship“ entlehnt und kurzzeitig wurde auch auf den Vorgänger „Lammendam“ zurückgegriffen. Der oben angedeutete Nebel sollte übrigens noch so einigen Spaß mit sich bringen auf diesem Festival, dazu aber später mehr. Carach Angren waren schlichtweg gut und hinterließen einen bleibenden Eindruck. Von den Jungens sollte man in Zukunft mehr hören.[Win]
Grailknights
Auch wenn ich mich jetzt bei den Fans der Gralritter unbeliebt mache: Die Grailknights sind mir von der musikalischen Seite her einfach egal. Aus der Perspektive des Fotografen kann man sich zumindest über ungewöhnliche Motive freuen, die die oft eintönige Reihung von Evil Pandas und blutverschmierten Gymnasiasten etwas auflockern. Das kann aber nur passieren, wenn die Musiker auch die Bühne betreten, was bei den Grailknights erst mit einer Stunde Verspätung passierte. Leider erfuhr man erstmal gar nicht, was denn nun das Problem ist. Auch die Security wusste nicht was los ist und erkundigte sich sogar bei den Fotografen, wer denn nun spielen sollte. Immerhin durfte im Fotograben geraucht werden, denn wie mir ein rauchender Security-Mitarbeiter versicherte: „Hier ist kein Rauchverbot“. Das sollte nur der Auftakt sein für eine sehr merkwürdige Nichtraucherpolitik in der Halle, die abhängig vom jeweiligen Standort war. Irgendwann ergriff dann einer der Ritter endlich mal ein Mikro und teilte der wartenden Meute mit, dass man wohl im Stau gestanden hätte. Nach einem knappen Soundcheck und reichlich Zeit für's Schminken und Umziehen standen die Grailknights schließlich auf der Bühne und hatten das Publikum komplett in ihrem Griff. Immer wieder erhob der „Grailknights Battlechoir“ seine Stimme und feierte die Band als gäbe es kein Morgen: „Show ist alles!“ lautete das Motto und der Auftritt hatte durchaus seine Momente, vor allem in den Ansagen: „Ich nutze diese kleine Pause, um zu posen!“ war wohl der beste Spruch des Abends. Im Prinzip könnte man noch viel über diesen Auftritt schreiben, was wohl vor allem für den Unterhaltungswert der Band spricht. Musikalisch denkwürdig war eigentlich nur das gelungene Bonny Tyler Cover von „I Need A Hero“. So wurde die Show der Grailknights von der komfortablen Tribüne verfolgt und zum Abschluss des Konzerts mit den rundum Sitzenden der Genrebegriff für diese Art von Musik geprägt: Ballermann-Metal.[Fur]
Arkona
Nachdem die Ritter des Grals trotz der Verspätung ihr Set durchgepost haben, war wieder einmal etwas Pagan Metal an der Reihe. Dafür zeigten sich die weiblich angeführten Arkona zuständig, welche der Menge sichtlich bekannt waren und eine ordentliche Zuhörermenge anhäufen konnten. Die Arkona-Sängerin beeindruckte mit Angela Gossowesken Gesangsstrukturen und einem fidelen Bewegungssinn, der sie kreuz und quer über die Bühne jagen ließ und das Alles in tiefstem, russischen Nebel. Und ja, hier ist er wieder, der viel-geliebte Nebel. Der größte Freund eines Fotografen, der alles verschleiert und einem hintenstehende Musiker teils gänzlich aus der Sicht brachte. Der Musik tat es wohl keinen Abbruch, doch dem Blick entzog sich leider so manches. Der Sound der Russen war wahrlich gut, was jedoch auf viele Gruppen an diesem Tag zutraf und die Meute nahm es wohlwollend entgegen. Arkona haben derzeit ihre Nische gefunden, in der sie erfolgreich ihre paganen Weisheiten in die Nacht schreien und durch ihr klangvolles, harmonisches E-Cello untermalen. Den Beweis ihres Erfolges belegt das 2009er Full Length „Goi, Rode, Goi“, welches auch hier für die Set-List genutzt wurde. Leider der kyrillischen Schrift nicht mächtig, vermochte ich hier die gänzlich auf russisch gehaltenen Titel nicht zu nennen, was der guten Bühnenpräsenz der Band jedoch kein Abstrich brachte. Guter Pagan Metal mit einer dezent hyperaktiven Frontfrau.[Win]
Nun ging es eine Runde durch die ostbayrische Burg, um den im Heft angekündigten Merchandise-Markt zu finden. Leider war den Veranstaltern entgangen, den Weg zu jenem auszuschildern. Dies führte letztlich dazu, dass sich am ersten Tag wohl kaum mehr als 50 Menschen in die Nähe der Schlafhallen begaben, die eben auch besagten Merchandise-Markt beinhalteten. Die Händler waren sichtlich gekränkt und packten demnach bei Zeiten ihre Sachen, denn zu diesem Zeitpunkt war nicht mehr viel Kundschaft zu erwarten. Leider ein verschenkter Tag für die kapitale Seite der metallischen Musik.[Win]
Belphegor
Doch genug des Trotzes, der schwarzmetallische Headliner dieses ersten Tages stand an, denn keine geringeren als unsere österreichischen Nachbarn Belphegor konnten dafür gewonnen werden. Diese begannen ihr Ballett-Stück in brutalster Manier mit „Seyn Tod In Schwarz“ und jagten ihre Riff-Salven durch das leicht bebende Mauerwerk der Ostbayernhalle. Der Sound wurde noch etwas angehoben und die Lautstärke zog ebenfalls an. Helmuth brüllte sich die Stimmbänder aus der Kehle und die Lichtshow erbrach sich in grellstem Stroboskop-Licht, welches neben dem Nebel die Augen der Zuschauer auf eine harte Probe stellte. Nach kurzer Zeit wurde der Klang jedoch sehr bass-lastig und die Bühnenpräsenz verlor sich ebenfalls in einer gewissen Monotonie. Die Titel wurden generell mit einer „Fucking“-Einlage, im Sinne eines Sandwiches verpackt und so erklungen Song wie „Hells (fucking) Embassador“, „Swarm Of (fucking) Rats“, „Stigma (fucking) Diabolicum“, „Der Geistertreiber“ und „Walpurgis (fucking) Rites“. Generell ein angenehmer Mix aus den letzten vier Scheiben der boshaften Österreicher, der jedoch weniger überzeugte, als man es sich im Voraus erhofft hatte. Musikalisch war alles einwandfrei, doch die Bühnenpräsenz und der Klang der zweiten Auftrittshälfte ließen den Gesamteindruck doch beträchtlich leiden. Doch Belphegor sind ja seit jeher ein spaltender Moment in der Metal-Szene, die einen lieben sie, die anderen betrachten sich als Skeptiker. Eins bleibt jedoch sicher, an Fähigkeiten mangelt es diesen Herren nicht.[Win]
Hellsaw
Nach Belphegor exzessivem Stroboskop-Gewitter betraten nun Hellsaw die Bühne. Ihr 2007er Album Phantasm kam bei uns nicht über Mittelmaß hinaus und auch der Live-Auftritt konnte nicht so recht überzeugen. Zwar war der Sound bis auf Lautstärke-Schwankungen ganz ordentlich, aber oft wirkten die Übergänge unnötig hakelig und unsauber. Zu hören gab es zum Beispiel mit „Eyes Of Ice“ auch was vom neuen Album. Nicht schlecht, aber nicht herausragend.[Fur]
Slartibartfass
Slartibartfass wurden relative kurzfristig auf die Position des Rausschmeißers verwiesen, was für die relativ junge Band nicht wirklich vorteilhaft war. Viele Metalheads verabschiedeten sich besoffen oder müde (oder beides) Richtung Zeltplatz und so leerten sich die Reihen vor der Bühne doch merklich. Böse Zungen würden behaupten: zu Recht. Die Band gab sich sichtlich Mühe, bliebt aber letztlich ziemlich farblos. Nach zwei Songs und ein paar Bilder verzogen wir uns auf den Zeltplatz, wo unser Schlafsacke und ein sehr interessanter Schweizer auf uns warteten.[Fur]
FREITAG
Heathen Foray
Es hat auch Vorteile, wenn man sich als Fotograf zu den ersten Bands aus dem bequemen Campingstuhl erheben muss, um seinen Auftrag zu erfüllen. So erlebt man immer mal wieder eine positive Überraschung, die an diesem Tag Heathen Foray hieß. Die Österreicher konnten erstaunlich viele Folk-Fans an diesem Mittag vor die Bühne bewegen; offensichtlich stieß das 2009er Debut „The Passage“ auf positive Resonanz in der Szene. Die relativ junge Band verkaufte sich äußerst gut und konnte mit ihrem melodischen, schnellen Viking Metal, der manchmal sogar an Amon Amarth erinnerte, für ordentlich Bewegung vor der Bühne sorgen, so dass Frontmann Robert Schroll zu Recht sagen durfte: „Ich bin sehr zufrieden mit euch!“ Ansonsten glänzte der Gute aber auch mit der ein oder anderen merkwürdigen Ansage, wie: „Wir bringen euch Romantik, Schwerter, Blut, Kot und die versprochenen Zuckerwatte“, die man aber auch charmant finden konnte. Erwähnenswert sind noch die exzellenten Soli von Bernd S. Zahn, der auch sein Doppelgitarre präsentieren durfte. Positiv überrascht schließe ich mich den Sprechrufen an diesem Mittag an: Hip Hip... Foray![Fur]
Ingrimm
Nachdem nun der zweite Tag angebrochen war und man sich in gewissem Maße neue Energie beschafft hatte, durfte man sich von Ingrimm mit folkigem Metall in den Tag holen lassen. Die zweite Band des Samstags spielte ungefähr in den Sphären von In Extremo und Subway To Sally, nur ein wenig metallischer und zu treibenderen Riffs tendierend. Die Instrumentierung enthielt den obligatorischen Dudelsack und vielerlei weiterere mittelalterliche Gerätschaften zur Klangerzeugung. Die Leute nahmen das Folk-Frühstück gut an und gaben den Herren eine befürwortende Resonanz. Die Spielmänner dankten es mit einer freudigen Bühnenshow und gut dargebotenen Liedern, welche mit ihren deutschen Texten sehr eingängig, wohlklingend und mitreißend waren. Unter anderem spielten die Regensburger ihr selbstbetiteltes Stück „Ingrimm“, den freundlichen Fluch „Die Pest wünsch ich dir an den Hals“, sowie „Zu weit“. Die Majorität der Songs wurde jedoch von ihren 2008er Full-Length „Todgeweiht“ entlehnt. Guter, bodenständiger Folk-Metal mit Tendenz zur HärteNach Ingrimm folgte nun der Mittelteil der dreiteiligen Folk Metal-Orgie, welcher durch die Herren Nachtgeschrei vertreten wurde. Musikalisch hielten sich auch diese irgendwo in den etwas härteren Sphären von Subway To Sally, In Extremo und dergleichen auf, würzten ihre Darbietung jedoch mit etwas metallischeren Riff-Strukturen und feinen Gesangs-Nuancen. Generell sind Nachtgeschrei keine Laien auf ihrem Gebiet, verloren sich jedoch aus der Tatsache heraus, dass sie in des Sandwiches Mitte kein unheimliches Highlight waren. Möglicherweise hätte man die drei Folk Metal Vertreter doch etwas streuen sollen, um eine höhere Resonanz zu erwirken. Doch auch jene fanden ihre Anhänger und die erste Reihe feierte kräftig die altdeutschen Weisheiten, welche Nachtgeschrei vertonten. Musikalisch konnte man hier kaum etwas bemängeln.Mit den deutschen Ragnaröek blieb es auch weiterhin folkig, denn diese fühlen sich auch im Dudelsack-Metal heimisch. Hier erwarteten einen eingängige Riffs und stampfendes Drumming, gepaart mit verspielten Dudelsack-Melodien und rauhem Gesang, welcher vereinzelt auch mal in Screams oder Growls gipfelte. Die Show der fünf Pommeraner wurde derweil durch einen Eisenschmied untermalt, welcher zeitweise auf einem großen Amboss sein Unwesen trieb und für ordentlich Funken sorgte.Die Bühne war geprägt von Feuer, mittelalterlichen Gewändern, Metall und Rammsteinesken Riff Strukturen, welche von Folk-Einflüssen durchzogen waren. Generell eine gute Sache, doch als dritte Band in Folge, die dieses Genre zelebriert, wirkte es leider etwas ausgeleiert. Der Kontrast zu den beiden Vorgängern war demnach marginal und unterschied sich weder qualitativ, noch musikalisch allzu sehr, was die Begeisterung für das Bühnengeschehnis wahrlich etwas dämpfte. Doch hatten die Herren eine gute Menge Fans im Publikum, welche Ragnaröek einen gefälligen Empfang boten und auf ihre musikalischen Reize angemessen reagierten. Bei Songs wie „Ragnaröek“, „Rache“ und „Totentanz“ kam in der Menge ordentlich Stimmung auf. Bodenständiger Folk Metal für mittelalterliche Stunden.
Nachtgeschrei
Nach Ingrimm folgte nun der Mittelteil der dreiteiligen Folk Metal-Orgie, welcher durch die Herren Nachtgeschrei vertreten wurde. Musikalisch hielten sich auch diese irgendwo in den etwas härteren Sphären von Subway To Sally, In Extremo und dergleichen auf, würzten ihre Darbietung jedoch mit etwas metallischeren Riff-Strukturen und feinen Gesangs-Nuancen. Generell sind Nachtgeschrei keine Laien auf ihrem Gebiet, verloren sich jedoch aus der Tatsache heraus, dass sie in des Sandwiches Mitte kein unheimliches Highlight waren. Möglicherweise hätte man die drei Folk Metal Vertreter doch etwas streuen sollen, um eine höhere Resonanz zu erwirken. Doch auch jene fanden ihre Anhänger und die erste Reihe feierte kräftig die altdeutschen Weisheiten, welche Nachtgeschrei vertonten. Musikalisch konnte man hier kaum etwas bemängeln.
Skyforger
band]Skyforger hatten etwas gut zu machen bei allen Anwesenden im Publikum, die ihren verkorksten Auftritt beim Party.San 2008 gesehen haben. Diesmal waren nicht nur alle Bandmitglieder gesund, man hatte sich auch noch Verstärkung von der lettischen Folkband Auligeholt, die einige der traditionellen Instrumente bedienten. Das war deshalb nötig, weil Skyforger beim diesjährigen Ragnarök eine speziellen Folk-Show-Auftritt geplant hatten. Alle Fans der Letten, die das „Zobena Dziesma“-Album ihr Eigen nennen, dürften mit vielen der gespielten Songs bekannt sein. Hinzu kamen noch Stücke, die auf „Kauja Pie Saules“ und „Latviesu Strelnieki“ als Intros dienen durften. Der Auftritt der Letten war ein Moment des Verschnaufens im sonst eher knüppelndem Tagesangebot. Die Zuschauer schunkelten kräftig mit und zeigten sich erstaunlich „textsicher“. Hier durfte Folk Metal in Reinkultur erlebt werden. Die Letten hatten ihre Wiedergutmachung geleistet. Fantastisch!
Van Canto
Direkt auf Skyforger Folk-Show folgte der nächste Exot. 40 Minuten durften nun die Verbalkünstler von Van Canto das Publikum von ihrem A-Capella-Metal überzeugen. Erstmal musste aber für ordentliches In Ear Monitoring gesorgt werden, damit die fünf Sänger und der Schlagzeuger sich auch gut hören konnten. Besonders für die RAKATAKA!-Sänger war das wichtig! Es war deutlich zu spüren, dass die Deutschen polarisieren. Ein große Menge verweilte vor der Bühne und feierte ordentlich ab, die andere Hälfte aber bewegte sich nach draußen. Der gemeinsame Tenor der Verweigerer lautete in etwa so: „Wenn ich Metal hören will, will ich auch Gitarren hören!“ Es war ihnen nicht zu verübeln, selbst mir als tolerantem Metaller wurde es irgendwann zu viel. Das „Master Of Puppets“ Cover wurde gerade noch auf dem Weg nach draußen verfolgt und als wenig gelungen empfunden. Wirklich gut fand ich eigentlich nur die Nachahmung der Solo-Gitarre, allerdings nur, weil es eben genau wie eine Gitarre klang.
Sólstafir
Vielleicht waren die Erwartungen zu hoch. Bis dato hatte ich zwei Sólstafir-Konzerte gesehen und war jedesmal schwer bewegt und begeistert. An diesem Tag konnten die Isländer diese Stimmung nicht erzeugen. Das begann schon damit, dass der Übergang vom Intro zum ersten Song „Köld“ absolut verkorkst war. Im Prinzip war die ganze Band raus und musste sich erst wieder finden. „Pale Rider“ ging in Ordnung, wurde aber von heftigen Soundproblemen geplagt: Immer wieder kam es zu Soundschwankungen durch den Ausfall einer der Boxen, ein Phänomen, was die Bands auf der linken Bühne fast alle treffen sollte. Außerdem knackte das Gesangsmikrofon arg häufig, besonders bei den langgezogenen Screams von Mr. Tryggvason. Das störte vor allem beim letzten Song „Ritual Of Fire“, der mit den Worten angekündigt wurde: „I don't know if you've heard, but we had a volcano. I think we should play this song!“ Leider schien auch Tryggvasons Stimme ziemlich angegriffen und bei weitem nicht so kraftvoll wie gewohnt. Das klingt jetzt alles sehr negativ, tatsächlich war der Auftritt wiedermal ein passender Moment die Augen zu schließen und einfach die Musik zu genießen, die Gänsehaut blieb aber diesmal aus.[Fur]
The Vision Bleak
Nun war eines meiner persönlichen Highlights an der Reihe, denn The Vision Bleak hatten ihren Platz gefunden und betraten gegen 20.00 Uhr die Bühne. Ihr aktuelles Album „Set Sail To Mystery“ zog mich schon seit einigen Wochen in seinen Bann und ich war gespannt wie ein Bogen, ob die Herren Schwadorf und Konstanz ihre musikalischen Qualitäten auch auf der Bühne aufrecht erhalten können. Und das „Set Sail To Mystery“-Konzept wurde gnadenlos durchgezogen, demnach begann das Vergnügen mit dem eingespielten Album-Intro „A Curse Of The Grandest Child“, was folgerichtig in den charakteristisch-atmosphärischen Titel „Descend Into Maelstrom“ gipfelte. Edgar Allan Poe wurde hier alle Ehre gemacht, wenngleich die Songs etwas schneller gespielt wurden als auf Platte und leider nur die beiden Hauptprotagonisten in schönen, alt-englischen Kleidern verpackt waren; die Gastmusiker gingen in legerem Alttags-Dress ihrem Job nach. Doch musikalisch konnte man sich nicht beklagen, sowohl die Riffs der aristokratischen Gitarre als auch der Gesang der Edelherren waren einwandfrei dargeboten und von keinerlei Fehler verschandelt; höchstens kleinste Ungereimtheiten in einem Übergang könnten angekreidet werden. Die Titel bereiten mindestens genauso viel Vergnügen wie auf Platte, wenn nicht mehr und die Freude daran, dass Markus Stock alias U.T Schwadorf äußerlich beinahe ein Ebenbild Nick Cave‘s darstellt entzückt den geneigten Beobachter umso mehr. A.B. Konstanz gab sich letztlich noch die Ehre, das hohe Ross der Bühne zu verlassen und sprang mit geschicktem Fuß in den Foto-Graben, um seinen Fans ein Stück näher zu kommen. Die Stimmung war ausgezeichnet und die Mystik der aktuellen Platte konnte gut auf die Bühne gebracht werden. Die Songs wurden sowohl aus „The Deadship Has A New Captain“, „Set Sail To Mystery“ und dem Vorgänger-Album “When Wolves Go Prey Their Hunt“ gezogen, wodurch letztlich Titel wie: „Night Of The Living Dead“, By Our Brotherhood With Seth“, „Descend Into Maelstrom“ und „I Dined With The Swans“ erklangen. Letzteres wurde live sogar noch etwas doomiger gespielt und erlangte dadurch noch einen Hauch mehr Dramatik; auch ohne Kvarforths stimmlicher Hilfe einfach ein Meisterstück. Schon Stunden vor der Show lief ein Gast mit Schild durch die Halle, welches die verwunderliche Aufschrift:
„IA! IA! KUTULU FHTAGN!
IA! R'LYEH KUTULU FHTAGN!“
enthielt. The Vision Bleak lüfteten das Geheimnis und zogen damit auch noch aus ihrem 2005er Full-Lenght „A Dramatic Poem“ den Song „Kutulu!“, womit letzten Endes alle Platten ihren Anteil an dieser Show hatten. Sehr gute Sache; die deutschen Mystiker mit Heimvorteil konnten ihre musikalische Aristokratie verteidigen und lieferten einen grandiosen Auftritt ab.[Win]
Etwas unvermittelt wurde nun der Slot von Haggard und Vreid getauscht, was für etwas Verwirrung sorgte, da das Bühnenbild so rein gar nicht nach unschuldigem Orchester Metal aussah, sondern eher einem norwegischen Kriegsschauplatz ähnelte. Aber was solls, Vreid ließen sich nicht beirren und feuerten aus allen Rohren, was bildlicher gesprochen ist, als man vermuten würde, denn ohne Ankündigung der Security schossen 2 Meter hohe Flammen vor mir auf, heiße Sache![Win]
Vreid
Klasse! Gerade hatte ich mir im Auto ein Bier aufgemacht, als mich der Anruf meines Kollegen erreichte, das Vreid jetzt schon spielen würden. Wer nicht zufällig einen Blick auf die aushängende Playlist warf, dürfte ebenso enttäuscht gewesen sein, schließlich hatten Vreid in Gedenken Valfar und ihre alten Windirzeiten auch ein paar Windir-Songs eingepackt. Zum besten gegeben wurde unter anderem "Svartesmeden og Lundamyrstrollet" und "Journey To The End". Gesungen wurden die Lieder von Vegard Bakken, dem Bruder des verstorbenen Valfar. Ansonsten erinnere ich mich an viele Songs vom letzten Output "Milorg", z.B. "Speak Goddamnit" und "Milorg", außerdem "Pitch Black Brigade". Die Band gab sich ordentlich Mühe, auch an der Pyro wurde nicht gespart. Ärgerlich war nur der unvermittelte Tausch mit Haggard und einige Ausfälle beim Sound. Gerade wenn ich so eine besondere Show geplant habe, sollte ich doch eigentlich sicher gehen, dass die Fans auch bescheid wissen, wer wann spielt...
Haggard
Nunja, Haggard übernahmen also den Platz nach Vreid, waren aber weitaus weniger, als ich es mir erdacht hatte. Wenn ich mich recht entsinne, standen da nun neun Männer und Frauen auf der Bühne, welche versuchten, dem orchestralen Klangbild Haggards Genüge zu tun, welches vermutlich für mindestens 16 Musiker ausgelegt ist. Und ähnlich klang dies demzufolge auch. Durch eigene Nachforschungen wurde man dann auch insoweit fündig, als dass die eigentliche Sängerin krank war und ein Ersatz eingeschoben wurde. Dieser zeigte sich stimmlich jedoch sehr unsicher und eher armselig als herausragend in seiner Leistung. Auch Haggard wurden letztlich im Nebel versteckt, wodurch die Violinistin vor den lüsternen Blicken der ersten Reihe gefeit war, aber eben auch der Kamera nur wenige Einblicke gewährte. Die ganze Bühnenpräsenz wirkte reichlich provisorisch und unausgereift, was für eine Band dieser Größe schon etwas traurig und peinlich ist. Dieser Auftritt war wirklich nicht mehr als Mittelklasse und konnte, so denke ich, keinen so wirklich umhauen. Verzocker gaben sich die Hand mit schrägen Gesangstönen und so wurde ein Song nach dem Anderen der letzten drei Platten verschenkt. Eine leider durchweg traurige Darbietung der großen Orchestral Metaller. Der größte Witz fand allerdings vor der Show statt, als eine ominöse Frau die Bühne betrat und ihren Verlobten ausrief und nach Verzeihung, mit anschließendem Heiratsantrag bat, doch dann: Nichts passierte. Der Gesuchte war sicherlich in dieser Zeit auf der Suche nach dem Merchandise-Markt, oder einfach nicht interessiert. Die Geschichte ging mal komplett nach hinten los.[Win]
Ensiferum
Zu Ensiferums Auftritten muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, die Finnen schlagen sich live immer mehr als wacker und wissen wie sie das Publikum in Stimmung bringen. Zu hören gab es unter anderem „Token Of Time“, und „Deathbringer From The Sky“, die wie auch der Rest des Livesets mal wieder in typischer Ensiferum-Geschwindigkeit präsentiert wurden. Das heißt alles 1,5x schneller als auf Platte, was sicher nicht jedermanns Geschmack ist.[Fur]
SAMSTAG
Helfahrt
Die Jungens von Helfahrt begegneten mir jüngst mir ihrer aktuellen Platte „Drifa“ und konnten damit schon einige Punkte einfahren, denn man merkt sofort, dass sie etwas von Black Metal verstehen und auch einen guten Sinn für Stimmung mitgebracht haben. Und dies ließen sie einen auch auf dem Ragnarök Festival spüren. Die Feldkirchener spielten vornehmlich aus ihrem neuen Repertoire und überzeugten durch soliden Black Metal mit dezenten Pagan-Anleihen. Die Show wurde auf das Nötigste reduziert und neben kleinen Soundfehlern, wie kurzen Bass-Übersteuerungen oder hellen hochfrequenten-Tonstörungen, konnte kaum Negatives gefunden werden. Helfahrt sind schon eine geraume Zeit im Geschäft und das spürt man deutlich. Die Songs sind ausgewogen, die Bandmitglieder wissen, was sie tun und Sänger Max Marquardt schreit sich eloquent durch das Set. Auch das Publikum nahm diesen Auftritt gut entgegen und dankte es mit einer erstaunlich vollen Halle. Eine durchweg gelungene Darbietung.[Win]
Dieser Sonntag brachte wohl auch die wunderlichsten Begegnungen mit der Security, da diese vermutlich an den Tagen zuvor etwas zu wenig gemacht hatten, zogen sie nun alle Register und jeder wurde zurechtgewiesen, der auch nur im kleinsten Rahmen neben den Regeln handelte. Nun wurde man schon konfrontiert, wenn man sich in der Halle eine Kippe nur drehte und fordernd dazu gezwungen, diese nicht im Mund zu transportieren, wenn man auf dem Weg aus der Halle heraus befand. Dieser Tag stand vollends im Zeichen des Nichtraucherschutzes, was konsequent und zielgerichtet durchgezogen wurde. Nur die Toiletten waren egal, denn dort konnte man anscheinend ungestört alles zertreten und bekoten und in die unmöglichsten Zustände verwandeln. Eine Festival-Aktivität, welche mir wohl immer ein Rätsel bleiben wird. Weshalb ist nur das zivilisierte Örtchen der größte Feind des Metallers? Ich habe bislang noch keine Studien dazu gefunden, doch wird es bald Zeit dafür.[Win]
Akrea
Die bayrischen Melodic Deather Akrea ließen sich davon jedoch nicht abschrecken und bildeten den kleinen Ausnahmezustand, der auch mal in die Death-Gefilde abglitt, somit einige Growls mit sich brachte und etwas reißendere Riffs anstimmte. Und die Jungens machten auch keine schlechte Figur. Die deutschen Texte passten sich gut in die Song-Strukturen ein und bewiesen eine hohe musikalische Versiertheit, die man in jedem Moment dieses Auftrittes spüren konnte. Ein weiterhin besonderes Merkmal waren die roten Turnschuhe des Sängers, welche einen gewissen Fix-Punkt darstellten, da sie der einzige Farbpunkt blieben, auf dem großen Suchbild, namens Bühne. Alles in Allem haben Akrea einen guten Job gemacht und auch die Zuschauer ließen des Öfteren ihre Köpfe zustimmend kreisen. Der Mix aus gediegenem Melodic Death und härterem Rock machte Spaß und sorgte für eine angenehme Abwechslung an diesem Tag.[Win]
Fjoergyn
Auch auf die nun folgenden Fjoergyn war ich durchaus gespannt, da ihr letzter Output „Jahreszeiten“ sehr zwiespältig war, da er zum einen sehr melodiös und harmonisch, auf der anderen Seite sehr verstörend und metallisch war. Vor Allem war es der Gesang, welcher die Meinungen in zwei Pole trieb. Nun war es an der Zeit zu sehen, wie diese Geschichte live aufgezäumt wird. Viel Bühnenshow war bei den Thüringern nicht zu sehen, aber das würde auch nicht gut in ihr Konzept passen, außer sie würden sich in natürliche Kostüme werfen und als Kartoffel oder Wurzel ihre Musik vorstellen. Doch nein, Fjoergyn spielten einfach ihre Songs, welche musikalisch durchaus anspruchsvoll sind, denen live jedoch leider der letzte Schliff fehlte. Der Funke, der die Atmosphäre in die Zuschauer überführt und den Hörer die Musik tiefer fühlen lässt, als nur im Trommelfell. Leider konnten Fjoergyn hier nicht groß ausholen und so verstrichen ihre Songs eher im Unbewussten. Neben Songs wie „Narziss(t)“ wurden natürlich auch einige Titel der „Jahreszeiten“-Platte geboten. Der Charakter, den sie auf CD zu bannen vermochten, konnte hier indes nicht aufgebracht werden. Eigentlich schade, denn talentiert sind sie auf alle Fälle. Vielleicht das nächste mal, wir hoffen darauf.
Agathodaimon
Mit Agathodaimon hatte ich meinen letzten Kontakt, als diese noch reinen Symphonischen Black Metal spielten. In den letzten Jahren waren sie von meinem Radar verschwunden, weshalb ich jetzt doch einigermaßen gespannt war, wie sich die Band so entwickelt hat. Die Playlist war ein bisschen "Hit & Miss". Insgesamt hatt sich die Band eher in die Gothic Richtung bewegt, was beim Publikum doch eher auf verhaltene Gegenliebe stieß. Leider kein besonders herausragender Auftritt.[Fur]
Riger
Nachdem Riger-Sänger Ingo Tauber schon am Abend zuvor im Publikum flanierte, war er heute mit seiner Pagan Metal Gruppierung an der Reihe, die Menge von seiner Sangeskunst zu überzeugen. Aber viel ist zu Riger dann gar nicht zu sagen. Sie spielen sehr bodenständigen Thrash Black Metal mit Pagan-Anleihen und tun sich auch schwer darin, großartige Bühnenarbeit abzuliefern. Der einzige interessante Aspekt war noch die Gitarristin, welche einige kleiner Verspieler mit sich brachte, aber ansonsten einen ebenso soliden Job machte wie alle anderen. Und solide ist eigentlich der passendste Ausdruck für Riger. Keine Experimente, keine Innovationen, einfach nur guter, funktionaler Metal ohne Ecken und Kanten. Schlecht waren sie nicht, die Frankfurter, aber die musikalische Erfüllung hatten sie auch nicht im Gepäck. Die Zeit verging gut und das ist ja auch eine Leistung.[Win]
Helrunar
Endlich hatte Helrunar mal eine Spielzeit, die der Band angemessen war. Der Weggang von Gitarrist Dionysos schien keinen Einfluss auf die Stimmung innerhalb der Band gehabt zu haben und so feierten die sympathischen Deutschen mit vielen Leuten vor der Bühne ihren vielleicht besten Auftritt. Wenn ich mich richtig erinnere gab es „Frostnacht“ zu hören, danach von der ersten Demo „Grátr“ das Lied „Ich bin die Leere“, bevor mit „...Bis Die Seele Gefriert“ ein selten gespieltes Stück zu hören war. Etwas besonderes war die nächste Nummer, ein Song vom kommenden Album, das Ende des Jahres als Doppelalbum erscheinen soll. Stilistisch ordnet es sich gut in die bisherigen Alben ein, man darf sich also anscheinend auf ein typisches Helrunar-Album freuen. Ansonsten gab es noch „Älter Als Das Kreuz“ und „Til Jardar“ zu hören. Einer der besten Auftritte des Wochenendes![Fur]
Suidakra
Auf Suidakra freute ich mich auch ganz besonders, lange war es her, dass ich die Jungs live erleben konnte. Der musikalische Fokus lag mit „Shattering Swords“, „Dead Man's Reel“ und „The Ixth Legion“ eher auf den neueren Album, immerhin durfte sich Fans der früheren Album über „Dragonbreed“, „Darkane Times“ und „Wartunes“ freuen. Die Band gab auf der Bühne alles, immer wieder ergab sich Arkadius in heftigen Headbang-Passagen. Man sah den Jungs deutlich an, wie viel Freude sie auch nach 15 Jahren und 9 Alben an ihrer Musik haben.[Fur]
Ragnarok
Meine kurzzeitige Geistesabwesenheit führte letztlich dazu, dass ich wie ein Emu erschrak, welcher seinen Kopf in den Sand steckt und auf die Hauptstraße von Hong Kong schaut, denn unter Ragnarok stellte ich mir etwas vollends anderes vor. Ob ich enttäuscht war? Oh nein, ganz im Gegenteil. Obgleich ich mit „Collectors Of The King“ schon das aktuelle Werk der Norweger in den Händen hielt, gaukelte mir mein Nervenzentrum in diesem Augenblick vor, wieder eine Folk Metal Band erwarten zu müssen. Doch nein, wie wohl jeder weiß, hat die Musik von Ragnarok herzlich wenig mit Folk Metal zu tun und so prügelten sich die vier Herrschaften in schönstem Schwarz durch ihre Setlist. Sänger Hans Fyrste zeigte seine schauspielerischen Fähigkeiten, indem er für die Kameras posierte und nebenbei jagte er einen markerschütternden Schrei nach dem anderen los. Das ist wahrer norwegischer Black Metal, wie er im Buche steht und eine echt Konkurrenz für die, an diesem Abend ebenfalls noch auftretenden Gorgoroth. Ragnarok haben die Halle in diesem Abend wirklich auseinander genommen und überraschenderweise den vermutlich besten Auftritt auf dem ganzen Festival dargeboten, welcher für ordentlich Bewegung in der Menge sorgte. Die Köpfe der ersten Reihen waren nicht mehr zu halten und rotierten, bis das Gewinde abgenutzt war und die ersten nur noch mit Hals in der Gegend lagen. Ob Gorgoroth das noch überbieten konnten sollt ihr später erfahren.[Win]
Wolves In The Throne Room
Denn zuerst kam eines meiner weiteren, eigenen Highlights, denn die amerikanischen Wahl-Norweger Wolves In The Throneroom hatten ihren Platz im Line-Up gefunden, um die Welt mit ihrem doomig-stimmungsvollen Avantgarde-Black Metal zu beglücken. Wolves In The Throneroom beschränken sich stets auf das Wesentliche, sie wohnen angeblich in einer Waldhütte und scheren sich nicht um Konventionen, was ihre Art des Black Metals angeht. Sie spielen nur zu dritt, da zwei Gitarren und ein Schlagzeug völlig ausreichend sind, um mitreißenden Black Metal zu kreieren, sofern man es vermag, schleichend-betörende Melodien zu erschaffen, die sich tief in die Gehirnwindungen der Hörer einfressen. Auf dem Ragnarök haben sie dies letztlich auf die Spitze getrieben, indem sie ohne Licht spielten und in einer unglaublichen Atmosphäre drei Songs darboten, was die 45 Minuten Zeit, welche man ihnen einräumte mehr als voll ausfüllte. Wolves In The Throneroom haben das geschafft, was Gorgoroth mit Gaahl verloren gegangen ist. Sie kommen, spielen und gehen. Keine großen Reden, keine aufwändige Show, kein unnötiger Zuschauerkontakt. Was hier zählt ist die Musik und die war live, wie auf CD einfach nur einmalig. Ein derart gelungener Auftritt war schon fast nicht zu erwarten und die Idee des Reduzierten wurde letztlich gekonnt auf die Bühne gebracht. Der Klang war gut, die Stimmung war einwandfrei, oder auch einwand-pfiffi, wie uns auf dem Zeltplatz beigebracht wurde und musikalisch kann man Wolves In The Throneroom prinzipiell nichts vormachen. Black Metal as it‘s best![Win]
Skyforger
Skyforger durften heute zum zweiten mal ran. Nach der Folkshow wurden diesmal aber die verstärkten Gitarren ausgepackt und ein absolutes Glanzstück des Folk Metal präsentiert. Im Mittelpunkt stand das neue Album „Kurbads“, welches hier ausführlich präsentiert wurde. Das neue Material scheint sich ausgezeichnet in die Diskografie einzufügen und stellt eine perfekte Ergänzung zum bekannten Material dar. Skyforger festigten ihren Ruf als einer der besten Folkmetal Bands und waren definitiv eine der besten Bands des Wochenendes. Ärgerlich war nur, dass während der Show schon laut das Intro von Equilibrium ertönte, die gerade auf der zweiten Bühne Soundcheck machten. Leider kein Einzelfall an diesem Wochenende.[Fur]
Sarke
Auch Nocturno Culto ließ sich mit seiner Thrash Black Metal Band für das Ragnarök gewinnen und so zeigte er den Leuten mit Sarke, wie man ordentliche Riffs schustert, die groovig und rotzig die Masse zum headbangen bringt. Sarke können ja bisher nur auf ihr 2009er Full-Length „Vorunah“ zurückschauen, aus welchem sie auch ihre Setlist rekrutierten. Diese enthielt unter anderem „Frost Junkie“ und „Primitive Killing“. Hier wurde einem ein schöner grooviger Beat-Koloss geboten, welcher irgendwo zwischen Black ‚n‘ Roll und Motörhead liegt. Abgesehen von einigen Sound-Aussetzern und der Tatsache, dass die ganze Mannschaft schon relativ gut dabei war, was darin gipfelte, dass der Keyboarder circa drei Mal sein Instrument fallen ließ, konnte man sich über nichts beklagen. Die Riffs knallten ordentlich und der Drummer trieb seine Leute richtig an. Sarke sind der Heavy Metal unter allen Black Metal-Bands und beweisen wieder einmal, dass Groove und Rock auch im Black Metal ihre Nische finden. Einer der schönsten Momente auf dem Festival, wenn man mit einem Bier gemütlich auf der Tribüne sitzen kann und Sarke auf der Theaterbühne ihren Auftritt absolvieren. Nicht nur bei mir fand dies großen Anklang.
Gorgoroth
Da war er nun, der letzte Headliner des Ragnarök Festivals. Infernus hat sein rechtlich gesichertes Unternehmen nach Rieden gebracht, um zu beweisen, dass Gorgoroth auch ohne Gaahl funktioniert und lebt. Den Beweis brachte er ja schon mit seiner neuen Platte „Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt“, für welche er sich seinen „Antikrist“ und „Pentagram“ Sänger Pest wieder an Bord holte, um Gorgoroth neues Leben einzuhauchen. Auf CD funktioniert das alles auch ganz gut, doch live wurde man leicht geschockt, denn Pest wirkt etwas in die Jahre gekommen, wenngleich er auch erst seinen 35. Jahrestag zu feiern hat. Nichtsdestotrotz ist die Erscheinung Pests in keinster Weise mit Gaahl zu vergleichen und das soll und kann sie auch gar nicht, da das gesamte Konzept des Auftretens ein durchweg anderes ist. Pest spricht und kommentiert seine Lieder, er wirkt erquickt und fröhlich und bewegt sich viel auf seiner Bühne. Doch funktioniert Gorgoroth auf diese Weise? Kann die aggressivste Black Metal Band Norwegens, die Könige des Bösen nun auf Zuschauernähe setzen? Nun, wohl schon, doch ist die Wirkung, die Austrahlung, welche einen Gorgoroth Auftritt ausmachten passé. Die Seele ist gegangen, ob man es nun wahr haben will oder nicht. Und auch wenn Pest „Incipit Satan“ singt, schafft er es nicht, die Intonation zu treffen, die diesem Song eigentlich inneliegt. Selbst die neuen Songs bringen den alt-neuen Sänger an seine Grenzen und wirken beinahe schon aufgezwungen. Die Kleidung und das Corpse Paint als nötiges Übel, dass ihn vielmehr nach „Beetle Juice“ aussehen lässt, als nach einem Sänger, der Aggressivität, Dunkelheit und Angst ausstrahlen müsste. Und selbst Infernus, der seinen Platz als Bandinhaber verteidigen konnte steht nur schwach in der linken Bühnenecke und spielt recht teilnahmslos seine Riffs, die er bis aufs letzte Haar verteidigt hat. Die Kraft, welche ehemalig in Gorgoroth steckte ist verloren gegangen, die Nerven scheinen blank zu liegen und was letztlich bleibt ist die Hülle, mit einer rechtlich anerkannten Buchstabenfolge. Und der Witz war ganz auf Seiten des Veranstalters, welcher anstelle von Gorgoroth, nur Gorgorth in seiner Running Order vermerkte. In der Tat glichen die Herren, welche als Infernus neugeborenes Kind auftraten vielmehr einer Cover-band, die durchaus talentiert ist, aber die Seele der gespielten Musik nicht erreichen kann. Ein Schein, der nur noch durch Promo-Bilder und Studio-Aufnahmen geboten werden kann. Auf der Bühne offenbarte sich das verletzte Gefüge, dass einst als Gorgoroth Schock und Kontroversen auslöste, nun jedoch nur noch eine Rolle spielt, ein Theaterstück, welches nicht enden will.[Win]
FAZIT
Das siebte Ragnarök Festival war nicht perfekt. Über viele Kleinigkeiten kann man hinwegsehen, da die Halle bei Kreuth dieses Jahr zum ersten Mal als Austragungsort diente. Ärgerlich war z.B. die schlechte Kommunikation mit den Fans. Der nicht ausgeschilderte Metalmarkt war da noch das kleinste Problem. Änderungen im Line-Up sollten ausreichend kommunziert werden, genauso wie die Verspätung der Grailknights, das System mit dem Müllpfand wurde auch nicht kommuniziert, pampige Antworten der Security an der Tagesordnung. Geplagt von Soundproblemen waren an diesem Wochenende vor allem Bands auf der linken Bühne, ansonsten war der Sound oft ziemlich gut, teilweise sogar exzellent. Es schien manchmal so, als hätten die Tribünen den besten Sound erwischt. Was gar nicht ging, war die Security. Die Zusammenarbeit mit diesen Leuten sollte nicht fortgeführt werden. Einlasskontrollen fanden seltenst statt und auch in den Fotograben kam man häufig ohne Vorzeigen des Passes. So standen teilweise Fans während des gesamten Konzerts im Fotograben, was weder für die Fotografen, noch für die Fans hinter der Absperrung ideal war. Ideal waren die Tribünen, von denen aus man seinen geschundenen Körper ausruhen und trotzdem die Bands genießen konnte. Außerdem war es der ideale Ort für heftige Papierfliegergefechte. Im nächsten Jahr wird das Ragnarök in der Stadthalle Lichtenfels stattfinden, wenn das Line-Up wieder so exzellent ist wie in diesem Jahr, kommen wir gerne wieder.