Man hätte es schon beim Ahab-Auftritt auf dem Winterfest(evil) vermuten können, doch hier und heute wurde es Gewissheit: Das Bandhaus der Bandcommunity Leipzig ist definitiv der schönste grauer Betonklotz der Stadt. Denn dort passieren magische Dinge und an diesem Tag sollten in der ausverkauften Location Omega Massif ihre Zaubertricks präsentieren. Doch zuerst war es an dem Alleinunterhalter N, die musikalische Aufwärmung zu besorgen.

N
Letztlich war es auch ein langes Intro, was er spielte. Irgendwo zwischen Ambient und Drone angesiedelt, wurden schließlich mehr Schalter gedrückt, als Saiten angeschlagen. Im Prinzip ist das kein Problem, auch ereignisarme Musik kann große Gefühle hervorrufen und so ließen sich auch viele auf eine musikalische Reise mitnehmen, die auf das absolute Minimum reduziert war. Keine schlechte Idee zur Einstimmung, aber sicher nichts für jeden.

O Graceful Musing's Burden
Die nächste Steigerungsstufe waren O Graceful Musing's Burden aus Leipzig/Chemnitz. Der Post/Rock des Trios sticht nicht besonders aus dem reichhaltigen Angebot heraus, das in diesem Genre zu finden ist. Dafür konnten sie mit einem echten Novum aufwarten, einem Gitarrist, der gleichzeitig den Drummer gibt. Ok, nicht gleichzeitig, das wäre zu geil, aber immerhin nacheinander. In den ruhigen Momenten betrat also eine zweite Gitarre die Klangwelt, während in den härteren Momenten ein echtes Schlagzeug zu vernehmen war. Dazwischen gab es noch Soundeffekte und Drumspuren aus dem Computer und per Beamer an die Wand geworfene Bilder. Durch das Beamerlicht erstrahlte aber eher der Stahlbalken dahinter und offenbarte die Schwachstelle der Darbietung: „O Graceful Musing's Burden“ gehen durchaus ambitioniert zu Werke und sind beileibe keine schlechten Musiker. Im Zusammenspiel erwies das Gebotene jedoch etwas fahrig und unausgereift. Entweder wird aus der Band mal noch ein Quartett, man verlässt sich komplett auf den Drumcomputer, oder Christoph entscheidet sich für eins der beiden Instrumente. Dann wirkt die musikalische Darbietung vielleicht nicht mehr wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Elementen, sondern als Gesamtwerk. Die Ansätze dafür sind zumindest vorhanden.

Ur
Also entweder stehen Ur für den Auerochsen, für die Vorsilbe, die auf eine ursprüngliche Sache verweist, oder für gleichnamigen Dämon, der für die Mandäer das Reich der Finsternis beherrschte. Auch wenn die Dresdener Songs wie „Auerochs“ und „Megaloceros“ in ihrem Programm haben, würde ich die anderen beiden Möglichkeiten nicht ausschließen wollen, denn der dargebotene psychedelische Doom mit fieser Sludge-Note war definitiv nichts für Freunde des Lichts und appellierte an die niederen Funktionen des Hirns. Ur waren auch die einzige Band des Abends, die was zu sagen hatten. Also im wörtlichen Sinn jetzt, und die tief gebrüllten Vocals passten auch perfekt zu diesem zähen Klumpen Doom, den man nur jedem empfehlen kann. Urst geil!

Omega Massif
Und nun die Hauptattraktion: Omega Massif. Bevor es aber losging, wurde erstmal ausgiebig unter tatkräftiger Hilfe des Publikums („Mehr Senf auf den Monitor!“) der Soundcheck absolviert und dann zum Intro das Licht gelöscht. Wer nun dachte, dass die Band unter stimmungsvoller Beleuchtung die Bühne betreten sollte, sah sich getäuscht. Während Gitarrist Michael das einzig richtige tat und direkt auf der Bühne verweilte, tappte der Rest Band im Dunkeln an ihren vorbestimmten Platz und konnte nur dank Handybeleuchtung von größerem Schaden abgehalten werden. Schon hier wurde offensichtlich, dass die Jungs sich selbst nicht wahnsinnig ernst nehmen.

Omega Massif
Ihre Musik dafür umso mehr. Mit einer unglaublichen Lautstärke nahmen sie das Publikum vom ersten Ton an mit auf die höchsten Gipfel und in die tiefsten Höhlen. Momente der Ruhe dienten hauptsächlich dazu, die nächste große Eskalation vorzubereiten. Diese Art Musik kann man nicht viel besser machen und so durfte man heute einen magischen Auftritt erleben, der jetzt schon zu den ganz großen Highlights des Konzertjahres 2013 zählt.