Wenn einer dafür bekannt ist, äußerst kreativ, vielseitig und vor allem -beschäftigt zu sein, dann wohl Devin Townsend. Der Kanadier hat seine eigene Band, die Devin Townsend Band, spielt außerdem bei Strapping Young Lad, produzierte kürzlich das Album "Dichotomy" der US-Amerikaner Becoming The Archetype und gründete nun das Devin Townsend Project, bei dem er in allen Belangen die Eigenregie führt - neuerdings ohne Drogen, wie er betont.

Aber ohne einen bestimmten Grundstoff kommt kaum ein Musiker aus, egal wie sehr er sich bemüht: KAFFEE! Ein mythisches Getränk, um das sich viele Geschichten spinnen und das zweifelsohne ein wenig beachtetes Dasein fristet. Oder sollte ich sagen: fristete? Denn Devin Townsend schien sich 2007 mit "Ziltoid The Omniscient" das Ziel gesetzt zu haben, genau das zu ändern.

Dieses Album ist nicht nur eine Huldigung an den progressiven Metal, an den Spaß bei der Musik, an Kreativität und Verrücktheit, sondern zu allererst an den Heiligen Gral aller Künstler - den Kaffeepott. Das Verrät bereits ein Blick auf das coole Cover, auf dem Ziltoid, Alien aus der vierten Dimension, mit Kaffeetasse in der Hand zu sehen ist. Dieser kommt laut eigener Aussage aus den Weiten des Universums, um den Kaffee (natürlich schwarz!) der Erdenbewohner zu testen - sein Antriebsmittel für Zeitreisen. Ein absurdes Szenario, das hier seinen Anfang nimmt, denn Ziltoid kommt nicht als Friedensbote, sondern als Aggressor. Dummerweise schmeckt ihm das dargebotene, koffeinhaltige Getränk der Menschen ("their ultimate cup of coffee") nicht und es kommt zum Krieg...

Für wen das alles bereits zu abgefahren klingt, der braucht gar nicht weiterzulesen. Wer hingegen - so wie ich - von der Idee eines außerirdischen Kaffeejunkies auf Beutezug zu faszinieren ist, kann getrost weiterlesen.

Es handelt sich bei "Ziltoid The Omniscient", wie bereits angedeutet, um ein Konzeptalbum. Sicher kann man die Geschichte für sich genommen nicht ernst nehmen, nicht mal mit 3 Liter des stärksten Kaffees der Welt intus. Aber es ist eine überzeugend dargebotene Story, die sich Devin Townsend da ausgedacht hat. Und nicht zuletzt wird sie musikalisch auf höchstem Niveau dargeboten. Gibt es ein Gefecht zwischen den Erdlingen und Ziltoid, wird feinster Death Metal dargeboten, technisch ausgefeilt und raffiniert. Wenn allerdings Captain Spectacular, der Verteidiger der Menschheit, von seinem Sternenfenster aus in den Weltraum schaut und über eine Lösung des Ziltoid-Problems nachsinnt, kommen verträumte Gitarren und cleaner Gesang zum Einsatz. Unbedingt erwähenswert sind zudem die Zwischensequenzen, die vor kurzen, abgefahrenen Dialogen nur so strotzen.

Hier alle Ideen und Facetten des Albums nachzuerzählen, wäre allerdings des Guten zu viel. Erstaunlich ist, wie sehr einen die Atmosphäre des Ganzen gefangen nimmt, wenn man sich darauf einlässt. Man könnte "Ziltoid The Omniscient" als vor Details strotzendes, liebevoll arrangiertes Metal-Musical bezeichnen (selbstironisches Zitat des Planet-Smashers: "by the way, the name's Herman... and I hate musicals!").

Ein abgedrehtes Meisterwerk eines Mannes, der den Tanz auf der Messerklinge zwischen Wahnsinn und Genie wie kaum ein zweiter beherrscht. Für Kaffeeanbeter und vorurteilsfreie Metaller mehr als eine Empfehlung - womöglich eine Offenbarung.

Ziltoid Ataxx!!!

Devin Townsend · Ziltoid The Omniscient · 2007

Redaktion

verfasst von ewonwrath
vom 05.07.2009

10 / 10

Playlist

01 - ZTO
02 - By Your Command
03 - Ziltoida Attaxx!!!
04 - Solar Wings
05 - Hyperdrive
06 - N9
07 - Planet Smasher
08 - Omnidimensional Creator
09 - Color Your World
10 - The Greys
11 - Tall Latte