MITTWOCH
Es ist August und die Wiesen sind grün. Dass uns das alles nicht sonderlich interessiert, liegt daran, dass wir vollends in den Vorbereitungen für das achtzehnte Party San Open Air stecken. Donnerstag, der 11. August 2011 markiert den Beginn von drei Tagen Spaß in Bad... Nein, diesmal nicht, denn 2010 war das letzte Mal, dass die Massen nach Bad Berka strömten. Wind, Regen und generell Wetter haben das Gelände soweit zermürbt, dass eine Fortführung in Bad Berka nicht tragbar gewesen wäre. Die Fahrt geht demnach bereits Mittwoch zur neuen Adresse: Flugplatz Obermehler in Schlotheim.
Nachtblick
Nach einer nervenaufreibenden Fahrt mit halb-gesperrten Kreisverkehren, gewagten Überholmanövern und viel unsinniger Unterhaltung zwischen Sixteen Horsepower, Absu und Feist, kam man irgendwann abends an der neuen Location an, die zwar landschaftlich weniger reizvoll, aber durch etwas Asphalt an relevanten Stellen durchaus zweckdienlicher erschien. Wie immer war unser Zelt in atemberaubender Zeit bewohnbar und wir konnten uns unter das ebenfalls schon eingetroffene, normale Volk mischen. Das Unternehmen endete schließlich damit, dass man erst an sich pornografisch unterhaltenden Franzosen vorbei musste, um schließlich bei sympathischen Belgiern zu landen, die uns in die hohe Kunst der Pfeiferauchens einführten und sich bezüglich der belgischen Innenpolitik mehr als liberal zeigten. Ein gelungener Start muss man sagen! [Win]
DONNERSTAG
Auch am Donnerstag hatte man noch den ganzen Tag Zeit, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen oder einfach nur rumzusitzen und auf den Beginn gegen 18:00 Uhr zu warten. Die Zeit wurde dann durch solche amüsanten Begebenheiten wie den explisionsartigen Abriss des Main-Stage-Daches aufgelockert, was schließlich zu etwaiigen Fachsimpelein von absoluten Konstruktionslaien führt, die natürlich alles anders gemacht hätten. Vor allem keinen windanfälligen Stoffbezug zu nutzen. Das Ergebnis war schließlich, dass die Main Stage für den ersten Tag nicht nutzbar war und alle im kleinen Zelt spielen mussten. Inwiefern das den Tag noch beeinflussen sollte, lest ihr im Folgenden. [Win]
Byfrost
Byfrost wurden in unserer Rezension als ideale Kandidaten für das große Immortal-Riff Trinkspiel. Live funktionierte das Ganze ziemlich gut, den die meisten hatten schon auf der Anreise oder im Zelt ihre Trinkspiele zelebriert und mussten sich jetzt nur noch aufs Headbangen konzentrieren, was natürlich problemlos von der Hand bzw. vom Kopf ging. Einmal eingebangt brauchte man nun für Dew-Scented ganz einfach nur die Schlagzahl erhöhen. Taufrisch-duftend, wie es ihr Bandname vorgibt, ließen die Nordlichter nichts anbrennen. Dew-Scented gehen immer und gingen auch an diesem Tag gut ab. [Fur]
Aborted
Da wir am Tag zuvor bereits gelernt hatten, dass Belgier recht sympathisch sein können, war natürlich auch Aborted Pflicht. Aber man wusste natürlich schon vorher, dass die Herren deftigen Technical Death Metal abliefern und eine ganz andere Vorstellung von Liberalität haben. Ruhig ging es nicht zu und die Band wütete sich krachend durch ihr Material. Gute Show, die auch im Publikum ihre Spuren hinterließ. Dass man nicht auf die große Bühne durfte, könnte natürlich die Extraportion Wut erklären, mit der Aborted hier ans Werk gingen. [Win]
Den Anschluss bildeten die Rumänen Negura Bunget, was deutlich die Geschwindigkeit drosselte. Die Folk Black Metaller fuhren auch diesmal alle Geschütze mit obskuren Blasinstrumenten auf, die fast bis ins Publikum reichten und die ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Aber was soll man sagen, “Maiestrit” war ein nettes Album, das aber schon auf Platte den richtigen Moment fordert. Für Die-Hard-Fans ein guter Gig, ohne Frage, aber wer nicht so tief in der Musik steckte, konnte vielleicht auch schnell das Interesse verlieren. Wir sind da in der Redaktion gemischter Gefühle. [Win]
Darkened Nocturn Slaughtercult
Von Darkened Nocturn Slaughtercult habe ich ganz ehrlich viel schlimmeres erwartet.Vorgeschädigt von einem grandios peinlichen Arte-Bericht rechnete ich von menschenverachtendem Blutgespucke bis sportlichem Kotwerfen mit allem. Stattdessen gab es schnellen, gesitten Black Metal, der aus dem Fotograben dank der entzündeten Kräutermischung eher Wick VapRup-Feeling statt Schlachthaus-Gemetzel verströmte. Nette Sache das.
Decapitated
Wie ein Phönix aus der Asche haben sich Decapitated in diesem Jahr zurückgemeldet. Nach dem schweren Busunfall 2007 und dem daraus resultierenden Verlust ihres Drummers haben sich die Polen wieder aufgerappelt und mit “Carnival is Forever” ein fettes Comeback gefeiert. Auch live zeigten die Jungs, warum sie damals der heiße Scheiss waren. Schön organisch und technisch anspruchsvoll wurde hier und jetzt mit Deathperlen um sich geworfen. Es wird interessant zu beobachten sein, wie sich die Jungs in der aktuellen Death Metal Szene durchsetzen können. Das richtige Material haben sie definitiv. [Fur]
Triptykon
Triptykon! Ehrlich gesagt habe ich mich wahnsinnig auf den alten Schweizer mit seiner Wollhaube gefreut, aber als es dann losgehen sollte, wurde man etwas enttäuscht, jedenfalls, wenn man vor dem Fotograben anstand. Der feine Herr konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sein erwürdiges Gesicht in einem kleinen Zelt auf Film gebannt werden könnte und ließ somit den Zugang sperren. Naja, was solls. Gespielt haben sie und mehr als ein paar elitäre Pressefuzzis wurden dadurch nicht verärgert. Der Sound war sehr gut und die Tatsache, dass man gleich mit Celtic Frosts “Procreation of the Wicked” begann, tröstete über einiges hinweg. Auch die neuere Triptykon-Periode deckte man gekonnt ab, was wir persönlich bei einem Spaziergang durch die Küche und hinter die Bar genossen. Der Blick von Tresen war sowieso besser und dem erfrischenden Bier zwischendurch war man dadurch ein Stück näher. Das Publikum schwitze sich derweil noch etwas aneinander ab und der Mützenmann hatte sein Ziel erreicht. [Win]
Grundsätzlich ein netter Tagesabschluss, was die Musik betraf und so ließ man den Abend noch gemütlich am Zelt ausklingen, während sich die ganz Harten noch in der Metaldisko die Ohren malträtieren ließen und ihre heißen, schwitzigen Körper aneinander rieben. Für uns gabs noch ein Feierabendbier, um sich zum einen über Tom Gabriel Warrior auszulassen und zum anderen die Gerüche diverser Bands zu diskutieren. Alles in allem ein absolut gelungener Abend! [Win]
FREITAG
Freitagmorgen, 9:00 Uhr, frische Luft und Vogelgesang! Mitnichten, denn von denen, die gerade ins Bett gingen, trennte sich der metallische Weizen, um am neu eingeführten Flunky Ball Turnier teilzunehmen. Für die einen der blanke Wahnsinn, da man dementsprechend 10:00 Uhr gleich wieder total hart war und eigentlich vom Tagesgeschehen nichts mitbekommen konnte, für die Anderen noch ein Grund, gar nicht erst ins Bett zu gehen. Wer mitgemacht hat, konnte sicherlich seinen Spaß haben, für Zuschauer entpuppte sich das Spektakel als debiler Kegelsport mit liquider Getreideeinlage! [Win]
Puteraeon
Puteraeon hatten an diesem Freitag die große Ehre, die Main Stage einweihen zu dürfen und traten somit auf jungfräulichen Boden. Nicht einmal Triptykon konnten da rauf! Diese Chance setzten die Schweden Deather auch ganz manierlich um, wenngleich Fronter Jonas Londblood recht schüchtern daherkam und mit Ansagen etwas knauserte. Persönlich hatte ich von den Jungs noch nichts gehört, war aber recht angetan. Definitiv auch was für den Hausgebrauch. [Win]
Truppensturm
Truppensturm? Bis dahin hatte ich den Namen noch nicht gehört und im Nachhinein stellt das auch kein wirkliches Problem dar. Sicher im schwarzmetallischen Untergrund wird die Band gehyped, aber um ehrlich zu sein, macht ein Untergrundstatus noch lange keine geile Musik. Bei den deutschen Black Metallern hat man es eher mit solch einem Fall zu tun, in dem Trveness und Elitarismus über Klang und Qualität gehen. Das Trio raunzte eher belanglose Riffs durch die Boxen, die auf dem weiten Weg zum Publikum noch mehr an Facetten verloren und irgendwann eher nichtiges Rauschen waren, als wirklich hörenswerte Mucke. Monotone Riffs können natürlich auch ihren Reiz haben, aber selbst den Punkt haben die Nordrhein-Westfalen verschenkt. Underground-Helden würden mir jetzt sicherlich die Kehle durchschneiden. [Win]
Bob Dylan, zwischen Carcass und Hypocrisy, wo sonst?
Urgehal
Zum Glück gab es ja auch noch anderen Black Metal an diesem Tag zu erwarten, der sogleich in Form von Urgehal auf der Bühne stand. Nachdem mit dem Spruch: ”Next song “Satanic Hell”, what else is there to say? Piss in your pants, shit in your mouth, fuck you?” die Fronten geklärt wurden, rödelten der Maskenmann und sein Trupp in feinster Manier durchs Programm, bei welchem sie sich selbst auch nie zu ernst zu nehmen schienen. Die Norweger lieferten eine saubere Show ab, in der dann mit “Twisted Mass of Burnt Decay” auch noch ein sauberes Autopsy-Cover präsentiert wurde. Auch wenn 15:00 Uhr nicht gerade die Traumzeit für einen derartige Black Metal-Hammer ist, Urgehal haben alles rausgeholt, was an Stimmung drin war. [Win]
Skeletonwitch
Skeletonwitch gehörten für uns zu den positiven Ergebnissen des Old-School-Hypes, den das Jahr 2011 für uns bereit hielt. Das explosive Quintett nutzte seine Chance, sich auch bei denen ins Hirn zu brennen, die die Amis vorher noch nicht auf dem Schirm hatten. Mit launigen Ansagen die das lyrische Programm gut zusammenfassten (“The next song is about killing!”), dürften die Amis an diesem Nachmittag ihren Bekanntheitsgrad extrem gesteigert haben. Natürlich im positiven Sinne. [Fur]
Absu
Uhh, yeah! Absu standen in den Startlöchern, aber auch 18:00 Uhr war es noch lange nicht dunkel. Die Texaner ließen sich davon aber ebenso wenig beeindrucken, wie zuvor Urgehal. Wenngleich sie diesmal mit einer Gitarre weniger auszukommen mussten, lieferten Absu eine ordentliche Show ab und der multifunktionale Proscriptor kreischte und trommelte sich einen vom Wolf, auch wenn man davon aufgrund der Bühnengröße nicht viel gesehen hat. An der Front hielten dafür Ezezu und Vis Crom die Stellung und mussten somit das Bildgewitter allein tragen. Zu hören gab es beispielsweise “Night Fire Canonization”, “Highland Tyrant Attack” und “Swords and Leather”. Alles in Allem eine sehr gelungene Show, die viel von der 2009er “Absu” bereit hielt, aber auch mal in Richtung “The Third Storm of Cythraul” driftete. Definitiv ein lohnenswerter Auftritt! [Win]
Primordial
Primordial waren bei ihrem Metalfest-Auftritt vielleicht etwas unterhaltsamer (vor allem, weil Fronter Alan die Sonne wohl direkt ins Hirn gestrahlt hatte), aber auch auf dem Party.San eine absolute Bank. Vom ersten Song an hatten die Iren das Publikum im Griff und Alan ging auch sofort mit den ersten Reihen auf Tuchfühlung. Sympathisch wie eh und je bewiesen Primordial mal wieder, dass sie auch unter den harten Recken auf dem Party.San jede Menge Fans haben. [Fur]
manchmal muss halt auch ein Bild reichen....
Jede Menge Fans haben auch Belphegor, die zugegebenermaßen musikalisch live überzeugen können. Mich lockt das infantile Gehabe und die dümmlichen Ansagen aber schon lange nicht mehr hinter dem Ofen hervor, da kann Helmuth noch so viele Stripperinnen auf die Bühne holen. Apropos Helmuth: Der Gute schoss sich nach dem Auftritt so hart ab, dass er vor dem Bierstand noch einer Dame auf die Schuhe pinkelte. Die einzige sympathische Tat des Österreichers an diesem Tag. Ich tat meine journalistische Minimalpflicht, trottete für ein Bild in den Fotograben und verfolgte den Auftritt ansonsten aus gebührendem Abstand, der noch ein Gespräch auf Zimmerlautstärke ermöglichte. Ging dabei bestimmt um Skihelme und sexy Iren. [Fur]
1349
1349 kamen später auf die Bühne als zu vermuten, denn es war bereits 2204! EIn unheimlicher Gag, den man so schnell nicht durchschaut. Im Vergleich dazu waren 1349 erstaunlich gut und stringent, ganz im Gegensatz zum aktuellen Output “Demonoir”, der zwar auch nett, aber alles andere als kohärent war, abgesehen von den wabbernd-brummigen Einlagen, die live zum Glück außen vor gelassen wurden. Wirklich viel gibt es dazu auch nicht zu sagen, nur, dass die Norweger sich an diesem Abend nicht vor der anderen Black Metal Prominenz verstecken mussten. Tatsächlich ein Grund, weiterhin abzufeiern, wenn die Digitaluhr einen auf Black Metal macht! Cheerio! [Win]
Ensiferum waren sicher Exoten auf dem Party.San, nutzten aber ihre nicht vorhandene Chance und spielten nur die richtig harten Songs so schnell wie möglich. Den schnellen Folk/Death/Thrash der Finnen muss man sicher mögen, auch Kostverächter müssen aber zugeben, dass die Jungs (und eine Dame) Meister ihres Faches sind und an diesem Abend eine willkommene Abwechslung boten und wenn es nur die Möglichkeit zum Bierholen war... [Fur]
Morbid Angel haben an diesem Abend den vollen Kübel abbekommen. Damit meine ich keine Fischgedärme oder Tomaten, sondern einen richtig schönen Party San-Platzregen. Dementsprechend verschob sich der Auftritt der Amerikaner deutlich, denn an Umbau war zwischenzeitlich nicht zu denken. Nicht ganz unbegründet stand sogar die Vermutung im Raum, dass Morbid Angel wohl gar nicht mehr auftreten. Dem war dann aber leider doch nicht so und deswegen muss ich mir zu den Elektro Glam Deathern jetzt was aus der feuchten Nase ziehen:
Der Auftritt war Kackmist! [Win]
Bienenmann
Da man generell wenig Lust auf Morbid Angel hatte, weil man die Band im Grunde nicht weiter als bis zur 2000er “Gateways of Annihilation” hören muss, wurde der restliche Abend an der Backstage-Bierbar verbracht, wo man sich wunderbar an Alan von Primordial anschmiegen und Melechesha Fronter Ashmedi obskure Fragen stellen konnte. Apropos obskure Fragen, ob Helmuth (Belphegor) beim Skifahren einen Helm trägt und welche Farbe dieser hat, konnte er uns selber nicht sagen, da ihn dazu bisher wohl noch keiner befragt hat und dieses Thema zu wenig mit Gedärmen, Tierkadavern oder sexuell-satanischen Riten mit Nonnen zu tun hat. Auf Schuhe kann der Mann hingegen ausgezeichnet urinieren. Grandioser Abend, ohne Abstriche! [Win]
SAMSTAG
Morgenstund’ hat eine Staublunge und einen ausgehenden Kater, denn der Freitag wurde locker zum morgendlichen Samstag und der Schlaf nicht all zu lang. Dafür gab es für Jeden ein Müsli mit exklusiven Südfrüchten wie Mangos und Minibananen. Die volle Show also, das perfekte Dinner auf Vox ist nichts dagegen! Aber auch musikalisch sollte der Tag mit Nachtmystium, Taake und At The Gates einiges bereithalten. Den Anfang machte jedoch die Cash-Coverband Cashley. [Win]
Clever Idee eigentlich, eine chillige Countryband als Weckkommando zu engagieren. Und da der Man in Black Johnny Cash unter den Metallern nicht gerade unbeliebt ist, holte man sich mit Cashley genau die richtigen Jungs ins Partyzelt. Besser haben wir unseren morgendlichen Kaffee noch nicht getrunken. [Fur]
Cliteater
“The Great Southern Clitkill” sagt eigentlich alles. Der holländische Goregrind ist und bleibt eine geradlinige Sache, da brauch man nicht groß drumherum reden. Cliteater ballern ihren Holland-Grind aus den Boxen und sind immer für einen lockeren Headbanger zu gebrauchen. Wer einen Riesenanspruch hat, kann vielleicht enttäuscht werden, aber wer die Clitmatrosen kennt, der weiß auch, was er zu erwarten hat. Die unkomplizierte Grindkeule ist ein guter Start in den harten Metal-Alltag und immer auch eine gute Auflockerung, bei der man sich ‘ne Hackwurst und ein Bier holen kann! [Win]
Panzerchrist
Panzerchrist verfolgen mich schon seit den frühen Metal-Tagen und tatsächlich habe ich es 2011 das erste Mal geschafft, die Dänen live zu erleben. Wie der geneigte Metalhead weiß, ist das weit nach der Zeit als noch Bo Summers (Illdisposed) den Fronter mimte. Dennoch war man gespannt, was die Panzerfetischisten so abliefern werden. Neben der Tatsache, dass der Fronter eine enorme Ladung Schminke im Gesicht trug, womit ich kein Corpse Paint, sondern wirklich Schminke meine, konnten die Songs auch nicht den Charme entwickeln, den sie auf Platte haben. Dabei fuhr man zwar alle Geschütze auf und ließ sowohl “Room Service”, “Battalion Beast” und “Regiment Ragnarok” erklingen, aber das fruchtete alles nicht so richtig. Wieso und warum, keine Ahnung. Auf Platte sind die Herren immer noch eine dicke Sache! [Win] Am Sound lag’s! [Fur]
Da Exhumed sich verfahren haben oder ihnen (wahrscheinlich) absichtlich keiner gesagt hatte, dass das Festival nicht mehr in Bad Berka stattfindet, mussten Taake ihren Slot übernehmen, damit die Amerikaner schließlich in der Zeit zur neuen Location fahren konnten, um direkt nach den Norwegern spielen zu können. Hoest und seinen angeheuerten Idioten schien das ziemlich egal zu sein und die skandinavischen Schwarzwurzeln zimmerten ein ordentliches Brett aufs Parkett. Zu hören gab es unter anderem das bereits bekannte G.G. Allin-Cover “Die When You Die” und diverse Highlights von “Taake” und der restlichen Hoest-Bandgeschichte. Definitiv ein cooler Auftritt, der auch gern einen Slot länger hätte gewesen sein können. [Win]
Nachtmystium
“And you say, that Black Metal can’t come from the U.S.”! Den Spruch kennt man ja von Blake Judd, obwohl sich ein echter Black Metaller sicher niemals rechtfertigen würde, da er sich seiner Trveness so oder so bewusst wäre. Sei es drum, daran sollen Nachtmystium nicht gemessen werden, denn der Auftritt war ein Sahnebonbon mit Goldstaubfüllung! Ob das schmeckt? Keine Ahnung, aber das Set der Amerikaner war sehr fett. Auch wenn der Sound zeitweise zickte und ein Song sogar neu gestartet werden musste, nur, um ihn dann direkt schneller zu zocken: Die Stimmung und Atmosphäre des langsam hereinbrechenden Abends war ideal, um den Songs von “Addicts: Black Meddle Pt. II” und seinem Vorgänger zu lauschen. Die Jungs sind immer eine Reise wert, zumal Sandford Parker wohl den härtesten Backenbart ever hat! [Win]
Watain
Ach scheisse, heute muss ich was zu Watain schreiben. Na gut, musikalisch waren die Schweden so gut oder schlecht wie immer, und auch sonst war alles beim Alten. Es stank nach vergorenem Blut im Fotograben, die Jungs trugen ihre feinsten Schimmelkutten auf und auf der Bühne wurden mal wieder sämtliche Restposten der umliegenden Möbelhäuser abgefackelt. Von Prügeleien hinter der Bühne ist uns nichts bekannt, wir wollten aber auch nicht nachfragen. [Fur]
Morgoth
Die deutschen Urgesteine Morgoth haben sich ja in diesem Jahr wieder zusammengefunden. Eigentlich ‘ne super Sache, auch wenn Reunions immer kritisch zu beäugen sind. Sänger Marc zumindest hat wieder schnell in das Rockstar-Leben gefunden und präsentierte sich leider etwas zu betrunken für einen Auftritt dieser Größe. So gab es ziemlich doofe Ansagen, die die ansonsten einwandfreie Musikdarbietung unterbrachen. Im Wettstreit der coolen Kontaktlinsenträger gewann er gegen Taake-Frontmann Hoest mit illuminierter Grünheit. Hübsch anzusehen. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs demnächst noch etwas sauberer auftreten, insgesamt war es aber schön, die alten Klassiker mal im modernen Soundgewand zu hören. [Fur]
Enslaved
Nachdem mich Enslaved auf dem Ragnarök Festival bitter enttäuscht hatten und ich dementsprechend auch nur ein Bild gemacht hatte, blieb es abzuwarten, wie sich die Norweger diesmal schlagen. Und ja, besser. Aber auch diesmal mit etwas Soundproblemen, wofür die Jungs wirklich nichts konnten. Die Clearvocal gingen jedenfalls elaborierter von der Hand und irgendwie wirkte alles homogener. “Raidho” und “Lightening” waren echte Granaten und doch merkte man, dass sich Enslaved mit “Axioma Ethica Odini” keine leichte Aufgabe geschaffen haben. Mal sehen ob und wann Grutle und sein Trupp das in den Griff bekommen! Die aktuelle Platte läuft jedenfalls immer noch rauf und runter. [Win]
Das beste zum Schluss, und das beste hieß an diesem Abend At The Gates. Lange mussten die Fans darauf warten und ich persönlich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, die Könige des Melodic Death Metal noch einmal in Aktion zu sehen. Und sie enttäuschten nicht. Der Sound war fett, Sänger Tomas gut bei Stimme und das Publikum außer Rand und Band. Die Klassiker wurden alle gespielt und kein Song enttäuschte. Die Schweden waren nach diesem harten Wochenende sicher die einzigen die bei dem (mal wieder) einsetzenden Regen zu dieser späten Uhrzeit noch so viele Leute vor die Bühne binden konnten.
FAZIT
Puh, was soll man sagen? Es war ein hartes Wochenende, aber nicht im negativen Sinne. Viele gute Bands, viele nette Leute und sogar einige interessante Gespräche. Das Party.San ist eine Pflichtveranstaltung, die immer wieder Freude bereitet. Auch das neue Gelände konnte überzeugen, auch wenn es regnet, muss man nicht im knietiefen Matsch versinken und hat sogar die Chance auf etwas Asphaltsurfen. Dennoch ist das Gelände nüchterner und bei Weitem nicht so emotionsgeladen, wie Bad Berka. Auch sind einige Laufwege noch nicht so optimal, wie in Bad Berka. Die Veranstalter sollten zudem beachten, dass man sich mit Schlotheim anscheinend doch eine recht windanfällige Ortschaft gesucht hat, bei der man das Dach nochmal extra fest anschrauben sollte.
Wir kommen jedenfalls definitiv wieder und freuen uns jetzt schon auf ein ausgewogenes Line-Up, eine nette Crew, gute Organisation und ein gewohnt multikulturelles Publikum. Bis zum nächsten Jahr! [Win]