Während sich Baroness auf ihren beiden EPs (bezeichnenderweise "First" und "Second" betitelt) noch arg im Fahrwasser von Mastodon bewegten, zeigen sie auf ihrem ersten Langspieler "Red Album", wie man sich von solchen Genre-Größen emanzipieren und distanzieren kann. Die Musik der US-Amerikaner hat an bedrückender Schwere verloren, und unnötige Härte und Rohheit sind an genau den richtigen Stellen verschwunden. Die Songs weisen vermehrt Rockelemente auf, und die progressiveren, ruhigeren Parts wurden ausgebaut.
Stellvertretend für die neu gewonnene Eigenständigkeit von Baroness darf "Wanderlust" gelten, eine anfangs verspielte, dann treibende und zum Schluß zum Träumen einladende musikalische Wanderung, die dem Hörer alle klanglichen Facetten der Band näher bringt. Freilich wirkt das Songmaterial nie so dicht wie beispielsweise bei den oben erwähnten Mastodon, gewinnt aber gerade durch den spartanischen Einsatz der Instrumentierung an Klasse. Wo andere Gruppen durch überladenes Arrangement und zu viele Tonspuren über unsauberes Spiel oder mangelndes Songwriting hinwegtäuschen wollen, wagen die vier Jungs aus Georgia einen dezenteren Einsatz ihrer Instrumente. Die sind dafür aber genial in Szene gesetzt und klingen unglaublich authentisch und überzeugend.
Ebenfalls ein Genuss ist "Rays On Pinion", dass sich langsam aber stetig aufbaut und bei dem Baroness ihre Fähigkeiten in Sachen Laut-leise-Dynamik unter Beweis stellen können, wobei sie in einem Moment einfach nur rocken, dann aber wieder die Kurve zu seichteren Klängen einschlagen. Die Melodien beweisen hohen Wiedererkennungswert, jeder Song steht für sich und der Gesang passt sich hervorragend in die Musik ein.
Eine Besonderheit des Albums dürften die vier Instrumentalstücke "Cockroach En Fleur", "Aleph", "Teeth Of A Cogwheel" und der wuchtige Raußschmeißer "Grad" sein. Man vermisst den Gesang John Dyer Baizleys in keiner Sekunde, da die Songs auf "Red Album" als Gesamtkunstwerke zu betrachten sind und sowohl mit als auch ohne Vocals jederzeit glänzen können.
Der tolle Höreindruck der Scheibe wird zu guter Letzt durch das gelungene Cover Artwork abgerundet, für das sich ebenfalls John Dyer Baizley verantwortlich zeichnet. Er entwarf unter anderem T-Shirts und Album Covers für Kylesa, Pig Destroyer, Darkest Hour und The Famine.
Für alle, die auch der nicht ganz so harten Gangart etwas abgewinnen können, sind Baroness ein heißer Tipp!