Sie haben es geschafft, Watain, die Franzosen des Schwedischen Black Metals, haben den nächsten Schritt hin zum schwarzmetallischen Mainstream besiegelt. Aber nur unter der Prämisse, kein Mainstream zu sein. Deswegen hat man sich als Gewinner des Schwedischen Grammy Awards auch für eines der größten Metal-Labels weltweit entschieden: Century Media Records.
Persönlich habe ich nichts gegen Century, aber Watain machen sich im Grunde lächerlich. An sich schon rein von der Art ihrer Inszenierung her und nun noch zusätzlich, da sie ihr kindisches Anti-Mainstream, Anti-Menschheits-Gebrüll von der exponierten Lage eines der erfolgreichsten (also stark massen-konformen) Metal-Unternehmens in Angriff nehmen. Klar, den Feind bekämpft man am besten, indem man ihn unterjocht, aber dann hätte man auch mit schallendem Lachen die Grammy-Auszeichnung ablehnen müssen. Hat man nicht:

Nun also mehr Mainstream und viel Freude bei den kleinen Teufeln in den großen Medien:
„Wir schreiben dies von einem magischen Ort absoluter Ödnis und wüstenartiger Weite, wo derzeit wundersame Dinge ihren Lauf nehmen. Dinge, die unsere und eure Welt für viele Jahre in den seltsamsten Farbnuancen neu gestalten werden. Wir eröffnen ein neues Kapitel in der Geschichte von Watain mit dem Willen und dem Selbstvertrauen, es zu einem der abwechslungsreichsten und erinnerungswürdigsten bisher zu machen. Und mit dem, was in unseren Köpfen gerade so herumspukt, wird dies auch wohl wahr werden. Just wait and see, f***ers! Loud and terrible shall the trumpets of Devils sound…"
Watain
Natürlich ist die ganze Angelegenheit für Century Media von großer Bedeutung, denn man bekommt hier eine sehr potente Band, welche die kleinen Kiddies mit dem vielen Geld ihrer Eltern zieht. So heißt es vom europäischen Management:
„Century Media freuen sich tierisch auf die Arbeit mit Watain. Diese Band hat einfach alles: Charisma, den Willen, die Welt zu erobern und eine Authentizität, die man heute nur noch selten findet. Kombiniert mit ihrer Kreativität und musikalischen Durchschlagskraft werden sie es einfach an die Spitze schaffen. Sie sind ein Schlag ins Gesicht jedes Metal-Kleinbürgers und wir sind bereit, für sie zu töten!“
Antje Lange, General Manager Century Media Europe
Man müsste in Tränen ausbrechen, wenn man bei Watain von Authentizität spricht. Bei einer Band, die ein genretypisches Image mit einer zeitgenössisch populären Esoterik kreuzt und diese mit einer überladenen Inszenierung auslebt. Inwiefern kann ein kostümiertes Band-Image authentisch sein? Hypocrisy sind vielleicht authentisch, wenn Peter Tägtgren mit einem Baseball-Shirt auf der Bühne steht und "Roswell '47" spielt. Aber das ist nicht der Punkt für Century, denn auch in Amerika wird man von der liquiden Fan-Basis der Schweden profitieren:
„Ich bin sehr stolz, Watain in der Century Media Familie begrüßen zu dürfen und gespannt, was uns demnächst erwartet. Es gibt heutzutage nur noch wenige Bands, die mich an meine Anfangstage als Metal-Teenager erinnern und mir dieses Gefühl von extremer Freiheit und wahrhaft Bösem vermitteln wie Slayer, Venom und Mercyful Fate es einst taten. Watain sind eine dieser Bands und ich freue mich darauf, Teil ihrer weiteren Karriere zu sein und die Zukunft aller Metalheads nachhaltig mitzugestalten.“
Don Robertson, President Century Media USA.
Und somit den besten Witz zum Schluss. Denn ein Label, das absolut gemein-verträglichen Metal verkauft, freut sich wie ein Kleinkind, weil sie denken, ein böses Underground-Monster gefunden zu haben, dass das wahre Böse darstellt. Quasi Metal-Kleinbürger, welche sich nun über ihre Konsumenten stellen, da sie das Böse im Schlepptau haben? Leider habt ihr wieder nur eine weitere Band im Kanon, die irgendwie alle ansprechen kann, weil sie sich mit plakativem Zeitgeist schmückt.
Herzlichen Glückwunsch!