Menschen, die andere Menschen mit aufblasbaren Krokodilen provozieren und mitten in der Menge eine Stahlleiter, um mehr zu sehen - Hierfür muss man auf einem ganz bestimmten Level sein und dafür ist die Mittwochsanreise Pflicht. So brachen wir in den späten Nachmittagsstunden des 7. August auf, um das beschauliche Schlotheim in Thüringen zu besuchen, wo keiner leben, aber jeder dieses eine bestimmte Wochenende im Sommer verbringen will. Diese traurige Gottverlassenheit der Gegend, welche man während der Anreise durchfährt, bildet einen starken Kontrast zu dem was man erblickt, sobald man auf den Flugplatz Obermehler einbiegt. Die Horde der campenden Metaller war jetzt bereits schon so groß, dass man annehmen musste, die harte Party wird bereits seit Montag auf diesem Acker gefeiert. Nach einem geübt-knackigen Zeltaufbau konnte das erste Bier endlich geöffnet werden und der Runde über den Zeltplatz stand nichts mehr im Weg. Gewohnt freundliche Leute, gestrandete Existenzen und erwartungsvolle Biergelage trifft man dort, wo sonst die Flugzeuge landen und die Dorfjugend scheinbar harte Driftrennen veranstaltet. Das fühlt sich irgendwie heimelig an - Ein guter Start!





Donnerstag:

Stickig heiß ist es im Zelt, als 8:30 Uhr der Wecker klingelt. Nicht, weil wir unbedingt um diese Zeit aufstehen wollten, sondern weil vergessen wurde, das Ding auszuschalten. Das hat man nun von der digital geprägten Welt. 1980 hätte keiner seinen Wecker mit aufs Festival genommen, heute ist er immer dabei und man hat wegen ihm gute 8 Stunden des Wartens vor sich. Zeit genug, sich auch ein bisschen über den neuen Erzfeind des ruhigen Metallers aufzuregen - das Wacken Open Air. Das Ding ist für 2014 schon wieder ausverkauft und das bei einem Preis von 170,00 € für drei Tage. Da fragt man sich als Party.San-Besucher schon, was Leute in diesen Massenpfuhl treibt, wo man kaum die Chance hat, eine Band aus der Nähe zu sehen. Dann doch lieber Wacken via NDR-Stream, da sieht man die Leute wenigstens auch.

Im Gespräch mit alteingesessenen Metallern ostdeutscher Herkunft durfte man dann ein Lehrstück in Sachen Wirtschaftspolitik und Inflation erleben. Denn rechnet man mal ein bisschen rum, fällt auf, dass 170,00 € einmal rund 340,00 DM waren. Für 340,00 DM bekam man vor gar nicht allzulanger Zeit 1700,00 Ostmark, wofür man am Ende unfassbare 34.000 Konsumbrötchen bekommen hätte! [Konsumbrötchen = Brötchen (50 g) zu fünf Pfennig (vgl. Konrad-Adenauer-Stifung)]. Rechnet man das mal auf die 75.000 verkauften Tickets hoch, dann gingen innerhalb von 48 Stunden Tickets im Wert von 2.550.000.000 Konsumbrötchen weg. Selbst heute hat ein Ticket noch einen Gegenwert von 680 Wecken. Damit könnte man sicherlich dem Welthunger etwas entgegensetzen. Unser Motto an diesem Tag: Wecken statt Wacken! Endlich, die Toiletten und Duschen sind gerade frei und man kann mit frischem Körper an die Wochenendplanung gehen. Die Eröffnung geben in diesem Jahr Bombs of Hades aus Schweden.



Bombs Of Hades

Das ganze Festival über war ich mir unsicher, ob der Bombs Of Hades-Sänger auch ehemalig bei The Crown das Mikro in der Hand hatte. Nun habe ich Gewissheit, aber im Grunde hätte die modische Hipsterbrille gar keine Zweifel aufkommen lassen sollen. Bei uns geht es aber neben Mode auch um Mucke und die ging bei den Schweden gut nach vorn. Nichts außergewöhnliches, aber ein wuchtiger Einstieg, der eine ansehnliche Menge Leute vor die Bühne ziehen konnte. Wir haben es uns derweil mal auf dem Feld gemütlich gemacht.


Farsot
Farsot

Der Karriereverlauf von Farsot lässt sich auch am Slot der Thüringer ablesen. Durfte man 2008 noch im Dunkeln ran, war ihnen heute ein deutlich früherer Platz zugewiesen worden. Die Black Metaller zeigten eine durchaus akzeptable Schau, blieben aber seltsam zurückhaltend. So richtig wollte der Funke nicht überspringen und die Band bleibt leider weiter auf die Großtaten ihrer beiden Demos und des Debütalbum “IIII” reduziert.


Denial Of God
Denial Of God

Zweiundzwanzig Jahre tümmeln sich die Herren von Denial of God nun schon im schwarzmetallischen Sündenpfuhl und haben doch nur zwei Platten auf den Weg gebracht. Dafür gibt es unzählige EPs und Demos von denen ich nicht das Geringste gehört habe. Abgesehen davon kann ich mich auch nur spärlich daran erinnern, wie die Dänen eigentlich waren. Nein, tut mir leid, keine Chance. Ich weiß nur, dass Frontmann Ustumallagam eine Art Priester-meets-Koch-Kostüm an hatte und eine Grimasse nach der anderen schnitt. Das konnten aber die anderen aus der Band auch ziemlich gut.



Alcest

Im Vorfeld gab es ja viele Stimmen, die sich darüber echauffierten, dass diese Nicht-Metaller Heaven Shall Burn auf dem Party.San spielen. Ausverkauf war die allgemeine Losung. Wenn man aber mal ehrlich ist, dann sind die Franzosen Alcest auch nur noch so viel Metal, wie ein in Kaffee aufgeweichter Butterkeks. Wobei der Kaffee daran noch das Harte ist. Man soll mich nicht falsch verstehen, ich mag Alcest und das dargebotene Set war auch schön, aber Metal machen die Jungs schon lange nicht mehr. Dafür gab es neben den aktuelleren “Autre Temps” und “Beings of Light” auch wenigstens ein paar Klassiker wie “Souvenirs d'un autre monde”, dessen Aussprache Kollege Fur in seiner Bierwut fast wahnsinig gemacht hätte, und das allseits beliebte “Percées de lumière”. Mir hat es gefallen, wenngleich man sich auch über etwas mehr Black Metal gefreut hätte.


Deströyer666
Deströyer666

Deströyer666 gehören ebenso zum Party.San-Inventar wie Desaster, doch auch nach Jahren der Beschallung fehlt mir der Zugang zu den australischen Black Thrashern. Das soll aber kein Problem sein, schließlich wurde das Trio von einer riesigen Menge frenetisch bejubelt, weshalb ich jetzt einfach mal davon ausgehe, dass es eine gute Show war.



Carpathian Forest

Ob man von Carpathian Forest eine gute Show bekommen kann, hängt auch immer von der aktuellen Verfassung Nattefrosts ab. Den perfekten Live-Sound haben die norwegischen Urgesteine schon seit geraumer Zeit und heute schien der Frontmann auch einen guten, halbwegs nüchternen Tag erwischt zu haben. Mit mehr Groove als man den Norwegern zugetraut hätte, prügelte sich das Quintett durch ihre Diskographie mit Klassikern wie “Mask Of The Slave”, “Suicide Song” oder “He’s Turning Blue” und hinterließen allseits freudiges Lächeln. So dürfen die Jungs gerne immer klingen!


Erstaunlich, wie oft man den gleichen Song immer wieder schreiben kann. Legion Of The Damned haben diese Kunst zur Perfektion entwickelt und präsentieren 45 Minuten lang immer wieder die gleichen Riffs zum gleichen Drum in der gleichen Geschwindigkeit. Boring!


Heaven Shall Burn
Heaven Shall Burn

Erst meckern alle, aber dann stehen sie doch bei Heaven Shall Burn auf der Matte. Und das waren sicherlich nicht alles extra für diesen Gig Zugereiste, sondern klassisches PSOA-Stammpublikum. Die Thüringer mussten sich an diesem Tag aber auch wirklich nicht verstecken, denn mit Metalcore hatte das Set nicht mehr viel zu tun. Natürlich gab es zur Neuerscheinung von “Veto” auch einiges an neuem Material zu hören, ältere Semester kamen jedoch ebenfalls auf ihre Kosten. Den richtig harten Metalcore-Knüppel ließ man aber tatsächlich im Sack und berief sich eher auf die eigenen Death-Anleihen. Irgendwo nachvollziehbar, aber auch schade, denn wenn man schon als Exot gehandelt wird, kann man die Leute auch gleich richtig vor den Bug stoßen. Heaven Shall Burn schienen dann eher auf Deeskalation zu setzen und ballerten, was das Zeug hält. Leider wurde das irgendwann eintönig, wenngleich man teilweise in einem Song Breaks für 5 Alben verspielte.



Zu diesem Zeitpunkt war das Festival eindeutig im Gange. Ich hatte gesehen, wie mehrere Band die Bühne betraten und diverse Menschen feucht von Schweiß und verschüttetem Bier ihre Hälse reckten, um einen Blick auf die zu erhaschen, die dafür bezahlt wurden, dass sie anwesend waren. Wo das alles hinführen sollte, war in diesem Moment nicht klar und die ganze Situation wurde auch zunehmend verschwommener. Ganz egal, was man dagegen zu tun versuchte, mein Körper hatte die Führung übernommen, denn der Kopf entschied sich dazu, auf Sparflamme zu agieren. Irgendwann war man im Zelt. Dann war es 08:30 Uhr. Natürlich hatte ich den Wecker immer noch nicht ausgemacht.


Freitag:

Aua, was ist denn da los? Da muss ich mir doch tatsächlich gestern den Kopf gestoßen haben, nachdem ich mit meinem 20:00 Uhr-Tee ins Bett gegangen bin. Wieder 08:30 Uhr, diesmal aber nur bis 12.00 Uhr Zeit, um wieder mit sich und der Situation zurecht zu kommen. Das klingt nach viel Zeit, ist es aber gar nicht, wenn man sich mit seinem Körper über die grundlegenden motorischen und sensorischen Fähigkeiten uneins ist. Sei es drum, stehen und hören klappt noch ganz gut und für die obligatorische Grindkapelle am Freitag muss man auch nicht viel mehr können.




Gutalax
Gutalax

Das ist aber wirklich ein Gutalax. Nicht gerade der beste Bandspruch dieses Festivals, da kamen noch ganz andere Kaliber. Aber Gutalax war ja auch nicht gerade die aufregendste Band. Klassischen Grind hatten die Tschechen im Gepäck und abgesehen von den leicht bekackten Malerklamotten, war der auch absolut nicht einprägsam. Der Gig verrann wie ein warmer Bierschiss am Morgen.


Magrudergrind
Magrudergrind

Magrudergrind sind wohl in ihrer Heimat bekannter als hierzulande, jedenfalls war bei den Amis nicht so viel Betrieb vor der Bühne, wie man es hätte vermuten können. Der sehr reduzierte Grindcore des Trios wirkte nach der Gutalax-Party etwas blutarm und so nutzten wohl viele die Zeit, um ihre bei Gutalax präsentierten Kostüme wieder in den Mottenkisten zu verstauen.



Dr. Living Dead

Das ist mal ein Backdrop! Vor ihrem riesigen Bandnamen präsentierten Dr. Living Dead ihre durchaus ungewöhnliche Thrash-Interpretation. Mit einer Prise Rock und Punk gewürzt, gingen die Totenköpfigen gut nach vorne, hinterließen aber nicht wirklich einen bleibenden Eindruck.


Graveyard
Graveyard

Nur knapp vor dem Auftritt ist mir eingefallen, dass hier ja die Spanier Graveyard gebucht wurden und habe meine eleganten Blues-Klamotten ganz schnell wieder ausgezogen. Das passte dann auch besser, denn mit der neuen Platte “The Sea Grave” im Gepäck wurde es ordentlich düster. Ein tief brummender Bass, derbe Grunts und wuchtige Death-Riffs der alten Schule gab es zu hören. Das ging alles deftig nach vorn und lud zum haareschüttelnden Verweilen ein. Definitiv die bessere Wahl, wenn es darum geht, eine Band namens Graveyard zu buchen.


Coffins
Coffins

Kaum zu glauben, was aus vier kleinen Japanern so rauskommen kann. Coffins legten an diesem Freitag ein unglaublich fettes Doom-Brett hin und hatten damit alle Sympathien auf ihrer Seite. Der wohl nach Shenmue benannte Frontmann Ryo kratze mithilfe einer Flasche Jack das Letzte aus seiner Stimme heraus und begab sich damit in ungeahnte Tiefen. Waren Coffins für mich auf Platte lediglich ‘gut’, konnten sie sich an diesem Nachmittag auf meiner Einstufungsskala zu ’geil’ hocharbeiten. “The Fleshland” sollte man sich definitiv nochmal anhören und wer die Chance hat die Japaner live zu erleben, sollte sich diese nicht entgehen lassen.



Shining

Flapp, da war der Whiskey auf dem schönen L-Objektiv. Nicht bei mir, denn ich habe weder ein L-Objektiv, noch bin ich nicht so dumm und stelle mich bei Shining direkt vor Frontclown Kvarforth. Klar bekommt man da auch nette Frontalbilder mit seinem beinahe schon britischen Lächeln, aber eben auch Whiskey in die Fresse. Die schwedische Clownerie nahm auch danach kein Ende und der Ekel vom Dienst spuckte und geiferte, wo immer es auch ging. Natürlich gab es noch eine Prise Pöbelei mit dem Publikum und diverse Mordandrohungen an alle “Black Metal Faggots”. Wo der Mann gesellschaftlich irgendwie versagt, weiß er aber musikalisch zu überzeugen, denn sowohl auf Platte als auch live machen Shining immer eine gute Figur. Die Songs kamen knackig, der Gesang macht sowieso was er will und es gab eine bunte Mischung, die sogar Platz für ein Schlaflied hatte. Hier wusste man auch noch nicht, dass man den Mann später sogar nochmal auf der Bühne sehen sollte.


Bleeding Red
Bleeding Red

In welcher Farbe soll man eigentlich sonst bluten? Nur eine der Fragen, die Bleeding Red bei mir hinterließen. Eine andere war, ob ich die nicht schon mal irgendwo gesehen habe und warum die Leute neben mir so panisch hin- und herspringen. Habe ich gestunken? Vielleicht, aber das ist noch lange kein Grund, so hektisch zu werden. Die Jungs auf der Bühne ließen sich davon nicht beirren und prügelten ihr Set runter, dass es das Blut in die Bretter trieb. Womit schließlich auch eine ordentliche Fanschar ins doch recht stickige Zelt gelockt werden konnte. Ein solider Gig und eine würdige Zelteröffnung.


Grand Supreme Bloodcourt
Grand Supreme Bloodcourt

Manchmal glaube ich ja, dass Martin van Drunen eine Death Metal Band nach der anderen nur deswegen gründet, damit er beim Party.San Backstage saufen darf. Obwohl, eigentlich ist Martin jedes Jahr Backstage beim Party.San anzutreffen, das kann es also nicht sein. Sein mittlerweile drölftes Death Metal Projekt Grand Supreme Blood Court durfte dieses Jahr auf die große Bühne und präsentierte im Prinzip eine ordentliche Mischung aus Asphyx und Hail Of Bullets. Aber wenn im Prinzip eh die ganze Asphyx-Crew auf der Bühne steht, könnte man auch gleich ein paar Klassiker spielen. Die GSBC-Songs waren dagegen nur nette Zwischenunterhaltung.


Wound
Wound

Seit zwei Jahren gibt es die Hessen Wound erst und schon haben sie es auf das Party.San Open Air geschafft. Da sollte man meinen, dass die Neulinge ordentlich Dampf in der Hose haben, wenn sie plötzlich das Zelt unterhalten müssen. Mit genügend Selbstbewusstsein und der aktuellen Platte “Inhale The Void” im Rücken schienen sich die Wiesbadener ihrer Sache aber sicher und hinterließen einen soliden Eindruck. Keine Überraschung, aber eine gute Live-Präsenz.



Anaal Nathrakh

Der Auftritt von Anaal Nathrakh schien für viele Partysanen eine Pflichtveranstaltung gewesen zu sein und genauso gehört sich das. Schließlich findet man das britische Duo (mit Liveunterstützung) nicht jeden Tag auf den einheimischen Festivalbühnen. Mit launigen Ansagen in feinstem britischen Dialekt und einer unbändigen Wut, prügelte man sich unbarmherzig durch das Set. Wer sich im vorhinein ein paar Live-Videos der Jungs zu Gemüte geführt hat, wusste, dass die Songs live nicht ganz so technisch und brutal rüberkommen wie auf Platte. Und so wusste man auch, dass Anaal Nathrakh nie wirklich guten Live-Sound haben. Ein junger Mann in der ersten Reihe wollte das nicht akzeptieren und machte seinem Unmut lautstark Luft. Erstaunlicherweise ignorierte Frontmann Dave die Zwischenrufe nicht und gab dankbar die Verbesserungsvorschläge an seinen Soundmann weiter: “Apparently the guitars are too low and the drums are too high. Sort it out, man!” Und tatsächlich war im weiteren Verlauf der Sound durchaus annehmbar.

Der kleine Niklas schien sich derweil im Party.San-Ballparadies noch ordentlich einen angetrunken zu haben und torkelte mit seiner fast leeren Whisky-Flasche auf die Bühne, um für einen Song Gast-Vocals beizusteuern. Am Ende war das doch eher eine enttäuschende Darbietung an der Grenze zur Fremdscham, denn gesanglich ging er völlig unter und mehr als mit Panzertape auf dem Mund rumzappeln hat er nicht gebracht. Selbst Sänger Dave monierte, dass ihm nackte Genitalien versprochen wurden. Am Gesamteindruck des Anaal Nathrakh-Gigs änderte das natürlich nichts, denn die Jungs aus Birmingham endlich mal live zu sehen, war die pure Befriedigung.


Wound
Wound

Als Thüringer Jungs, die gerade gut Aufmerksamkeit generieren, waren Deserted Fear eine logische Verpflichtung für die Zeltbühne. So sahen das auch jede Menge Death Metal-Süchtige, die sich nicht lange bitten ließen und das Zelt schnell in einen Haufen verschwitzter Haarbälle verwandelten. Mit fettem Sound, unbändiger Spielfreude und frischen Songs empfahlen sich die Jungs an diesem Tag definitiv für viele weitere Auftritte.



Vomitory

Eine Ära geht zuende: Vomitory gaben an diesem Freitag ihr letztes Konzert in Deutschland und werden sich in absehbarer Zeit auflösen. Im Metal bedeutet das zwar eigentlich immer nur, dass man sich in ein paar Jahren für viel Geld wieder zusammentut, traurig war der Abschied dennoch, denn unter den unzähligen Death Metal Bands zählen Vomitory immer noch zu den absoluten Platzhirschen.


Alchemyst
Alchemyst

Aber wo eine Geschichte endet, beginnt gleichzeitig eine neue. Im Metalbereich kommen aber wohl auf eine aufgelöste Band eher 3-4 neue. Zu den jungen Wilden zählen auch Alchemyst aus Thüringen, die es neben relativ vielen Demos in vier Jahren Bandbestehen erst zu einem Album gebracht haben. Jede Menge Nebel und rotes Licht verkündeten bereits, dass jetzt Okkultisten ihre wahre Freude haben durften. Alchemyst spielen dabei eine Art von Black/Death, den man vorher schon mal gehört haben sollte, um sich dann live so richtig mitreißen lassen zu können. Hier und heute blieben die Alchemisten für mich recht blass und eigentlich war die Stimmung schon auf irische Traurigkeit gestellt.



Primordial

“Lain With The Wolves” haben die Iren Primordial an diesem Abend zwar nicht gespielt, aber dafür kam sonst alles, was man sich von den wütenden Insulanern wünscht. Vor allem Spielfreude, von der man an diesem Abend ordentlich was spürte. Alan hatte Bock und das ging definitiv auch auf die Zuschauer über. “Gods To the Godless”, “The Coffin Ships”, “Empire Falls”, “No Nation On this Earth”, “As Rome Burns”, “No Grave Deep Enough” und “Bloodied Yet Unbound”. Eine Liste wie ein Best-Of. Klar, dass da auf dem Acker ordentlich was abging. Vor allem bei uns alten Freunden der irischen Sentimentalität. Und ja, Alan, wir sind definitiv mit dir. Immer wieder eine Freude!


Unleashed
Unleashed

Schauen wir mal, was noch so Unleashed... Riesenbrüller! Genau wie Johnny, denn der alte Schreihans wird auch immer enormer. Auf Unleashed kann man sich schon mal freuen, wenn man sie drei Jahre nicht gesehen hat, Überraschungen sollte man aber nicht erwarten. Da geht die Show halt mit “Across The Open Sea” los und endet mit “Death Metal Victory”. Überraschend im Ablauf war eigentlich nur, dass “Death Metal Victory” nicht wie sonst auf 10 Minuten ausbalgt wurde.


Dying Fetus
Dying Fetus

Drei Mann, kaum Licht und ordentlich was auf die Fresse. So kennen und so lieben wir Dying Fetus. An diesem Abend war es nicht anders und John Gallagher und Co. brannten ein wahres Feuerwerk ab. Allein die Tatsache, dass mit “Grotesque Impalement” begonnen wurde, konnte einem schon die Tränen aus dem Knopfloch drücken. Dass gegen Ende auch noch “Kill Your Mother, Rape Your Dog” und “One Shot, One Kill” kommen sollte, schoss den Vogel ab. Ein brutaler Gig der Amerikaner, den man so schnell nicht vergessen wird. Was die Jungs zu dritt veranstalten, schaffen einige Bands zu sechzehnt nicht. Der blanke Wahnsinn, immer wieder.



Hypocrisy

Auch wenn ich mich nicht mehr wie ein kleines Kind freue, sobald Hypocrisy irgendwo spielen, ist es im Endeffekt immer wieder eine gute Sache. Auch diesmal konnten die Schweden um Peter Tägtgren überzeugen und legten eine ordentliche Show hin, die laut, kraftvoll und abwechslungsreich war. Musikalisch ging es natürlich um die neue Platte “End of Disclosure” deren Titeltrack auch sogleich erklang und in feurige Flammen gehüllt wurde. Dazu gab es mit “Valley of the Damned” und “Sky Is falling Down” noch ein Rückblick auf das 2009er “A Taste of Extreme Divinity” und natürlich griff man auch auf bewährte Klassiker zurück. “Eraser”, “Roswell '47” und “Fire In The Sky” bildeten für mich die Krönung des Auftritts. Ich kann mir nicht helfen, aber an diese drei Glanztaten kommen die Schweden heute bei aller Kraft der aktuellen Platten nicht mehr ran. Ein angemessener Abschluss für die Festivalmitte.


Viel sollte an diesem Freitag nicht mehr passieren, denn das harte Gerödel der drei Wahnsinnigen aus den USA hatte mir irgendwie Kopfschmerzen bereitet, die nicht so recht verfliegen wollten. Der Abend klang dann gemütlich am Zelt aus, wo man noch die letzten Töne von Hypocrisy hören und dazu ein abschließendes Bier trinken konnte. Gute Nacht!


Samstag:

Endlich mal ausgeruht und ohne störenden Wecker konnte man nun den finalen Tag angehen. Frühschoppen mit Bonsai Kitten war angedacht, aber zu mehr als einem Kurzbesuch hat es dann auch nicht gereicht. Kollege Fur nutze meine Unwilligkeit noch zu einem kleinen Spaziergang über den Zeltplatz und bekam die unglaublichsten Motorrad-Stunts geboten. Das Party.San steht eben niemals still.




Bonsai Kitten
Bonsai Kitten

Dicke Titten, Bonsai Kitten. Konzept und Richtung sollten damit klar sein und viel mehr kann man dazu auch eigentlich nicht sagen. Rockabilly-Image mit etwas Metal und dem Potential, vieles zu covern, was die Menge einem zuruft. Zum Aufstehen kann man das machen.


Skeletal Remains
Skeletal Remains

Schon irgendwie lustig, dass die Kalifornier Skeletal Remains mehr danach aussehen, als würden sie aus Chile kommen, als die Chilenen Procession selbst, die nach ihnen spielen sollten. Auch ein Grund, weswegen ich bei der Bildbearbeitung dreimal schauen musste, welche Bilder nun zu welcher Band gehören. Musikalisch ist das dann schon einfacher, denn Skeletal Remains gehen deutlich flotter ans Werk als die Chilenen und sind entsprechend auch als bodenständige Death Metaller ohne Schnörkel zu kategorisieren. Böse Zungen, wie die meine, nennen es vielleicht ambitionslos und generisch. Andere werden auch mit dieser Death Metal-Kombo ihren Spaß haben.


Procession
Procession

Da haben mir die Jungs von Procession schon besser gefallen, auch wenn es unnötig war, sich für langsame Musik zu entschuldigen. Die chilenischen Wahl-Schweden blubberten druckvoll vor sich hin, dass es einem den Brustkorb im Fotograben eindrückte und legten immer wieder eine ordentliche Schippe Groove oben auf. Netter Auftritt, der Lust auf mehr machte. Mehr gab es danach auch gleich, denn die Finnen Hooded Menace gehen ihrerseits auch nicht schneller ans Werk.



Hooded Menace

Die Finnen Hooded Menace schienen mir doch mehr angepisst, als wütend und entsprechend war auch die Mimik der Jungs. Natürlich stilecht mit Kapuze (sonst würde der Bandname ja auch keinerlei Sinn machen) wuchteten sich die Death-Doomer durch ein ordentlich druckvolles Set. Leider fehlte immer an den richtigen Stellen die Doublebass, welche die Songs vielleicht noch etwas gewaltiger gemacht hätte. Groovig war der Auftritt hingegen allemal. Warum man aber am Freitag zwei Doom-Truppen hintereinander verheizte, hat sich mir nicht so ganz erschlossen. Mindestens eine hätte doch den Donnerstag oder den Freitag auflockern können. Oder eben im besten Falle für Korpiklaani einspringen, dann hätte man sich das auch gespart.


Demonical
Demonical

Demonical ist auch so eine Band, die einen massiv fetten Livesound braucht, um für maximale musikalische Zerstörung zu sorgen. Den hatten sie und somit gab es an ihrem Death Metal der alten schwedischen Schule auch nix zu meckern.



Tsjuder

Tsjuder anderen Bühne musste man für die norwegischen Black Metaller zum Glück nicht gehen, denn die Jungs sind natürlich groß genug für die Hauptbühne. Nur die Tageszeit und Helligkeit wollte sich nicht so ganz der fies-düsteren Stampfigkeit der Osloer anpassen. Das hatte man aber schnell vergessen, denn Nag und Co. prügelten sich wild durch ihr Set und versprühten genug Kälte mit ihrem thrashigen Black Metal, um einen die Tageszeit vergessen zu lassen. Der Gig war durchgängig sauber und schon kurz nach Beginn hatte ich erstaunlicherweise mehr Bock auf die Jungs als ich erwartet hatte. Hier könnte auch mal eine neue Platte kommen, wenngleich ein Durchlauf der 2011er “Legion Helvete” auch immer noch lohnt.


Obscura
Obscura

Obscura wurde es an dem Tag nicht mehr und technischer auch nicht. Das deutsche Quartett zeigte sich zwar gewohnt spielfreudig und Frontmann Steffen hatte den ein oder anderen sarkastischen Spruch auf den Lippen, leider war der Sound aber dem Dargebotenen nicht ebenbürtig. Hannes “Lehrvideo” Großmann wirkte heute auch wie ein Getriebener und so schlich sich doch immer wieder der ein oder andere Spielfehler ein. Obscura scheinen, im direkten Vergleich, von der Qualität der sterbenden Föten noch ein ganzes Stück entfernt zu sein. Dennoch waren Obscura eine echte Macht.


Helrunar
Helrunar

Helrunar zocken ja eigentlich auch nur noch Best-Of-Sets, die bezeichnenderweise nur 1-2 aktuellere Songs beinhalten. Ansonsten dürfen halt Songs wie “Älter als das Kreuz” und “Ich bin die Leere” nicht fehlen. Der Sound ging in Ordnung, wirkte aber trotzdem fast etwas zu fett für den kalten Black Metal der Münsteraner. So gern ich die Jungs live sehe: Es wird Zeit für ein neues Album und das sieht laut eigener Aussage auch Frontmann Skald Draugir so.


Desaster
Desaster

Irgendwie hat man die Herren von Desaster schon etliche Male gesehen, was bei einer Bandlaufbahn von 25 Jahren auch nicht gerade verwunderlich ist. Trotzdem ist der Funke nie so richtig übergesprungen, auch wenn Klampfer Markus Kuschke quasi ein lebendes Metal-Relikt ist. Aber auch hier muss man sagen, nur weil etwas alt ist, wird es nicht besser und meine Lust, mich mit Desaster zu beschäftigen entsprechend nicht größer. Publikum haben die Koblenzer sowieso immer und auch an diesem Tag feierte man frenetisch die aktuelle Platte “The Art of Destruction”. Als Party.San-Veteranen darf man dann wohl auch früher anfangen und dafür dann mit etlichen Zugaben überziehen.


Sulphur Aeon
Sulphur Aeon

Ach, da sitzt ja unser Zeltnachbar. Hallo! So kann es laufen, erst letztes Jahr waren Daniel Dickmann und Torsten Hostmann mit December Flower auf der Zeltbühne vertreten und in diesem Jahr konnten sie ihr Death Metal-Projekt Sulphur Aeon vorstellen. Dazu gab es auch gleich das neue Album “Swallowed by the Ocean’s Tide”, welches schon im Vorhinein von sich Reden gemacht hatte. Auch live machte dieses eine gute Figur, wenngleich der Druck nicht ganz so heftig aufgebaut werden konnte, wie auf Platte. Dennoch ein ordentliches Brett, das die Jungs da auf die Beine gestellt haben. Definitiv mal eine Einzelshow wert.



Impaled Nazarene

Spätestens mit Impaled Nazarene hatte sich das gesamte Zeitkonzept des Festivals verschoben, denn die Finnen hatten eine Autopanne und kamen deutlich später als geplant. Nach kurzem Warten und einem respaktabel schnellen Soundcheck, standen die Jungs dann endlich auf der Bühne und klangen viel thrashiger als ich es in Erinnerung hatte. So richtig warm bin ich mit den Jungs jedoch auch nie geworden, was indes nicht an ihrer Einstellung zum norwegischen Black Metal oder irgendwelchen Szene-Geschichten liegt. Ich bin einfach nie so wirklich in Berührung mit ihren Alben gekommen. Das was dann live geboten wurde, waren eher die Scheiben nach den ‘00er-Jahren und nicht das ganz fiese Geschubber einer ‘93er “Ugra-Karma” oder einer ‘94er “Suomi Finland Perkele”. Stimmung machten Impaled Nazarene dennoch und man merkte, dass hier Leute am Werk waren, die nicht erst seit gestern zusammen spielen.


Attic
Attic

Ahhhhhhhhhhh! Attic haben gesanglich genau das gemacht, was ich immer zum Spaß in die Breaks verschiedener Bands geworfen habe: hohe Heavy Metal-Screams. Dazu rockige Gitarren und treibende Drums, das sind die Zutaten, mit denen die Gelsenkirchener Heavy Metaller Attic ihre Songs bauen. Das kann einem gefallen, muss aber nicht. Meine Sache war es nicht ganz, was aber eher an der musikalischen Richtung, als an der Umsetzung lag, denn die war ordentlich gemacht und den Leuten schien es zu gefallen. Irgendwann entdeckt sich eben jedes Genre mal wieder.


Destruction
Destruction

Nochmal Thrash Metal aus Deutschland, diesmal aus Baden-Würtemberg und dann auch gleich sechs Jahre älter. Destruction sind wie Heckermatz auf deutschen Festival-Line-Ups und irgendwo jedes Jahr mindestens einmal zu sehen. Klar, Schmier und Co. haben die deutsche Metallandschaft geprägt und ihren festen Platz in der hiesigen Geschichte. Hat man die Herren aber einmal gesehen, und ist man dem Thrash nicht absolut zugeneigt, wird so eine Show auch schnell langweilig.



Purgatory

Wer ist denn dieser beharrten Mann, der jetzt bei Purgatory singt? Ach, das ist immer noch Mirco, verrückt! Wie lange hab ich denn die Sachsen nicht mehr live gesehen. Diese und ähnliche Fragen gingen mir im Fotograben durch den Kopf. Musikalisch war alles beim Alten. Purgatory stehen immer noch für extrem schnellen Death Metal ohne Kompromisse oder große Überraschungen. Aber man muss sich ja auch nicht auf Zwang neu erfinden. Außer es geht dabei um Körperbehaarung.


Korpiklaani
Korpiklaani

Schlimmer kann es eigentlich auf keinem Mittelaltermarkt zugehen und musikalisch ist es dort auch meistens deutlich besser. Wieso Korpiklaani unbedingt auf dem Party.San spielen mussten, will mir nicht in den Kopf gehen. Auch nicht, dass sich alle Welt über Heaven Shall Burn aufregt, aber keiner es sinnlos findet, dass diese Jahrmarktfiguren einen Slot vor Carcass bekommen. Nicht nur, dass das Genre furchtbar ist und besser auf eine WoW-Convention passt, auch technisch war das keine Glanzleistung der Finnen. Der Gesang war schwach, die Songs hakelig und die Umsetzung eher auf dem Niveau einer Schulband. Hatte mich die Tatsache, dass Fronter Jonne Järvelä aussieht wie eine dürre Verson des Sólstafir-Drummers erst noch belustigt, hätte ich mir spätestens jetzt gewünscht, dass er es auch gewesen wäre.



Carcass

Warum an der Bühne drei Beamer hingen, hatten wir uns schon seit Donnerstag gefragt und bei Carcass wurde es nun aufgeklärt. Zum Umbau...
Tatsächlich projizierten während des rund einstündigen Umbaus drei Beamer eine Art Testbild mit Carcass-Logo auf die Bühne, ohne dass man so wirklich wusste, weshalb und wieso. Als das Konzert endlich irgendwann begann, waren die Beamer plötzlich aus. Technischer Defekt? Falsches Video dabei? Wir wissen es nicht, aber nach kurzer Zeit war das auch vergessen, weil Carcass! Die britischen Death Metaller bereiten sich derzeit auf den “Surgical Steel”-Release vor - die erste Platte seit 17 Jahren - und wollen sich wieder in die Herzen der Metaller spielen. Groß anstrengen mussten sie sich dafür nicht, denn alle hatten unglaublich Bock und das Areal war gerammelt voll. Der “Necroticism”-Opener “Inpropagation” kam mit einer fiesen Anzahl an brachialen Rhythmus-Wechseln daher, dann ging es mit “Incarnated Solvent Abuse” von der selben Platte weiter. Das Set jagte quer durch die Bandgeschichte und streifte mit “Genital Grinder” die ‘88er “Reek of Putrefaction”, mit “Exhume to Consume” die ‘89er “Syphonies of Sickness” und mit “This Mortal Coil” noch die ‘93er “Heartwork”. Gegen Ende kam dann auch noch das obligatorische “Heartwork” - Perfekt! Die Briten lieferten an diesem Abend ein mächtiges Set ab. Gern wieder!



Venom

Gemütlich vom Rand mit Decke im Campingstuhl beobachtend, musste ich selbst staunen, wie geil an diesem Abend Venom waren. Zuletzt hatte ich den alten Briten vor drei Jahren gesehen und eigentlich beschlossen, dass ich mir das nicht mehr antun muss. Doch an diesem Abend konnten Venom wieder die alten Zeiten auferstehen lassen und rissen einen ordentlich mit. Auch mit Pryo ließ sich Cronos nicht lumpen und so schoss eigentlich alle 3 Sekunden irgendwoanders eine Flamme aus der Bühne. Erstaunlich gut und wieder ein Beweis, dass das Party.San Bands immer wieder zu Höchleistungen anspornen kann.


Fazit:

Im Grunde könnte man das Fazit zum Party.San einfach jedes Jahr kopieren und neu einfügen, denn wie immer boten die Bands eine große Show, das Gelände alle Annehmlichkeiten und die Crew die wohl freundlichste und kompetenteste Organisation, die man sich vorstellen kann. Zudem gab es mit Korpiklaani eigentlich nur einen musikalischen Ausfall und selbst den konnte man ja woanders überbrücken. Außerdem standen dem viele Highlights wie Dying Fetus, Anaal Nathrakh, Carcass und erstaunlicherweise Venom gegenüber, die allesamt unvergessliche Eindrücke hinterließen. Wir freuen uns jetzt bereits auf 2014 und können es kaum erwarten, dass es wieder nach Schlotheim geht. See You There!