Nach einem generell arbeitsreichen Wochenende der Metal Impetus Redaktion durfte man am 4. Dezember den Sonntag mit dem norwegischen Würgegriff Kvelertak und ihren drei Tourkomparsen ausklingen lassen. Ort des Geschehens war das Conne Island in Leipzig, welches den wahnsinnigen Nordmannen mit seinem alternativen Hippie-Charme gut zu Gesicht stand. Aber auch den nicht 70er-Jahre Hippie Punk Metal spielenden Wolves Like Us The Secret und Toxic Holocaust bot die Rollbrett-Multifunktionshalle ein zweckdienliches Heim. Und gleich zu Beginn muss man die beinahe penible Einhaltung des Ablaufplanes loben; die im Internet preisgegebene Startzeit von 21:00 Uhr wurde nicht um eine Minute überschritten: Vorbildlich! Vermutlich lag das aber an der Leihgebühr für die acht Orange-Verstärker, über welche an diesem Abend gespielt wurde. Das kostet vermutlich jede Minute so viel, wie ein Tajikistanischer Baumwolldreher in drei Jahren verdient.

Wolves Like Us
Wolves Like Us

Den Anfang machten schließlich die nicht ganz so fröhlichen Wolves Like Us, welche eine interessante und gängige Kollage aus Post Rock, melancholischem Metal und einer guten Portion Post-Hardcore kredenzten. Was genau es ist, vermag ich hier nicht beschwören, aber etwas nachfolgendes hat das Treiben der Osloer definitiv. Zudem musste man eingestehen, dass die leidenden Wölfe live definitiv an Intensität gewinnen und ihre CD-gebannte Sauberkeit keinesfalls mit Ruppigkeit zu übertünchen versuchen.

Ganz im Gegenteil bekam man ein sauberes, ausschweifendes und emotionsgeladenes Set geboten, dass die bekannten Youtube-Hits wie "Deathless", "Speak In Tongues", "Burns Like Paper Rose" und soweit man sich entsinnt, auch "Secret Handshake" enthielt und deutlich Lust auf mehr machte. Nur die Information, dass der bärtige Sänger in Leipzig schon mal einen 30-jährigen Ardbeg getrunken hat, wollte nicht so wirklich fruchten (Außer bei mir - Fur). Es gibt ja aber auch wirkliche bessere Anmachsprüche. Einen interessanteren Blickpunkt lieferte dabei der Drummer, welcher mit einem konsequent plan ausgerichtetem Schlagzeug an die Arbeit ging und dieses kraftvoll, wuchtig, aber immer gezielt und frisch mit seinen langen, harten, kleinen Holzstöckchen penetrierte. Die Halle war entsprechend gefüllt und Stimmung war so ziemlich von der erste Sekunde an, ohne dass man das Gefühl hatte, es nur mit Fan-Schlampen zu tun zu haben. Sehr gelungener Opener, der weitere Aufmerksamkeit verdient hat.





Den Anschluss bildeten The Secret, was gar kein so großes Geheimnis war, wie man vielleicht annehmen möchte. Aber eben auch nicht die unbändige Wucht, die es mit solch einem Namen sein sollte. Wenn auch meine Hoffnung auf etwas Doom Metal partiell erfüllt wurde, verloren die Italiener mit Dauer etwas an Reiz. Obgleich der interessanten Mischung aus Hardcore, Old School Death/ Black und Doom, die sicherlich der Grund für den Vertrag mit Southern Lord ist, gab es das auch alles schon einmal besser.

The Secret
The Secret

Nichtsdestotrotz machten die Jungs Stimmung und vergraulten keinen, sondern zogen ein konsequentes Programm durch, das beleuchtungstechnisch genauso düster war, wie die Klangwelten, welche die Halle füllten. Und hier passte auch wenigstens einmal die fast durchgängig rote Zweckbeleuchtung, welche den ganzen Abend andauern sollte. Leider mit dem musikalischen Schaffen der Nebelkünstler nicht vertraut, kann hier nichts über die Setlist gesagt werden. Auch nicht über die genauen Gesichter, denn die waren in dicke Schwaden eingepappt. The Secret hatten ihre Höhen, lieferten persönlich gesehen aber keinen Aha-Moment, wie es Wolves Like Us schafften. Sie schlecht zu nennen wäre dennoch unfair!

Toxic Holocaust
Toxic Holocaust

Dann war es leider soweit: Toxic Holocaus duften auf die Bretter. Ich gebe zu, dass ich kein großer Fan des generisch sterilen Thrash Metals bin und mir Kuttisten in den Augen weh tun. Aber da kann man ja nichts machen, denn die Welle rollt jetzt erstmal so lange, bis wieder einer Kutten als 'untrue' anerkennt. Sei es drum. Die Band spielte nun und konnte auch nicht mehr aufgehalten werden. Zumindest hatte man es nicht mit der stumpfesten aller Thrash Bands zu tun und bekam dementsprechend auch ein paar Rhythmuswechsel geliefert, die das ganze Ding etwas auflockerten. Stereotype Songtitel wie "War is Hell", "666" und "I am Disease" ließen den thematischen Rahmen nur ansatzweise erahnen und manifestierten sich dann auch in den Riffs. Ja, Thrash Metal... was soll man sagen, kennt man! Das Gute war, dass nach Toxic Holocaust die Hauptattraktion wartete, die den Abend folgerichtig beschließen sollte.





Auch das nordische Debüt-Phänomen ließ sich nicht lumpen und kam angenehm zügig auf die Bühne, ohne große Star-Allüren abzulassen. Auch wenn das Intro nicht so ganz passen wollte und eher der THX-Soundwerbung der viralen DVD-Strukturen glich, ging es mit "Sjøhyenar (Havets Herrer)" gleich ordentlich nach vorn. Erfreut konnte man feststellen, dass der Flow und das treibende Moment der Platte auch live zu den Hauptattributen der Band zählen.

Kvelertak
Kvelertak

Verkleidet in einer groben Marschchoreographie jagten die Eulenfanatiker quer durch ihre Platte und ließen keinen mehr ruhig in der Ecke sitzen. Der selbstbezeichnete 'catchy punkrock/metal with a taste of groovy darkness' aus dem Stavanger zieht schlichtweg mit und lässt mit seinen säuberlich gesetzten Breaks jedem ein leicht debiles Grinsen auf der Backe kleben. Das Wichtigste scheint bei diesem Sextett übrigens, dass sie selbst am meisten Spaß an ihrer Mucke haben und dementsprechend ausgelassen auf der Bühne präsent sind. Sänger Erlend (Hjelvik) ist zwar nicht der Ansager vorm Herrn, man glaubt ihm aber dennoch, dass er nicht alles total scheiße findet, was er dort vor einem machen muss.

Und so durfte man sich neben allen Plattenhits auch einen neuen Song namens "Spey", "Say", "Hey" "Slay" oder "Gay" (das muss ein Gericht entscheiden) anhören, der ziemlich in die Richtung der aktuellen Platte tendierte, aber nicht weniger groovig war. Alles in Allem stifteten Kvelertak eine fette Show, die keine Pannen und viele gesellig nebeneinanderher tanzende Menschen mit sich brachte. Zudem gab es Alles vom Stage-Dive des Sängers und einiger Anderer bis hin zu romantischer Feuerzeug-Sentimentalität zu dritt. Besser hätte es nur werden können, wenn auch alle Eulenkostüme getragen hätten. Nachdem die Show vorbei war, konnte man sich noch etwas in der omnipräsenten Euphorie suhlen und ordentlich Pfand sammeln!





Den Abend kann man nur als gelungen bezeichnen. Der Veranstaltungsort war gut, die Bar gefüllt, die Bands haben sauber gezockt und das Publikum wusste sich ausgelassen, aber friedlich zu gebärden, ohne den großen Karate-Max aus der Hose zu zaubern. Kvelertak haben gewonnen und Wolves Like Us definitiv eine Kerbe im Holz hinterlassen. Wer die Chance hat, sollte die Konzerte noch mitnehmen oder auf kommende Touren aufmerksam achten. Kvelertak sollte man mal gesehen haben. Die Redaktion war jedenfalls auch nach der Chemnitz-Lepiziger Straßensperren-Odysee noch guter Dinge und das, obwohl man durch Gößnitz musste!