Donnerstag:

Brütende Hitze waberte in dicken Schwaden über das Land und der kleine PKW, der uns die rund 90 Kilometer nach Roitzschjora befördern sollte, keuchte mühevoll in Anbetracht der bevorstehenden Aufgabe. Zumal auch vollends bepackt mit Spirituosen und Nahrung für ein langes und aussichtsreichen Wochenende auf dem nunmehr 17. With Full Force Festival. Doch neben einigen Umleitungen und der typisch fragwürdigen Beschilderung um das Großgebiet Leipzig herum, erwies sich die Fahrt als recht erquicklich und unsere Einflugschneise in das Festivalgelände als äußerst günstig gewählt, da wir direkt in der Mitte, statt am Ende der doch schon annehmbar langen Schlange aus Metallern ankamen. Abgekürzt: Der Schritt vom Metall-Konvoi bis auf den in der prallen Sonne liegenden Presse-Zeltplatz ging recht schnell von Statten, was man von der Wahl des Lageplatzes weniger sagen kann. Denn so ist der Deutsche, wenn er die Qual der Wahl hat und geschätzte 89% des Campingplatzes zur freien Verfügung stehen, kann er sich nicht wirklich schnell entscheiden, denn die Wahl des Nachbars ist keine unwichtige. Wieso bei uns alles gut ging, sollt ihr noch später lesen.

Wie dem auch sei, der Donnerstag-Abend stand an. Die Zelte waren aufgebaut und das Bier noch kalt, das Gelände leer und die Geldbörse noch voll. Was so ein Donnerstag-Abend alles mit sich bringt ist wohl den meisten sehr bewusst. Es war in der Tat ein harter Abend, aber auch ein fröhlicher. Die Nachbarn erwiesen sich als durchweg freundlich und der Kater sonnte sich dann am Freitag im Klappstuhl die Plautze.

Freitag:

Die nicht nur gefühlten 39°C ließen einen dann auch nicht wirklich länger als bis 7.30 Uhr schlafen, was dem eigentlich anstehenden Ausnüchtern dezent im Wege stand. Um jedoch etwas Frische in den Körper zu bringen blieben einen zwei Möglichkeiten: Die Duschen und Toiletten, welche hier wirklich lobenswert in Erwähnung treten müssen oder der benachbarte See, Teich, Tümpel, welcher auch schon am Vormittag des ersten Tages derartig voll mit Pisse war, dass man sich fragte, ob man gerade in der Jauche-Grube oder dem Festival-Klärbecken schwimmen ist. Erfrischend war es jedenfalls nicht, denn der Gedanke zu jeder Minute einen kleinen Kot-Fisch am Bein kleben zu haben, schwamm unaufhörlich mit. Doch auch vor dem großen Badespaß stand ein Erlebnis der besonderen, oder besser gesagt, der thermischen Art an. Hitze und Kälte gaben sich das Händchen, um einen kleinen Wirbelsturm zu kreieren, der kurzer Hand über das Festivalgelände fegte und geschätzte zehn Pavillons mit sich in den Tod riss. Eine imposante Müll-Hose verblieb noch einige Zeit im Himmel und ließ überaus perplexe Metaller neben ihren zermürbten Zelten zurück.

Aber all das konnte keinen Trübsal stiften, denn gegen 14.30 Uhr stand mit The Faceless die erste Kapelle des With Full Force an.

The Faceless
The Faceless




Die Kalifornischen Technik-Deather The Faceless hatten die Ehre, das Festival der Liebe zu eröffnen und machten indes auch eine sehr gute Figur. Mir bisher leider unbekannt, konnten sie doch ein freudiges Lächeln auf die Fratze schneidern. Sänger Derek Rydquist zeigte sich ebenfalls begeistert und brüllte dem Tag einige Köstlichkeiten der aktuellen „Planetary Duality“ entgegen.

Bloodwork
Bloodwork



Nach diesem doch sehr angenehmen Anfang hatten die Paderborner Bloodwork ihre Zeit bekommen und erwiesen sich als ausgefuchste Animateure. Schon die Bekleidung des sympathischen Frontmannes war visuell beglückend; schwarze Hose, blaue Schuhe, schwarzes Hemd und Deutschland-Binde. Da kann man ja nur feiern. Und genau dazu rief er die Meute vor der Bühne auch vehement auf. Man kann es beinahe so sagen, die Musik untermalte eher die physischen Aufforderungen des Sängers, als dass diese den Effekt des unterhaltenden Beiwerks hatten. Was jedoch gespielt wurde, war als Potpourri aus ältesten und aktuellsten Liedern wie „Demonic“ oder „Deadline“ zu betrachten. Die 2007er EP wurde dabei ebenso beachtet wie das 2009er „The Final End Principle“, was jedoch aufgrund der vielen Neubearbeitungen der Demo-Songs auch keine Kunst ist. Was bleibt festzuhalten: Der Auftritt war gut, die Masse schien der Musik nicht abgeneigt, nur die Aufforderung zur Massen-Pirouette ging sichtlich nach hinten los und wie viele Leute der Verabredung zum Fussball-Schauen nachkamen, ist auch nur schwerlich zu prüfen.

Job For A Cowboy
Job For A Cowboy



Was man jedoch prüfen kann ist die Tatsache, dass die danach fälligen Job For A Cowboy ordentlich in die Fresse hauen konnten. Sei es Zufall oder nicht, meine vorherigen Bitten dahingehend, dass man am Besten nur Material der 2005er „Doom“ EP spiele, wurden erhört. Natürlich nicht gänzlich, aber dennoch in beträchtlichem Maße. So erklungen „Knee Deep“, „Entombment Of A Machine“ und „The Rising Tide“ neben neuen Stücken der „Ruination“, wie „Unfurling A Darkened Gospel“ oder der Titeltrack „Ruination“. John Davy und seine verrückten Piraten ballerten alles in Schutt und Asche und bekamen auch einen herrlich klaren, druckvollen und brutalen Sound verpasst. Dieser Gig konnte definitiv als gelungen verbucht werden. Die Massen pitteten sich die Seele aus dem Leib und Mr. Davy zergrowlte seine Lungen in einer konsequenten und höchst professionellen Art. Bei derart viel Deathcore und Deathgrind war nur wenig Platz für große Ausführungen verbaler Natur, doch schien dies auch gänzlich unnötig, denn die sauberen Live-Qualitäten der Kuhjungen sprechen für sich.

Arkangel
Arkangel



Und da ward es Zelt-Zeit, denn die Chocolatiers aus Brüssel reisten an, um ihre Hardcore-Pralinen unter das Volk zu bringen. Ansonsten ja dem Hardcore-Gefilde eher abgeneigt, überzeugen mich die belgischen Arkangel immer wieder mit ihrem gelungenen Mix aus urtümlichem Hardcore und rauhem Thrash Metal; so auch dieses Mal. Druckvoll ging es zu und auch an Brutalität wurde nicht gespart. Neben dem obligatorischen „This Is How We See The World“, wurden auch noch einige Songs der 2008er „Is Your Enemy“ dargeboten. Durchweg ansprechend und qualitativ hochwertig waren sie, die Erzengel, deren Drummer Dave Grohl derart gleicht, dass es eine Wonne ist ihm bei seiner Trommeltätigkeit zuzusehen.

Fear Factory
Fear Factory



Nun kam ich wahrlich das erste Mal dazu, die Herren von Fear Factory live zu begutachten und das kunstvolle Gitarrenspiel eines Dino Cazares zu bewundern. Dass mich jedoch eine derart technisch brutale Dampfwalze erwartet, wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Neben den irrwitzigsten Rhythmuswechseln, für welche man dem Schlagzeuger nur Hochachtung zollen kann und einer vor Aggression nur so strotzenden Stimmung, schafften sie es auch irgendwie noch Melodie in das Spektakel zu pappen. Ein Wort genügt: Wahnsinn. An Stücken wurde unter Anderem „Powershifter“, Mechanize“ und „Designing The Enemy“ von der aktuellen Platte geboten. Ein Heidenspaß war das, ohne Abstriche.

Full Force mit Herr Netzer!
Full Force mit Herr Netzer!


Wo man jedoch Abstriche machen musste, das ist leider das Bier auf dem Gelände gewesen. Abgesehen von dem recht hohen Preis, welchen man ja nun schon so langsam akzeptiert hat, schmeckte es auch nahezu widerlich. Was wohl weniger am Lieferanten „ Braustolz“, als an den Metalcore-typisch verzierten Trinkbechern lag, welche dem holden Gerstensaft eine derart penetrante Plastik-Note verpassten, dass er fast ungenießbar daher kam. Schade, aber leider auch nur schwer zu ändern. Was allerdings sehr schön funktionierte, war die riesige Leinwand, auf der den ganzen Tag Fußball lief. Die Besucher nahmen dieses Service auch gern in Anspruch und selbst Herr Netzer wagte einen Blick zum WFF!

Killswitch Engage
Killswitch Engage


Da war er nun also, der erste Headliner des Festivals. Und kein Anderer als der bewährte Metalcore -Trumpf Killswitch Engage dufte dieser Aufgabe nachgehen, was auch mit Bravour gemeistert wurde. Wenn einem die Musik auch nicht zwingend gefallen muss, welche Howard Jones und Co. fabrizieren, so kann man ihnen ein hohes Maß an Spielfertigkeit jedoch nicht absprechen. Killswitch Engage sind und bleiben ein Garant für qualitativ hochwertige Auftritte und da war dieser auch keine Ausnahme. Die Herren zeigten sich allesamt sehr motiviert und stark darum bemüht, ordentlich Hörerkontakt aufzubauen. Mit der Aussage, dass Deutschland das „best beer in the world“ macht - sofern man es nicht gerade aus WFF-Platikbomben trinkt- vereinte er auch die Herzen der Männer auf seiner Seite und konnte erfolgreich den Befehl zum obligatorischen Circle-Pit geben. Dazu gab es dann „Starting Over“, „This Is Absolution“, „Reckoning“ und „Never Again“ neben vielen weiteren Hits ihrer Karriere zu hören. Saubere Sache, keine Beschwerden.


Doch vorbei war hier noch lange nichts, denn der Headliner des Freitags ist im Grunde nur der Index für alle Death- und Black Metaller, dass es nun Zeit ist, das Zelt zu betreten, um sich mit sechs weiteren illustren Gruppen zu vergnügen. Lange sollte es gehen und die Nacht wandelte sich wieder zum Tag, bevor mit Keep Of Kalessin die erste Runde des WFF XVII vorüber ging. Doch wollen wir nicht vom Ende reden, wenn zu Beginn doch Nile auf dem Plan standen, welche schon mit einer amüsanten Aufbau-Phase inklusive Soundcheck zu überzeugen wussten.

Nile
Nile



Und oh wie ward es schön, Karl Sanders ohne Haare aber mit enormer Spielwut auf dieser kleinen Bühne toben zu sehen. Die musikalischen Wahl-Ägypter prügelten sich in unnachahmlicher Spielweise durch ihr aktuelles Album „Those Whom The Gods Detest“ und ließen dabei keinen Kopf ungeschüttelt. Sympathisch fegten sie ein Soli nach dem Anderen auf das Parkett und der Drummer bewies einmal mehr, dass er es verdient hat, in dieser Gruppierung die Toms zu vergewaltigen. Von der schieren Kraft die von der Bühne ausging gelähmt, vergaß meine Hand die Titel aufzuzeichen, welche dem Gehör zur Verfügung standen, doch sei es drum! Es gibt keine schlechten Nile-Songs und man freut sich über jedes Riff, dass die Brutal Technical Death Metaller einem kredenzen. Hut ab!

Unleashed
Unleashed



Unleashed: Was soll man denn dazu noch sagen? Wenn der schwedische Death-Teddy Hedlund am Mikrofon steht, kann man sich eigentlich nur freuen. Sympathisch wie stets schmetterten die Schweden einen Klassiker nach dem Anderen in die tobende Menge, drifteten derweil auch mal ins aktuelle „As Yggdrasil Trembles“ ab und vervollständigten der gelungenen Auftritt mit „This Is Our World Now“. Johnny war strahle-glücklich und stand damit auch nicht alleine da.

Darkened Nocturn Slaughtercult
Darkened Nocturn Slaughtercult



Weibisches Gekeife an Blast-Gemüse mit einer Portion dunkler Sauce. Darkened Nocturn Slaughtercult erklommen die Bühne und das Licht ging aus. Stumpfer Black Metal, welcher sich gradlinig in die Gehirnwindung frisst und erstickende Leere zurücklässt. In etwa die Stimmung, welche man erwartet, wenn man auf ein Gorgoroth-Konzert geht. Sehr ordentliches Schwarzmetall liefern die Damen und Herren und das neue Werk „Saldorian Spell“ kann man eigentlich auch nur jedem ans Herz legen, wenngleich hier Live mehr geboten wird, als auf Platte!

Marduk
Marduk



Die schiere Schwärze, welche von Darkened Nocturn Slaughtercult ausging war erfrischend und ein netter Kontrast zu dem vielen Todesmetall des Abends, doch nun stand eine Truppe an, bei deren Riffs einem auch am hell-lichten Tage die Haare zu Berge stehen. Ja, die schwedische Panzerdivision Marduk rollte heran. Viel kann man den Aufzeichnungen, welche mit schwacher und motorisch scheinbar hilfloser Hand geschrieben wurde, nicht entnehmen, aber was bleibt es neben der Bemerkung: „Geiler Sound, geile Band, geiler Auftritt.“, auch noch groß zu sagen. Es war großartig, etwas puristisch auf Seiten der Bühne, aber umso brachialer auf der Ebene des Klanges. Mortuus und Co. zelebrierten sich standesgemäß und hatten auch jedwedes Recht dazu. Was man hören durfte war unter vielen Weiteren: „The Hangman Of Prague“, „Wolves“ „Panzerdivision Marduk“, „Phosperous Redeemer“ und „The Black“. Es gefiel, die Firma dankt.

Lay Down Rotten
Lay Down Rotten



Deutscher Death Metal mit Hand und Fuß und vor allem ordentlich Faust! Diese schmetterte ungebremst in die Mäuler der gaffenden Menge und ließ die Zähne flattern. Lay Down Rotten prügelten ihre Todeskunst durch das Zelt und bewiesen einmal mehr, dass sie aus der Szene nicht mehr wegzudenken sind. Mit „Heartwork“ von Carcass lieferten sie definitiv ein Highlight dieses Abends; sehr genial und auch penibel genau umgesetzt. Meine Hochachtung.

Jesus zum Sonnenaufgang
Jesus zum Sonnenaufgang




Nachdem selbst Jesus zu Bett ging, weil Lay Down Rotten ihm dann doch zu heftig waren, betraten gegen 4.30Uhr die Norweger Keep Of Kalessin die Bühne.

Keep Of Kalessin
Keep Of Kalessin

Psychisch und vor allem physisch geschwächt ging es in die letzte Schlacht. Einen etwas ruhigeren aber mehr als hörenswerten Abgesang lieferten hierfür die Norweger, welche irgendwo zwischen Melodic Black Metal und Post-Rock Stoner liegen. Dabei wurde viel von der aktuellen Scheibe „Reptilian“ gespielt, wozu auch „The Awakening“ gehört und natürlich dufte auch „The Dragentower“ nicht fehlen, welcher als Rausschmeißer fungierte und die restlichen Metaller mit gutem Gewissen ins Bett schickte.

Und dieses war auch bitter-nötig, denn nebst den motorischen Fähigkeiten ließen auch so langsam aber sicher die kognitiven Fertigkeiten nach und der Geist schaltete abrupt ab und verfiel in Tiefschlaf.

Samstag:

Sehr lange währte dieser Zustand jedoch nicht an, denn in einem Dampfgarer schläft es sich nur bedingt gut. Das Innere meines Zeltes kochte und so suchte man sich wieder verzweifelt eine Stelle auf dem Camping-Platz, die etwas Schatten spendete. Ein großer Dank geht hier nochmal an unsere Nachbarn, welche uns freundlichster Weise einen Sitzplatz unter ihrem Pavillon anboten, was uns neben genug Schatten auch einige durchaus lustige Stunden mit Jost Kleinert von Lay Down Rotten bescherte. Dieser bewies uns eindrucksvoll, wie man trotz tropischen Temperaturen innerhalb kürzester Zeit eine Flasche Wodka verschwinden lässt, und denkt nicht, er hätte auch nur einen Tropfen davon neben seinen Mund geschüttet! Nichtsdestotrotz eine unheimlich nette Bekanntschaft, was man auch für den Rest der Band aussprechen muss. Freundlich, friedlich und gesprächig, wie Metaller eben so sind.

Den Gang in die Jauche-Grube ersparten wir uns ab sofort und verbrachten mehr Zeit in dem erschlichenen Nachbars-Schatten, in welchem die Zeit auch recht schnell verging. Sehr schnell sogar, denn sogleich standen Elsterglanz an, welche wir diesmal ausgelassen haben. Nachdem ich sie im vergangenen Jahr schon gesehen hatte, war mir der Show-Aufbau und die unglaubliche Live-Fähigkeit der beiden Herren nicht Anreiz genug, um meinen faulen Körper weg von Schatten und Ruhe, inmitten brüllender, sonnen-getränkter Massen zu schleppen, also fielen sie schlichtweg aus. Auch bei Born From Pain stand es nicht groß anders, was weniger an einem vorausgegangenem Konzerterlebnis, als viel mehr an gänzlichem Desinteresse lag. Nun ja, ein langer erholsamer Vor- und Nachmittag ist auch etwas Feines und so erhoben wir uns erst für die Doom Metaller Grand Magus aus der Bequemlichkeit des Zeltplatzes.

Grand Magus
Grand Magus



Aber die Zeit, welche Grand Magus zugeschrieben bekamen war unklug gewählt. Wie wohl auch den meisten Anderen bewusst, spielte an diesem Tage Deutschland gegen Argentinien. Ein paar vereinzelte Menschen konnte man vor der Bühne ausfindig machen, aber auch das Gros der Fotografen war nach den ersten drei Songs verschwunden. Was soll man machen. Grand Magus waren sehr gut und präsentierten mit Bravour ihr neues Album „Hammer Of The North“, von welchem auch einige Stücke in die leider sporadisch besuchte Show einflossen. Einmal Privat-Audienz bitte!

Fussball mit Herrn Kleinert (Lay Down Rotten)
Fussball mit Herrn Kleinert (Lay Down Rotten)



Aber was im V.I.P-Zelt abging, war kaum zu fassen. Gemeinsam mit Lay Down Rottens Jost feierten wir das unglaubliche 4:0 das unsere Mannschaft an diesem Tage herbeizauberte. Ein geniales Spiel muss man sagen, bei dem neben Bier auch einige Tränen flossen!

Exodus
Exodus



Und auch die Thrash-Meister Exodus freuten sich für uns, denn Sänger Rob Dukes posierte ächzend in unseren Landesfarben und gratulierte höflich. Aber auch Exodus hatten etwas zu feiern, denn ihr aktuelles Album „Exhibit B: The Human Condition“ lief glänzend an und wurde auch bei diesem Gig würdig vorgestellt. Ein durchaus gelungener Auftritt, keine Beschwerden!

Ektomorf
Ektomorf


Kurz schnupperte man dann nochmal bei den Soulfly-Klonen Ektomorf vorbei, welche zwar musikalisch ganz ansprechend und auch mit der Zeit immer eigenständiger geworden sind, mich aber im Innersten noch nie so wirklich vom Hocker reißen konnten. Die Show war definitiv gut und auch vom Sound konnte man den Ungarn nichts schlechtes nachsagen, doch reichten die ersten drei Songs auch aus, um eine Bestätigung der dezenten Vorurteile zu erhaschen, die einem so im Kopf umher geistern.

Cannibal Corpse
Cannibal Corpse


Ach ja, da waren sie. Cannibal Corpse. Ich bin so derart zwiegespalten bei dieser Truppe, dass es mich fast zerreißt. Auf einer Seite sind diese Jungs zwar ausgesprochen sympathisch und haben auch einiges geleistet, was dem Death Metal zugute kam, aber auf Dauer wird es mir bei CC doch arg langweilig. Trotz der beeindruckenden Brutalität und der brachialen Kraft, welche George Fischer und Co. frei lassen, werden die Genick-zerberstenden Salven mitunter zu monoton und zähflüssig. Und nicht das großartige Doom-Zahflüssig, sondern vielmehr das träge, redundante Zähflüssig eines Loops. Dennoch erhielten die Herren viel positive Resonanz und zeigten auch selbst Begeisterung für ihren Auftritt, wenngleich die höllischen Temperaturen nicht nur mir zugesetzt hatten.

Heaven Shall Burn
Heaven Shall Burn



Dann ward es Zeit für eine Portion deftigen Metalcore der Thüringer Rothemden Heaven Shall Burn. Die Jungens haben sich wahrlich gemacht. Traten sie vor einigen Jahren noch in kleinen Kleinst-Clubs in Cottbus und Görlitz auf, so schmettern sie heute ein deftiges Brett über die großen Bühnen des Landes und der weiten Welt. Ich muss zugeben, dass ich mich auf HSB wirklich gefreut habe und sie auch definitiv begeistern konnten. Der Sound war spitze, die Stimmung kochte und das „common-design“ der Band wirkte durchaus effektvoll. Auch in der Menge ging es heiß her und Herr Bischoff schürte die Mosh-Pits, bis er den definitiv größten Circle-Pit der WFF-Geschichte, wenn nicht der ganzen Welt anzetteln konnte. Einmal von der Mainstage, um den Soundturm herum und wieder an der Bühne vorbei. Wahnsinn. Aber Worte sagen in diesem Fall mal weniger, als schlichte Bilder. Deshalb:

(Link)

Zum Laufen gab es dann „Behind A Wall Of Silence“ zu hören und ansonsten erklangen unter Anderem: „Voice Of The Voiceless“, „The Weapons They Fear“, „The Final Resistance“ und vielerlei Gemischtes aus „Iconoclast I“ und „Iconoclast II“. Sehr genialer Auftritt muss man sagen.

Venom
Venom



Ach herrje, was macht denn der alte Mann dort auf der Bühne? „Security!!! Holt den mal runter!“ „...Ach, ehrlich?“ „Ja, das ist der Sänger von Venom“. Der etwas in die Jahre gekommene Brite erwies sich dennoch als stimmkräftig und gut gelaunt. Nach einem abschätzigen Kommentar zu seinen ausgeschiedenen Bandkollegen legte das Trio dann mit „Black Metal“ einen Klassiker nach dem Anderen auf's Parkett und bewies, dass sie nach 31 Jahren immer noch deftigen Black Thrash fabrizieren oder gewisser Maßen reproduzieren können. Lustig war es und in der Tat etwas nostalgisch, was dort auf der Bühne passierte. Keine Sache, die man jeden Tag braucht, aber gut es mal gesehen zu haben!

The Bones
The Bones



Von meinen Kollegen getrieben ging es dann nochmal in das Zelt, um einen Blick auf The Bones zu werfen. Wahrlich keine schlechte Entscheidung, denn hier gab es erfrischenden Southern Rock 'n' Roll auf die Ohren, der mit viel Stil und Show auf die Bühne gebracht wurde. Elvis hätte seine wahre Freude gehabt und als kurze Zwischenmahlzeit auditiver Art war es genau das Richtige.

Ja, und da war er der berüchtigte Samstag-Abend mit Mambo Kurt im Presse-Zelt. Was soll man sagen. Der Heimorgel-König ist kein Unbekannter und seine Auftritte beinahe legendär. Und auch wenn Hits wie Slayers „Reign In Blood“, „Killing In The Name“, „Dancing Queen“, „Ohne Dich“, „Sing Hallelujah“ und viele weitere Großartigkeiten durch das Zelt schallten, konnte ich nur peripher animiert werden. Ganz im Gegenteil zum restlichen Zelt, welches wie wahnsinnig tobte und jeden, aber wirklich jeden Song fast perfekt mitzusingen wusste. Besonders spaßig wurde es dann, als Dr. Kurt seinen alten C64 ans Tages- oder besser Nachtlicht beförderte und einige Hip-Hip Loops zum Besten gab. Auch bei Deichkinds „Remmidemmi“ ging das geneigte Party-Volk deftig ab. Ich meines Zeichens verabschiedete mich bald in die Nachtruhe, denn der Tag hatte mich schon genug geschunden.

Sonntag

Ja, der Sonntag-Morgen war doch recht angenehm, denn ich konnte durch meinen Verzicht auf Gwar genügend Schlaf nachholen, um frisch und lebendig in den letzten Tag des Festivals zu starten. Da man nun schon am vergangenen Abend im Zelt die Heimorgel begutachten konnten, durfte Mambo Kurt heute getrost ausfallen, denn neue Songs konnte man binnen 5 Stunden nicht erwarten.

Daath
Daath



Was man sich jedoch nicht entgehen ließ, waren die Death Metaller Daath, welche ihren groovigen Death-Grind Mix auf die Meute hetzten. Das Set, welches die Herren anboten, war äußerst treibend und druckvoll gestaltet. Viele Blast-Beat-Attacken und eine Menge Double Bass feuerten aus den riesigen Monitor-Boxen, umschmeichelt von Herrn Zatorskys irrwitziger Stimme. Auch sein Blick verharrte im Wahnsinn und das Publikum nahm es freudig entgegen. Durchaus überzeugend, was Daath dort ablieferten. Damit kann man sich definitiv mehr beschäftigen.


Zugegeben, kleine Pausen erhalten die Gesundheit und Postmortem fielen einer solchen zum Opfer. Da man es schlicht nicht aushalten konnte, stundenlang in der prallen Sonne zu verglühen, musste immer wieder mal ein Abstecher zum rettenden Pavillon unternommen werden. Das Wetter war definitiv auf der Seite des Veranstalters, nur die Temperaturen waren mehr einer Wüste gleich, als dem, was man von Mitteleuropa so gewöhnt ist.

Mustasch
Mustasch



Doch zu Mustasch war man wieder fit und auch begierig, denn was die Schweden basteln ist eine feine Kombination aus Rock 'n' Roll und Heavy Metal! Schon zu Beginn der Show stellte Frontmann Ralf Gyllenhammar klar: “Ich bin Schwede, aber spreche Deutsch!“ Was er auch während des gesamten Gigs auslebte, indem er Zwischenrufe wie „Alles klar, alles gut?“ oder „Prost, Ihr Säcke..“ durch die Boxen schallen ließ. Die Musik zeigte sich sehr groovig und angenehm, hatte aber auch ihre netten Soli parat, wie beispielsweise in „Bring Me Everyone“. Des Weiteren erklang auch die 2009er Single „Mine“ und viele Stücke der aktuellen Platte „Mustasch“, welche dem Publikum recht bekannt schien, da einige Parts fröhlich mitgetrellert wurden. Abgesehen davon zeigte sich die Menge etwas schwach, was angesichts der vorangegangenen Tage und der durchgängigen Hitze nicht verwunderlich ist. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass Mustasch ihre Sache sehr gut gemacht hatten und einen bleibenden Eindruck hinterließen!



Sodom
Sodom


Ja...Sodom. Was war da eigentlich? Ich weiß es nicht mehr. Aber ein Bild gibt es:


Dark Tranquillity
Dark Tranquillity


Die sympathischen Herren von Dark Tranquillity sind eigentlich immer nett anzuschauen und so auch dieses Mal. Sänger Mikael Stanne flitzte wie immer quer über die Bühne und ließ neben Gesang auch einige deutsche Sprachfetzen durchscheinen. Doch seine Bewegungsfreudigkeit wurde ihm letztlich zum Verhängnis, da er sich in einem Kabel verhing und wie ein Stein zu Boden ging. Passiert ist nichts und Herr Stanne stand lachend wieder auf und fegte weiter über die Bretter. Auch über etwaige Bühnenerweiterungen konnte sich das Publikum freuen. Gespielt wurde viel von der aktuelle Platte, darunter auch „We Are The Void“, was auch definitiv gut angenommen wurde. Dark Tranquillity sind schlichtweg Vollblut-Profis, da geht nichts schief.

NOFX
NOFX


Nun ergab sich eine kleine Pause von dem harten Metal-Alltag des WFF, denn die Reggae-Punk-Rocker NOFX gaben sich die Ehre. Schon am Kleidungsstil konnte man sehen, dass es hier weitaus ruhiger und vor Allem bunt zugehen wird. Die Herren hatten alle ihren Cocktail so am Mikrofon-Ständer platziert, dass sie gemütlich beim Spielen trinken konnten und mit dem ersten Ton der Amerikaner kehrte tiefste Entspannung vor der Bühne ein und die ganze Band war perplex, als sie den Opener fehlerfrei auf die Bühne brachten. Zum Auftakt des dritten Stückes regte Sänger Mike Burkett die Meute an, sich nun alles reinzupfeifen, was sie an Drogen bei sich trugen und setzte gemütlich zum Singen an. Spaß machten sie und entspannend war es. Ein gutes Intermezzo, bis es mit Slayer nochmal richtig Fahrt aufnehmen sollte.

Slayer
Slayer



Uhhhhhh yeah! Mit Slayer muss man ja immer etwas Glück haben, denn sofern Mr. King und Mr. Araya keine Lust haben, ist ein Slayer-Konzert nicht wirklich zu genießen. Wir hatten jedoch Glück, denn sie schienen Freude an dem zu haben, was sie auf der Bühne zu tun hatten. Wenngleich nicht all zu viel gesprochen wurde, so wurde doch umso mehr gespielt, was im Endeffekt auch gut war. Das absolute Highlight war ein circa zehn-minütiges Medley aus „Reign In Blood“ und „Angel Of Death“, welches zwischendurch auch noch durch stimmungsvolles Gewitter untermalt wurde. Perfekt. Man kann es nicht anders sagen. Herr Lombardo prügelte wie ein Vieh und der Curry-König zerschliss seine Fingerkuppen auf seine Stahlsaiten. Eine sehr feine Sache; wieder eine Metal-Ikone abgehakt!

The Devil's Blood
The Devil's Blood



Da war er, der letzte Auftritt für mich. Danach ging es dann ins Auto und ab ins Bett. The Devil's Blood wollte man dann aber auch keinesfalls verpassen. Diese etwas schräge Truppe aus den Niederlanden, welche sich dem Satanismus, aber nicht dem Black Metal verschrieben hat, dennoch mit Tierblut übergossen die Bühne betritt und Gaahl gleich kein einziges Wort äußert, außer denen, welche in den Songs vorkommen und vor Spiritualität nur so strotzen sind ein Garant für außerordentliches Vergnügen. Sängerin Farida Lemouchi, die auch „The Mouth“ genannt wird verbringt den Auftritt regungslos an der Spitze der Bühne und verbreitet in zauberhafter Manier die Worte, die ihrem Bruder Serim Lemouchi geisterhaft zu Kopfe kommen. Ja. Alles sehr verwirrend, was das Konzept angeht. Aber musikalisch einfach einzigartig. Immer wieder ein Erlebnis, dass man sich nicht entgehen lassen sollte.

Fazit

Heiß war es, dieses 17. With Full Force Festival und auch musikalisch bot es vielerlei Köstlichkeiten. Wenngleich der Hard- und Metalcore-Anteil sukzessive wächst, ein Vergnügen ist es eigentlich immer auf dem Full Force zu sein. Die Organisation stimmt, die Veranstalter haben ihren Laden definitiv im Griff und wer der Security mit dem nötigen Respekt begegnet, kann auch dort viele nette Menschen treffen. Einen wirklichen Kritikpunkt gibt es eigentlich kaum, abgesehen von den etwas gewöhnungsbedürftigen Bier-Bechern und den horrenden Preisen dafür. Es hatte viele Highlights und kleine Besonderheiten, wie The Devil's Blood oder Job For A Cowboy und eigentlich war für Jeden etwas dabei. Wir werden definitiv wiederkommen und dankend warten, in der Hoffnung das mein nächstjähriges Souvenir kein halbtätiger Hörverlust und eine einwöchige Heiserkeit ist. Bis 2011 WFF. Wir freuen uns!