Spiegel Online titelte zum Tageswetter: "Extreme Gefahr" und der Lupo wurde auf dem Parkplatz das eine oder andere Mal ordentlich durchgeschüttel. Im Windstillen sitzend, konnte man sich über die sturmgeplagte Meute amüsieren, die vor dem Eingang stehend wie Pinguine eine Kuschelgruppe bildeten. Dabei wurde die Geduld der zerzausten Truppe etwas auf die Probe gestellt, denn erst eine halbe Stunde nach offiziellem Einlass öffneten sich schließlich die Tore. Dies sollte aber der einzige Kritikpunkt für die Veranstalter an diesem Abend bleiben.
Quo Vadis
Pünktlich um 21.00 Uhr betraten Quo Vadis die Bühne und ballerten orkanartig den Anwesenden ihr melodisches Death/Thrashbrett um die Ohren die erstmal kräftig frei geblassen wurden. Vor allem Yanic Bercier lässt so manchen Blackmetal-Trommler im Regen stehen. Was der Junge Live (wohlgemerkt ohne Trigger!) zustande bringt, sieht man nicht alle Tage. Zwischen wirklich verdammt starken Songs und eindrucksvollen Melodien und Soli findet sich immer mal wieder die ein oder andere vertrackte Stelle, die sich auf den Alben passend einfügen, Live aber nur mit gutem Sound richtig gut funktionieren. Zum Glück leistete der Mann hinterm Pult den ganzen Abend hindurch souveräne Arbeit und so legten Quo Vadis mit ihrem melodischen Deathmetal einen Auftritt hin, den man von Aufwärmbands sonst nicht gewohnt ist. Da kann man als Headliner schonmal ins Schwitzen kommen. Merkwürdig, dass die Kanadier in unseren Breiten immernoch weitgehend unbekannt sind. Natürlich sind die Stellenweise sehr eigenartigen Introideen und Musikarrangements etwas Gewöhnungsbedürftig, nur wurde hier größtenteils darauf verzichtet und ein Böller nach dem anderen aus der zehnjährigen Bandgeschichte gezündet.
Neaera
Nach kurzer Umbaupause legten Neaera los und man kann zum Aussehen oder der Musik der Münsteraner stehen wie man will, aber es ist erstaunlich wie sie innerhalb von 3 Jahren mit ihrem ganz eigenem Gemisch aus Hardcore und Deathmetal der Szene einen gewaltigen Arschtritt geben konnten und meiner Meinung nach durchaus auf eine Stufe mit Caliban und Heaven Shall Burn zu stellen sind. Auf jeden Fall traten auch Neaera ordentlich aufs Gaspedal, schließlich waren heute abend die "truen" Metalheads doch in der Überzahl. Anscheinend schienen sie damit einigermaßen Erfolg zu haben, zwar sah man deutlich weniger kreisende Schädel als bei Quo Vadis, jedoch konnte man abseits der extra für Neaera angereißten Fanbase überall wohlwollendes Nicken vernehmen, auch wenn von einem obligatorischen Moshpit nix zu sehen war. Alles in allem ein professioneller Auftritt einer noch recht jungen Band, die mit Alex Dietz von Heaven Shall Burn an der Klampfe einen sehr homogenen Eindruck machte und sich mit ordentlich Drive im Arsch durch ihr Set prügelte.
Fear My Thoughts
Fear my Thoughts wirken auch jedes Mal, wenn man sie sieht wie alte Hasen, obwohl sie praktisch "erst" seit sieben Jahren die Bühnen unsicher machen. Mit ihren, von der Fachpresse umjubelten Alben im Nacken, sind die Schwarzwälder ja schon fast Dauergäste bei uns "drüben". Wahrscheinlich sollte ich mich ma so langsam intensiver mit der Truppe beschäftigen, denn jedesmal, wenn ich sie zu Gesicht bekomme, wird ein schwedenartiges Brett gebohrt, dass die Späne nur so fliegen, interessante Randerscheinung ist dabei Basser Bartosz der stehts so breitbeining durch die Gegend grinst, dass er sich auf Augenhöhe mit dem Publikum befindet und der Bass im Dreck schleift. Wirkliche Schwächen wies ihr Set auch diesmal wieder nicht auf, allerdings war für mich zum Ende hin ein wenig die Luft raus. Lag aber wahrscheinlich an der Vorfreude auf
Kataklysm
Kataklysm, die Dank zügiger Umbaupause bereits circa halb 11 die Bühne betraten und für mich einiges Gut zu machen hatten, konnte man den Party.San-Auftritt doch nicht gerade als gelungen bezeichnen. Anscheinend wussten die Kanadier das auch und bemühten sich nochmal einen guten Eindruck vor der Amerikatour zu hinterlassen. Vor allem Mr. Dagenais an der Klampfe gab sich diesmal keine Blöße und absolvierte eine perfekte Vorstellung. Publikumsliebling Maurizio war wie immer nicht zu übersehen und ließ keine Gelegenheit aus zu versichern, wie gerne er in Deutschland ist. Keine leeren Worte, schließlich wird die erste richtige DVD der Band den Namen "Live In Deutschland" tragen. Mit einer wilden Meute vor den Augen und großen Gesten wurden vor allem den neueren Alben ein Besuch abgestattet, natürlich mit Hauptaugenmerk auf "In The Arms Of Devastation". Ich erinnere mich an "Like Angels Weeping (The Dark)", "Let Them Burn", "Crippled and Broken", "To Reign Again" und "The Road To Devastation". Wie gut das Album beim Publikum eingeschlagen hatte, wurde an der Textsicherheit der Anwesenden ersichtlich, die Maurizio persönlich abfragte, der sich auch schonmal jemanden aus dem Publikum griff, auf die Bühne zum kuscheln hob um ihn dann der Menge zu übergeben. Alles In Butter also bei meinen Lieblingskanadiern und so machten wir uns nach vier Stunden stürmischen Geknüppels auf den Weg in die mittlerweile windstille Nacht - wissend, die Kanadier erst wieder zum Hellraiser Open Air, euphorisiert von einem perfekten Abend und voller Vorfreude, wenn es wieder heißt "IN SHADOWS AND DUUUUUUUUUUUUUUUUUUST".