With Full Force XVI
- Festivalbericht-

Donnerstag:

Nach einem harten Uni-Tag, voller Vorfreude und belastender Ungeduld, ging es gegen 15.30 Uhr endlich los Richtung "Roitzschjora". Es war der 02. Juli 2009 und das nunmehr sechzehnte With Full Force Festival stand an. Nach relativ kurzer Fahrt und relativ langer Wartezeit in etwaigen Blechlawinen kamen wir gegen 20.30 Uhr endlich an den Pforten des Festivalgeländes an. Doch die Freude wurde durch circa drei Stunden im Stau etwas getrübt, bis man sich entschloss, solange Bier zu trinken bis auch das Warten Spaß machte. Gegen halb Zwölf (23.30 Uhr) hatten wir es dann endlich geschafft und aufgrund cleverer Absprachen noch einen sehr guten Zeltplatz erwischt.

Nach einigem Hin und Her am Pressestand ging es auf zur alljährlichen Umgebungserkundung, inklusive Vorglühen. Das war dann auch die Zeit, an der das Festival seinen ersten Tiefschlag für mich bereit hielt. Aufgrund widrigster Umstände und unvorhersehbarer Schicksale, verlor ich meinen Fotopass. Das bedeutete für mich keine Kamera auf dem Festivalgelände und für euch, keine Fotos von jeglichen Bands. Ich habe wahrlich alles in meiner Macht stehende getan um es irgendwie noch zu ändern, doch da war nichts mehr zu drehen und zu rütteln. Fotos fallen dieses Jahr leider aus. In diesem Sinne bitte ich schon mal höflichst um Gnade und hoffe ihr lest trotzdem weiter.

Freitag:

Knallende Sonne, brütende Hitze, Kater und lauwarmes Bier. Die Wut des Vorabends im Bierkonsum ertränkt, erwartete einen das phantastischste Wetter, was man sich für ein Festival wünschen kann. Es war noch genügend Zeit bis zur ersten Band des Tages und des Festivals, welche erstmal ausgiebig zum baden im angrenzenden See genutzt wurde.

14.30 Uhr Mainstage: Facebreaker

Die erste Band des Festivals. Guter Death Metal aus Schweden ohne Ecken und Kanten, die Leute nahmen es gut gelaunt entgegen und erste "Headbanging"-Action konnte wohlwollend Betrachtet werden. Die Jungs hatten ihre Freude am Auftritt und man kann es als einen gelungenen Einstieg ins Festival ansehen. Die Saison war eröffnet.

15.50 Uhr Tentstage: Nasty

Im Zelt ging dann auch gleich wieder die Hardcore-Fraktion zu Werke, welche sich kickend und boxend ihren Frust von der Seele tanzte. Meine Musik war das, um ehrlich zu sein, nicht und ich verließ das Zelt um etwas an den Merch-Ständen umher zu schreiten.

16.10 Uhr Mainstage: Static X

Die Nu-Metaller Static X lieferten eine gute Show ab und die Fans dankten es durch singende und tanzende Resonanz. Ich kenne leider keine Songs, doch klang alles sehr sauber und gut gespielt. Anhand der Reaktionen der Masse schienen sie Bekanntes und gut gewähltes Material zu spielen. Ein solider Auftritt.

17.10 Uhr Mainstage: DevilDriver

Die unglaubliche Hitze machte mir und vermutlich auch den meisten Besuchern ziemlich zu schaffen, vor der Bühne stand man wie unter einem Heizstrahler und man mochte sich gar nicht so recht bewegen. Doch DevilDriver spielten ein gutes Set, mit ordentlichem Sound, bei dem die meisten die Hitze vergaßen und ordentlich aufdrehten. Es war mein erster Gig von DevilDriver, muss ihn aber definitiv gutes Live-Können zusprechen. Die Mannen lieferten einen sauberen Auftritt ab und hinterließen gute Eindrücke.

19.15 Uhr Tenstage: Maroon

Die Jungs machten mal richtig gute Stimmung im Zelt, auch wenn sich die Hitze dort nur so staute. Das moshen schien nicht abreißen zu wollen und der "Pit" drehte sich bis ins Koma. Eine wirklich respektable Show, nächstes Jahr dann auf der Mainstage, würde ich sagen.

Dann ging es endlich dem Abend entgegen und das erste todesmetallische Highlight wartete auf der Mainstage. Die Death Metal Ur-Titanen und prägende Kraft Carcass stand bereit.

20.15 Uhr Mainstage: Carcass

Die Engländer wussten sofort zu begeistern. Auch wenn alle schon etwas in die Jahre gekommen sind, was bei einer 1985 gegründeten Band irgendwann eben der Fall ist, legten sie von Anfang an ordentlich Speed an den Tag. Knallige Drums, fettes Riffing und verspielte Gitarrenverläufe ließen das Genick automatisch rotieren. Die beeindruckend kratzig, rauhen Vocals von Frontmann "Jeff Walker" taten dann ihr übriges. Leider war der Sound im Vergleich relativ leise, zwar angenehm zu hören aber nicht wirklich laut. Doch die Performance der Liverpooler war grandios. Der Sänger haute immer wieder komödiantische Spitzen ins Publikum und zog die Gunst aller Black- und Death Metaller auf sich als er sich mit:"I know you all want circle pits and walls, but fuck that, we play Death Metal!" gegen anstrengendes "violent dancing" aussprach. Während der Show wurde dann "Ken Owen", der ehemalige Drummer auf die Bühne gebeten, was für einige Irritationen sorgte, da dieser an diversen Hirnblutungen in der Vergangenheit noch schwer zu kämpfen hat. Alles in allem war es eine großartige Show, die am Ende noch mit "Heartwork" als Zugabe belohnt wurde. Eine wirklich sinnvolle Reunion.

21.30 Uhr Mainstage: Dimmu Borgir

Halb Zehn wurde es dann schwarz auf der Mainstage, denn der Black Metal erhielt Einzug "for a short lesson in violence". Die Norweger waren erstaunlich gut gelaunt und fast schon irritierend gesprächig an diesem Abend. Durch die jahreszeitlich bedingte Helligkeit wirkte die Bühnenshow nicht so wie sie sollte, doch wussten die Mannen das mit schierer Kraft und musikalischer Genialität auszugleichen. Den Anfang bildete "Spellbound (by the Devil)" von der "Enthroned Darkness Triumphant", was mich überraschte jedoch mit Freude erfüllte, da hiermit mein absoluter Favorit getroffen wurde. Der Sound war diesmal gut und kam dem sehr schnellen Set zugute, dass Dimmu Borgir an diesem Abend auftischten. Dieses schöpfte aus fast allen Schaffensperioden, aber hauptsächlich von der "Puritanical Euphoric Misanthropia" ("Maelstrom Mephisto", "Kings of Carnival Creation") und dem neusten "In Sorte Diaboli"("Serpentine Offering", "Chosen Legacy"), wodurch man viele Songs hörte, die nur selten Live zu sehen sind. Es war eine ausgezeichnete Stimmung und das merkte man den Norwegern auch an. "Shagrath" kündigte gegen Ende der Show auch gleich noch an, dass ein neues Album in Arbeit ist und so schnell wie möglich veröffentlicht werde. Das Ende beschloss dann laut "Shagrath": "the most simple Song we´ve ever wrote". Wie erwartet war das "Puritania", der ordentlich abging und ein würdiges Ende einer wahrlich gelungenen Show darstellte. Auf ein baldiges Wiedersehen.

Auf der Mainstage stand nun nur noch eine Band offen, der Headliner des Tages
Soulfly

22.45 Uhr Mainstage: Soulfly

Max Cavalera ist ja nun schon ein Dauergast auf dem With Full Force-Festival und weiß wie er die Meute in Bewegung bekommt. Diesmal war er mit Soulfly am Start und knallte einen Klassiker nach dem anderen in die Menge. Die Stimmung war sehr gut und der Abend brachte dann auch angenehme Temperaturen. Die Hörermenge erlebte ein reges Wachstum und man bekam es mit einem riesigen Medley gedankt, dass durch alle musikalischen Perioden Max Cavalera´s rodete. Neben "Policia","Roots Bloody Roots" und "Jump Da Fuck Up" haute er noch einige neuere Songs raus, was im Gesamten eine gute Mischung ergab, die für ordentliche Stimmung sorgte. Sein Sohn war auch wieder von der Partie und steuerte ein Drumsolo bei, was mich nicht ganz so mitriss. Doch war es ein würdiges Ende für den ersten Festivaltag auf der Mainstage und gab letzendlich den Startschuss für die lang ersehnte: Knüppelnacht.

Doch nach Soulfly ging es erstmal ans Zelt um Kraft und Flüssigkeit zu tanken, wodurch Pestilence für mich wegfiel, aber andererseits hätte ich Gorgoroth nicht erleben können. Voller Vorfreude auf mein erstes Erlebnis mit "Gaahl" steuerte die Zeit der Geisterstunde zu und ich machte mich bereit für "true norwegian Black Metal", aus Bergen.

00.55 Uhr Tentstage: God Seed

Nun war es endlich soweit. Kreuze wurden auf die Bühne geschoben und zwei vermummte Menschen, der eine weiblichen und der andere männlichen Geschlechts wurden an eben diesen Kreuzen befestigt. Nach kurzen Umbauarbeiten und einem atmosphärischem Intro betraten "Gaahl" und "King", inklusive Band, die Bühne. Ein hasserfüllter Blick durch die Menge und die Show begann mit "Teethgrinding". "Gaahls" Bühnenpräsenz war, wie immer, beeindruckend, erschreckend und dominant. Mehrmals kreuzten sich prägnante Blicke und der Meister der Absurdität sang ohne weitere Worte zu verlieren das Set durch und ging. Die Stimmung war gut, viel positive Resonanz und eine großartige Live-Performance. Der Sound war sehr gut abgemischt und brachte das Stimmvolumen "Gaahls" gut zur Geltung. Vornehmlich wurden Songs von "Incipit Satan", "Twilight of The Idols" und "Destroyer" gespielt, gemischt mit einigen neueren Sachen. Meiner Meinung nach ein sehr gutes Set, dass authentisch dargeboten wurde. Den einzigen Kritikpunkt muss man einigen Leuten aus dem Publikum geben, welche mit !Moshen! anfingen, bei Gorgoroth, rohem Black Metal...manchmal kann man sich nur an den Kopf greifen.

Danach ging es erstmal auf Gelände, etwas Verpflegung besorgen, kurz bei Helheim vorbei geschaut, jedoch für entbehrlich empfunden. Aufgrund dessen wurde weiterhin das Gelände besichtigt um die Zeit bis Vader tot zu schlagen.

03.45Uhr Tentstage: Vader

Kurz vor der vierten Stunde des neuen Tages war es dann endlich soweit und die polnische Todesmaschine Vader betrat die Bühne. Schon der Soundcheck, speziell bei den Drums hatte es in sich, denn anstelle stupider Einzelschläge knallte der Drummer Hochgeschwindigkeits-Solos raus, welche schon einen Vorgeschmack auf das Bevorstehende lieferten. Die Stimmung war trotz der späten Stunde sehr gut und wurde durch stilsicheres und gekonntes Geknüppel, umspielt von harten, ausgefeilten Riffs immer besser. Die Menge versank im Headbangen und Mitgröhlen, bis ein Jeder von uns heiser war. Die Show war gelungen und den Musikern war keinerlei Müdigkeit anzusehen. Vader waren für mich ein würdiger Abschied vom Festivalgelände und der Knüppelnacht.

Jetzt ging es zum Zelt, noch einmal das Erlebte rekapitulieren, ein Gute-Nacht Bier getrunken und dann ab in die Kojen. Doch der Schlaf währte nicht lange, denn ab circa 08.30 Uhr war in den Zelten eine derartige Hitze, dass man unweigerlich das Freie suchen musste. Die Hitze hatte wieder die Macht übernommen und lähmte jede Bewegung. Die allmorgendliche Wanderung zum See wurde in Angriff genommen um wenigstens etwas Hygiene zu wahren.

Samstag:

Nach erster Nahrungsaufnahme und etwas Zeit an etwaigen Merchandise-Ständen sollte der musikalische Tag an der Mainstage beginnen.

14.00 Uhr Mainstage: Hackneyed

Ich gebe zu, äußerst skeptisch gegenüber der todesmetallischen Jungbrigade aus Deutschland gewesen zu sein, doch wurde ich positiv überrascht. Die jungen Burschen legten ein brachiales Death Metal Set an den Tag, mit dem sie sich definitiv nicht verstecken müssen. Unerwartet gute Skills und solides Live-Können, dass man Menschen in diesem Alter normalerweise nicht zutrauen würde. Im Eigentlichen muss man von ihrem Alter absehen, da es auch für eine ältere Besetzung ganz großes Kino gewesen wäre. Die Leute würdigten dies mit frühmorgendlichen Kopf-schüttel Eskapaden und anerkennender Geräuschkulisse. Diese Band sollte man definitiv im Auge behalten, denn da kann noch viel Potential drin stecken. Ich war vorerst begeistert und bin definitiv gespannt, was daraus gemacht wird. Für alle Death Metal Fans, eine Empfehlung meinerseits.

16.35 Uhr Mainstage: All Shall Perish

Die amerikanischen Death Metaller von All Shall Perish feuerten aus alles Rohren. Laut, knallig und ordentlich gespielt schossen sie eine Death Metal-Salve nach der anderen in die tobende Menge. Der Sänger richtete seine Stimmbänder zu Grunde und ergötzte sich an den unendlichen "Pits" und "Crowd Surfing", dass nicht abzureißen schien. Diese Show bot bisher den besten Sound vom Festival und ging ordentlich auf die Ohren. Die Tracklist setzte sich vornehmlich aus Songs von dem "Awaken the Dreamers"- Album zusammen und beinhaltete leider nur wenig von der "Hate Malice Revenge". Am Ende wurde dann noch "Deconstruction" gespielt, was richtig für Bewegung sorgte. Ein sehr gelungener Auftritt, der Maßstäbe für die kommenden Bands setzte.

Hiernach war erstmal etwas Ruhe angesetzt, gemütlich am Zelt, in Bühnennähe, den Abend erwartend, der noch so einige gute Bands mit sich bringen sollte. Die nächste Band war dann Sepultura.

18.50 Uhr Mainstage: Sepultura

Trotz anfänglicher Unentschlossenheit, ob man mit zur Bühne käme oder sich alles aus der Ferne anhöre, ging ich letztendlich doch vor und musste es letztendlich nicht bereuen. Auch wenn der neue Sänger "Max Cavalera" niemals das Wasser reichen kann, subjektive Meinung, wusste er die Massen anzutreiben und brachte das Publikum in Stimmung. Viel "Gepoge" und "Crowd Surfing" konnte bestaunt werden, wo auch ich einmal die Köpfe der Menge erklimmen konnte. Die alten Sepultura-Klassiker wurden herzlich entgegen genommen und natürlich wurde "Roots Bloody Roots" gespielt und neben "Territory" und "Arise" auch einige neue Eigenkreationen dargeboten. Der Auftritt kann als gelungen bezeichnet werden und hat meine Meinung über den Sänger etwas zum positiven hin gewandelt. Und trotzdem, ist es nicht mehr das selbe Sepultura, ohne Max Cavalera.

Der W. wurde aus mehrfachen Gründen ausgelassen und zu anderweitigen Beschäftigungen genutzt. Was man in der Ferne noch hörte, klang nicht nach Musik die man hören will und bestätigte den Entschluss, lieber duschen zu gehen und sich am Zelt zu entspannen. Leider musste man sich mit schlechten hygienischen Zuständen konfrontiert sehen, was jedoch nicht dem Personal, sondern vielmehr den Besuchern zugeschrieben werden muss. Es scheint mir doch fragwürdig, warum man, auch betrunken, auf Klobrillen koten und quer durch das Dixie urinieren muss. Darin ist weder etwas bewunderungswürdiges noch Metal-repräsentativen zu sehen. Das ist eigentlich nur unangenehm und müsste nicht sein. Doch zu ändern war es eben nicht und das Personal gab sein Bestes, ohne Zweifel. Die Zeit schritt voran und die beiden letzten Bands auf der Mainstage rückten immer näher. Den Anfang sollte Amon Amarth machen.

21.15Uhr Mainstage: Amon Amarth

Die Schweden um "Johann Hegg" sind ja nun auch schon alte Hasen im Geschäft und wissen wie man die Leute in Bewegung versetzen kann. Johann, wie immer gut gelaunt, in Wikinger-Pose mit einem breiten Grinsen über dem Gesicht, eröffnete mit einigen deutschen Sätzen, die im Laufe der Jahre auch immer sicherer werden. Nach der üblichen Erkundigung, ob es alles gut ginge und wie es um den Spaß stehe, fuhr die Galeere auf in den Kampf. Die Tracklist setzte sich aus mehreren Alben zusammen, sodass unter anderem "Death in Fire", "Fate of Norns", "Guardians of Asgaard", "Free Will Sacrifice", "Live for the Kill", "Cry of the Blackbirds" und "Runes to my Memory" für ein gutes Spektrum sorgten. Die Stimmung war sehr gut und Herr. Hegg war sichtlich begeistert. Leider gab es keine Zugabe, außer Johann Hegg fünf Minuten lang zuzuschauen, wie er auf der Bühne steht und aus seinem Horn trank. Amon Amarth haben wieder einmal bewiesen, was sie können und einen gewohnt guten Auftritt mit hohem musikalischen Niveau abgeliefert.

22.45 Uhr Mainstage: Hatebreed

Der Headliner des Tages war dann Hatebreed, was man nun gut finden kann oder nicht. Ich bin kein großer Freund von Hardcore und hätte lieber Amon Amarth als Headliner gesehen, doch schienen sie noch einmal die Massen zu mobilisieren. Der Sound war gut, ordentlich abgemischt und die Instrumente kamen gut zur Geltung. Man hörte viele "Hits", welche man auch kennt, wenn man nicht in dem Metier zu Hause ist und muss der Hassbrut doch zugestehen, dass sie wissen, was sie da machen. Den Fans schien es zu gefallen und somit werte ich den Auftritt als gelungen, mehr kann ich hierzu leider nicht berichten.

Später ging es dann nochmal zur Metaldisco, etwas Bier trinken und mit Leuten sprechen und über Musik diskutieren. Eigentlich wäre das ein schönes Leben, doch leider ging es steil aufs Ende des Festivals zu.

Sonntag:

Irgendwann begab man sich dann ins Zelt, nur wenig Schlaf, denn am Morgen wartete wieder die unerbittliche Sonne, die die Temperaturen im Zelt auf gefühlte 60°C brachte und die Haut zu einer braunen oder roten Kruste brannte. Wenigstens blies ein leichter Wind, der dezente Erfrischung versprach und den Zeltabbau etwas erleichterte. Viele begannen gegen Mittag ihre Zelte abzubrechen und die Rückreise in Angriff zu nehmen. Es flammte etwas Mitleid auf, für die, welche das Schlachtfeld letztendlich räumen müssen, wenn die Meute abgezogen ist. Gern hätte ich ein Luftbild vor und nach dem With Full Force, welches das unsagbare Chaos zeigt, das an einem Wochenende angerichtet werden kann. Unvorstellbar wie viele Tonnen Müll und Exkremente sich angehäuft haben müssen und ob je wieder etwas dort wachsen wird, wo einst tausende Metaller ihre Musik zelebrierten. Doch zur Seite mit solchen Betrachtungen, der Morgen sollte lustig beginnen, wenn die "Youtube.com"-Stars aus Sachsen-Anhalt: Elsterglanz ihr Können unter Beweis stellen.
13.30 Uhr Mainstage: Elsterglanz

Die Bühne stand unter der brennenden Sonne und brennend waren auch die beiden, auf jeder Flanke der Bühne positionierten DDR-Gasherde, welche für die Pyro-Show herhalten mussten. Ein lautes Knarren und Knattern verkündete die Ankunft des Sängers, der galant auf einer alten Mopete vorfuhr. Gekleidet in eine moderne, purpur-farbene Leggins und ein Fußball-Trikot, eröffneten Elsterglanz stil- und zielsicher den letzten Tag des With Full Force Festivals. Die Leute waren heiß auf dialektische Unterhaltung und wurden auch nicht enttäuscht. Neben Klassikern wie "Das sach ma alles Gerd", "Ich bin die Mutter von James Bond" und natürlich "Kaputtschlaahn" wurde noch, ganz nebenbei, ein epochaler Gitarren - Wettkampf ausgefochten. Die elementare Frage, ob Linkshänder oder Rechtshänder bessere Gitarristen sind. Leider endete es bei einem Unentschieden, da beide keinerlei Fähigkeiten an der Gitarre vorzuweisen hatten und somit kein legitimes Ergebnis zu erzielen war. Der Sänger forderte immer wieder zu "Dirty Dancing Kreisen" auf und kündigte an, dass nach Elsterglanz alles ausfallen werde und wir nach Hause gehen sollen. Die Resonanz war beeindruckend und die beiden Knallköppe wurden herzlichst gefeiert. Ein gelungener Start in den Tag und eine hervorragende Live-Performance. Hut ab.

14.20Uhr Mainstage: Scarab

Den Anschluss bildeten dann Scarab, welche uns laut Programmheft per Votum aus Ägypten zugesandt wurden und wir im Gegenzug auch eine Band auf die Reise schickten. Alles etwas mysteriös, da niemand was darüber wusste, doch ging es ja vorrangig um die Musik und nicht um Bürokratie. Die Jungs kamen wie gesagt aus Ägypten und spielten auch, orientalisch angehauchten Death Metal. Die Riffs waren gut, schnell und knallig, aber eben leider keine Besonderheit. Man konnte Parallelen zu Nile und Behemoth erkennen, aber der wahre Überflieger waren sie nicht. Die Menge nahm es gut an und den Ägyptern schien es auch Spaß zu machen. Gute Idee, vielleicht das nächste mal transparenter gestalten.

Ab hier sollten erst einmal wenig, für mich interessante Bands auftreten, sodass man vorerst wieder die Verpflegung in Angriff nahm, etwas umher flanierte und Raunchy, sowie Deadlock, die meines Achtens sehr viel Ähnlichkeit haben, aus der Ferne begutachtete. Gegen Fünf-Uhr kam dann die nächste interessante Band auf die Mainstage.

17.00Uhr Mainstage: Parkway Drive

Die australische Metalcore-Variante der "Beach Boys", traten in konsequentem Surf-Look auf, brachten aber einen brachial, knalligen Sound mit, der ordentlich einheizte. Die Metalcore-Fraktion war augenscheinlich in ihrer Gesamtheit angetreten und füllte den Platz vor der Bühne bis zum erbrechen. Die Vorfreude und die Stimmung während des Auftritts waren ausgezeichnet und der Sänger gab bei jeder Gelegenheit seine Begeisterung für sein Publikum kund. Ich würde frei weg behaupten, dass bei keiner anderen Band des Festivals, die Begriffe "Circle Pit" und "Crowd Surfing" derart inflationär genutzt wurden und beinahe den Hauptbestandteil der Aussagen darstellten. Die Leute surften sich durch die Menge und kreiselten ausgelassen umher während die australischen Surfboys fast ihr komplettes zweites Album "Horizons" durchprügelten. Man hörte "Carrion", "Feed Them to The Pigs", "The Siren´s Song", "Idols and Anchors" und nebenbei auch noch "Romance is Dead" von ihrem Debüt "Killing with a Smile". Die Show war gut, den Leuten machte es Spaß und die Australier können definitiv spielen. Mir hat es Vergnügen bereitet.

18.00 Uhr Mainstage: Ignite

Im Anschluss spielten Ignite, die amerikanischen Hardcore-Punk Titanen, welche so viele Songs haben, dass fast jeder einen kennt und nur wenige wissen, dass dieser von eben dieser Band ist. So erging es auch mir und ich war beim zuhören erstaunt, wie viele Ignite-Songs ich doch kenne, obgleich ich der Meinung war, noch nie was von dieser Truppe gehört zu haben. Die Show war gut, etwas ruhiger als die Vorhergehenden und äußerst angenehm zu hören. Ansonsten nichts, was mich sonderlich mitgerissen hätte, aber es kann und soll ja auch nicht jedem alles gefallen.

Nun wurde es langsam Abend und man machte sich daran, seine Sachen zu packen, die Zelte abzubrechen und das Auto startklar zu machen. Die letzte Band und Headliner des Tages sollten schließlich Motörhead sein. Danach ab ins Auto und gen Heimat gefahren. Da man eben nicht der Einzige mit der Idee war, musste vorher gepackt werden, wodurch Down und Social Distortion für mich wegfielen.

22.15Uhr Mainstage: Motörhead

Als es dunkel wurde betrat endlich der Heavy-Metal Altmeister "Lemmy Kilmister" die Bühne. Es war erstaunlich zu sehen, wie viele Menschen doch noch anwesend waren und wo diese überall herkamen. Motörhead brachten die Massen nochmal zusammen, zu einer letzten Heavy-Metal Orgie auf der Mainstage. Publikum, wie auch Band waren gut gelaunt und gingen ordentlich ab, Lemmy befahl stets lauter zu sein, sonst würde er nicht weiter spielen und erfreute sich an der schier unendlichen Masse der Menschen. Natürlich wurden "Overkill", "Ace of Spades" und "Be my Baby" gespielt und die Menge nahm es wohlwollend entgegen. Gegen Ende der Show legte der Drummer noch ein überaus respektables Drumsolo, von geschätzten zehn Minuten, aufs Parkett, dass so manchen erstarren ließ. Man könnte ihn fast ein lebendes Metronom nennen. Jedenfalls war es sehr beeindruckend und es bereitete sehr viel Vergnügen, eine derartige Metal-Legende live zu genießen. Dann näherte sich das Ende der Show und damit auch das Ende dieser Metal-Odyssee in "Roitzschjora".

Die Leute strömten zu ihren Autos, viele Zelte wurden einfach stehen gelassen und bei einigen gingen noch einmal die Gemüter etwas durch. Aufgrund verschiedenster Zufälle gelang es, relativ schnell das Gelände zu verlassen und ohne jegliche Stauphasen gen Heimat zu fahren. Mit einer Träne im Knopfloch und vielen guten, auch einigen schlechteren Erinnerungen, bewegte man sich langsam weg von dem Dorf, dem kleinen Kaff, wo jedes Jahr wieder Metal gelebt und erlebt wird. Ich bin sehr dankbar für dieses geniale Wochenende und fiebere dem kommenden Jahr jetzt schon entgegen. Mit kritischem Blick auf die Hygiene und meinem verlorenen Fotopass muss man wieder mal sagen, dass es großartig war. Danke an Alle, die es ermöglichten und das Festival zu eben diesem Erlebnis machten, an alle Fans, Bands und Veranstalter.

In diesem Sinne, wir sehen uns nächstes Jahr zum siebzehnten "With Full Force"-Festival.
Stay Metal.