Bei Weedeater war es noch ein Montag. Bei Grave und Sonne Adam ein Dienstag. Es scheint aber ganz egal zu sein, an welchem Tag man zu einem Metal Konzert in Dresden geht, man ist niemals allein. Zumindest die Dresdener Chemiefabrik scheint mit ihren Metalkonzerten ein glückliches Händchen zu haben, denn auch diesmal war der Laden gerammelt voll. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass dieses Tourpaket irgendwo nicht gut besucht sein könnte, schließlich haben sich Grave in letzter Zeit ziemlich rar gemacht und ein neues (ziemlich geiles) Album am Start. Der Support von Sonne Adam erhöht den Anreiz nicht unbeträchtlich, schließlich haben die Israelis mit ihrer sehr eigenen Art des Doom/Death für ziemliches Aufsehen in der Region gesorgt, waren aber bisher kaum live zu sehen.





Der Aufwärmjob ging aber heute an Freund Hein, einer Death/Thrash-Kombo aus dem „Ösiland“, die zwar schon seit 15 Jahren in der Szene aktiv sind, anscheinend aber erst mit ihrem 2011 erschienenden Album „Bourbon Triggered Death Machine“ auch über die Landesgrenzen hinaus etwas Aufmerksamkeit generieren konnten.

Freund Hein
Freund Hein

Als definitiv modernste Band des Abends nahmen sich Freund Hein erfrischend unernst und überzeugten stattdessen mit Spielfreude und Bühnenpräsenz. Der um Elemente des Death, Grind, Core und Symphonic angereicherte Thrash Metal kam auch beim old-school-erwartenden Publikum gut an und verkürzte die Wartezeit auf die beiden Schwergewichte des Abends deutlich. Obskure Randnotiz: Ich habe noch nie jemanden so ein Tasteninstrument bedienen sehen, wie Freund Hein-Keyboarder Hombre Destruktore (einziges verbleibendes Gründungsmitglied), der wild gestikulierend Trommelschläge und Ohrfeigen auf sein Instrument niedergehen ließ. Kann man machen [Fur]



Freund Hein

Keine Ahnung, was an diesem Dienstag los war, denn eigentlich ist mir Musik ja völlig egal. Aber nachdem ich in den ca. zwei Stunden Zugfahrt nach Dresden "Transformations" hoch und runter gehört hatte, stieg meine Lust Sonne Adam nun in natura zu sehen, ins Unermessliche. Zudem hatte man ja bereits bei Weedeater gute Erfahrungen gemacht, was den Sound in diesem kleinen Schuppen angeht. Hierbei sollte man auch an diesem Abend nicht enttäuscht werden. Nachdem man kurz dachte, dass es nun endlich losgeht, verließen die vier Jungs aus Israel nochmal die Bühne, was mit scherzhaften Unkenrufen und tosendem Beifall für diese erste kurze Kostprobe kommentiert wurde.



Sonne Adam

Kurz darauf war es dann wirklich soweit und "We Who Worship The Black" dröhnte ächzend aus den Boxen. Der Sound war satt, die Stimme fraß sich durch den Raum und Drummer Yoav "Steel" Weiberg, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Mitgliedern von Die Antwoord hat, semmelte in einer beinahe arroganten Sauberkeit seine schleppend-wuchtigen Rhythmen aufs Parkett. Kurzum, Sonne Adam lieferten eine perfekte Show ab, die von der ersten Sekunde an überzeugte.

Sonne Adam
Sonne Adam

Auch das Verhalten des Publikums sprach dafür, dass hier Einvernehmlichkeit bestand, denn die erste Reihe glich eher einem Meer aus Haaren, was sich in den hinteren Reihen zu einem wohlwollenden Nicken verlief. Auch alte Hasen, die Sonne Adam schon länger kennen, wurden mit Stücken von "Armed With Hammers" belohnt und auch die aktuelle EP "The Sun Is Dead" wurde bedient. Für Fachfremde sicher kein leichtes Metier, doch nach meinem Wissen ging hier keiner Unzufrieden aus dem Konzertsaal. Definitiv ein Auftritt, den man so schnell nicht vergisst. [Win]



Grave

Während sich Kollege Winterfreud total auf das eklig-dissonante Geschubber von Sonne Adam freute, war ich hauptsächlich für die Könige des Old School Death Metal gekommen. War aus den Katakomben schon bei Sonne Adam ein feuchtes Dampfbad geworden, hätte man bei Grave jetzt die finnischen Sauna-Meisterschaften abhalten können. Sänger Ola Lindgren hatte das Publikum sofort im Griff, zumal er genau wusste, was die Leute hören wollten: „You like the old stuff, do you?“

Grave
Grave

Nun ja, fast, denn auch diesmal erklang leider nicht „Soulless“, dafür aber immerhin „Turning Black“ vom gleichnamigen Album und andere alten Klassiker wie z.B. „Into the Grave“. Außerdem outete er die alten Schweden als große Skorpions-Fans, was natürlich eine ideale Überleitung für den neuen Song „Wind of Chains“ vom aktuelle Album „Endless Procession of Souls“, das auch nochmal mit „Passion of the Weak“ vertreten war. Aber eigentlich ist die Playliste bei jedem Grave-Konzert egal. Das einzige was zählt, ist der Sound, der mal wieder bei jeder Band exzellent war. Mit soviel Druck und Gain im Rücken hätten Grave auch „Call Me Maybe“ spielen können und damit die ganze Location in Schutt und Asche gespielt. Hoffentlich sieht man die Jungs im nächsten Jahr mal wieder auf ein paar Open Airs. [Fur]

Wieder mitten in der Woche, in der Stadt, die einen erst zum Morgengrauen wieder gehen lässt. Wieder mit Besonderheiten der Metalszene, die mit einem rappelvollen Club geehrt wurden. Ein Besuch in der Chemiefabrik lohnt sich immer und das wurde auch an diesem Dienstag wieder einmal bewiesen. Für 15€ an der Abendkasse kann auch keiner meckern, dass man hier über den Tisch gezogen wird. Das Geld hat man schneller und mit deutlich weniger Nutzen in irgendeinem Schnellrestaurant verfressen. Dann doch lieber für ordentlichen Metal mit ordentlichem Sound in einer grund-sympathischen Location ausgeben. Wir freuen uns und kommen gern wieder. In diesem Sinne, ahoi! [Win]