Mushroom Garden 2011
Der Name ist gut gewählt. Denn ohne psychoaktive Kahlköpfe kommt schließlich wohl keiner auf die Idee, Ende Oktober nochmal ein Open-Air zu veranstalten. Tatsächlich lässt sich jetzt schon festhalten: Das Mushroom Garden hatte definitiv das beste Wetter der Festivalsaison, die saubersten Dixies und zumindest für mich den kürzesten Anreiseweg. Nachdem über 10 Kilometer auf dem Rad genug Zeit blieb, die Chemnitzer Hügellandschaft zu verfluchen, war schließlich in der warmen Herbstsonne auf dem überschaubaren Festivalgelände genau der richtige Ort, um sich zu entschleunigen und die erste Band beim Aufbau zu beobachten.
Geonosis
Geonosis waren scheinbar schon entschleunigt und begannen 45 Minuten nach eigentlichem Beginn mit ihrem fetten Wüstenrock die Tagesstimmung auch musikalisch zu untermalen. So nach der Hälfte des Sets stieß dann auch noch ein Sänger hinzu und das traf sich gut, denn den hatte ich bis dahin ein bisschen vermisst. Ansonsten gab's nichts zu meckern, ordentlicher Sound + gängige Riffs = guter Opener. Ob der Song „Black Mountain“ was mit Schwarzenberg zu tun hat, konnte aber nicht in Erfahrung gebracht werden.
Mother Engine
Wie wird auf einem Stoner Festival umgebaut? Langsam! Das kann dann auch schonmal fast eine Stunde dauern, sind ja auch teilweise 2-3 Becken am Schlagzeug abzuschrauben. Mit einem kühlen Bier und 'ner gekochten Zwiebel ließ sich das aber gut überstehen, bis schließlich Mother Engine ihre (Achtung Wortspiel!) Motoren anließen. Nicht weniger enthusiastisch dafür mit einer extra Portion Punkattitüde und Cowboystiefel überzeugten auch die humorvollen Plauener, aber was soll bei Songs wie „Brad Hard“ und „Welcome to Mianus“ auch schiefgehen?
Down on Knees I’m weak
Noch dreckiger wurde es mit Down on Knees I’m weak, die fetten Sludge mit fiesen Screams und Growls dabei hatten. Definitiv die richtige Mucke, um sich in der untergehenden Sonne abzureagieren. AbeuedA bewiesen dann eindrucksvoll, was passieren würde, wenn Lemmy auf Motorräder stehen würde und weniger Zeit mit Devotionalien verbrächte. Die Berliner hatten ihre eigene Videoshow dabei, so dass man sich bei fettem Wüstenpunk die besten Motorradstunts und Unfälle angucken konnte. Wie zuhause also...
Space Pilgrim
Bei Space Pilgrim zollten dann meine Kameraakkus so langsam den Temperaturen ihren Tribut, die Besucher mussten aber nicht frieren. Neben Feuertonne und Waschmaschinentrommel konnte man sich mit dem ersten Glühwein des Jahres aufwärmen oder sich einfach warmtanzen. Das richtige Material hatten die Dresdener dafür auf jeden Fall am Start, auch wenn es zwischen dem ganzen Hall schonmal sehr abgespaced zugehen konnte.
Gorilla Monsoon
Vielleicht hatte sich ja eine Fahrgemeinschaft ergeben, auf jeden Fall kann man Dresden und Stoner Rock nicht im selben Satz sagen, ohne auch Gorilla Monsoon zu erwähnen, die heute den Headliner geben durften. Die Wetteraffen wirkten ziemlich nüchtern und die typisch lustigen Ansagen von Jack Sabbath fielen auch weg, dafür war die gesamte musikalische Umsetzung extrem druckvoll und sauber. Und darauf kommt es schließlich an. Tatsächlich konnte mein kulinarischer Wunsch an diesem Abend noch erfüllt werden. Denn ganz ehrlich, was ist besser als Gorilla Monsoon? Gorilla Monsoon, Kaffee und Kuchen! Besonders wenn man das Randstück mit extra Schokolade bekommt.
Es bleibt der MS Beat / Mushroom Garden Crew nur zu wünschen, dass es sich soweit gelohnt hat, um auch den nächste Herbst mit einem musikalischen Pilzgarten ausklingen lassen zu können. Was die Besuchszahlen angeht, kann man sich noch steigern, die Organisation allerdings war schon beim ersten Mal absolut top.