91 zahlende Gäste und 455,00€ an Spendeneinnahmen konnte die Chemnitzer Sanitätsstelle am vergangenen Freitag zusammentragen. Das sind doch annehmbare Werte, die das UNICEF Metalbenefiz-Konzert verzeichnen kann. Nachdem die Summe nun da ist und an „Wasser wirkt“ gespendet werden kann, ist es Zeit zu rekapitulieren, was an dem Abend eigentlich so Sache war. Zu hören gab es vier mehr oder weniger lokale Bands aus dem Großraum Chemnitz, zu dem ausnahmsweise auch mal Mockau bei Leipzig und Erfurt gezählt werden können, denn irgendeine Anbindung an die Stadt mit dem riesigen Kopf im Zentrum hatten alle an diesem Abend. Doch das Hauptthema war ein anderes, denn die UNICEF-Hochschulgruppe setzt sich mit dieser Veranstaltung für "Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser“ ein. Eine gute Sache, die auch an mehreren Stellen von den Herrschaften auf der Bühne aufgegriffen wurde.



Den Anfang der Wasserschlacht machten die Leipziger AutarkiA, welche bedingt durch ihre personelle Teilhabe am redaktionellen Geschäft von Metal Impetus und der dadurch nicht zu gewährleistenden Objektivität von der Beurteilung durch Redakteure des genannten Magazins ausgeschlossen sind. Wir erinnern uns nur noch an die für den kleinen Raum im Grunde überdimensionierte PA, wodurch es noch eine kostenlose Herzdruckmassage gab. Nett.

Bad Time Stories
Bad Time Stories

Als nächsten stiegen die lokalen Dark Rocker mit dem ausgefuchsten Namen Bad Time Stories in den Ring, um für die Brunnen dieser Erde zu kämpfen. Was sofort auffiel, das Schlagzeug war in fester Frauenhand und das Trio ein ganzes Stück gemütlicher unterwegs. Dafür schienen die Geschichtenerzähler eine treue Fanbasis angelockt zu haben, denn der Raum war plötzlich ordentlich gefüllt. Sänger und Leadgitarrist Muzl ging seinerseits mit sentimentalem Klargesang zu Werke, während Drummerin Chrissy ihrerseits ebenfalls einige Töne einstreute. Die Fans nahmen es gut an, einige Metaller schauten jedoch eher ratlos in die Gegend. Viel Metal bekam man hier nicht, wenngleich man den Damen und Herren keine musikalischen Unzulänglichkeiten vorwerfen kann. Einzig die Frage, ob das nicht der bessere Einstieg gewesen wäre, um dann sukzessive lauter und härter zu werden, schlich so langsam durch die Gedankengänge.



Groß angekündigt und tief gefallen. Herosophy, die an diesem Abend schon auf vielen Brustaufdrucken zu lesen waren, hatten an diesem Freitag nicht gerade ihren besten Abend. Ganz gleich, wie man sonst zu den Piraten aus Erfurt steht, dieses Set hatte ordentliche Patzer. Frontmann Capt. Kamrad, dessen Haare jetzt kurz, sein Ego jedoch dreimal länger zu sein scheint, fand auch nicht wirklich zur richtigen Stimme und setzte zudem seine Einsätze eher mit der Schminkflinte. Problematisch wurde dies bei dem Judas Priest-Cover „Breaking the Law“, das mit den Worten: „Genau wie Sapid Steel haben wir auch Probleme mit dem Gesetz“ eingeleitet und mit dessen Gitarristen Armin ausgeführt wurde. Leider auch mehr schlecht, als recht und so richtig wollte der Funke nicht überspringen. Man muss jedoch beachten, dass mit Martin auch der Leadgitarrist fehlte und die Hauptarbeit so an einer Gitarre hängen blieb und zudem auch noch ein anderer Drummer einspringen musste. Alles Faktoren, die einen Auftritt definitiv nicht einfacher machen. Publikum hatten sie trotzdem, wenngleich sogar bekennende Fans und Gitarrist Thomas höchstpersönlich sich danach eher enttäuscht über den Auftritt zeigten. Macht ja nichts, die Meere sind weit, Ufer gibt es genug und die Fangemeinde hat nach ausreichend Met sicher alles vergessen. Außer sie lesen den Bericht, dann wird es für immer in den Erinnerungen verweilen.



Etwas geschwächt und schon langsam müde wusste man, dass nun nur noch ein Slot zu füllen war. Die Chemnitzer Heavy Metaller Sapid Steel hatten sich den Hauptslot geschnappt und nun die schwierige Aufgabe, dem Publikum nochmal Wind in die schwachen Segel zu blasen. So schwierig man sich das vorstellen mag, so einfach war es, denn mit dem ersten Song kam sofort fette Stimmung auf. Feinste tanzbare Hard Rock-Riffs, eine grundsympathische Ausstrahlung und spieltechnisches Höchstniveau machten sofort Bock auf mehr. Armin, der vorher bei Herosophy eher etwas verloren und unsicher wirkte, war nun voll in seinem Element und schoss gemeinsam mit Klampfer Adrian ein grooviges Riff nach dem anderen aus den Boxen. Mit Sapid Steel hatte man sich einen Party-Garanten an Bord geholt, der auch jeden Nicht-Metaller an diesem Abend abholen konnte. Mit so viel Energie und Kraft hatte man gar nicht mehr gerechnet und war umso begeisterter, was für ein Juwel sich dann doch noch zeigen sollte. Ein würdiger Abschluss des Abends und sicher einer der Hauptgründe, wieso 91 Leute an diesem Abend Eintritt gezahlt haben.

Alles in Allem ein nicht nur finanziell lohnenswertes Geschäft, denn mit AutarkiA und Sapid Steel hatte man zwei hochwertige Genre-Vertreter auf der Bühne, die mit völlig verschiedenen Spielweisen gleichsam gute Stimmung machen konnten. Die Location war gut, die Leute freundlich und für alles war zur Genüge gesorgt. Einizig die Running Order hätte man sicher nochmal überdenken können, denn mit der Reihenfolge Bad Time Stories, Herosophy, AutarkiA, Sapid Steel wäre sicher eine dramaturgisch sinnvollere Aufmachung drin gewesen. Schön war es allemal und vielleicht ein Schritt näher in die Richtung, dass auch Metal seinen Benefiz-Zweck erfüllen kann.