Meine Damen und Herren, halten Sie sich fest! Ein Tsunami nicht zu beschreibender Größenordnung wälzt sich den Nil hinab. Und er lässt keine Wüste trocken. Wenn du das Ding reiten willst, solltest du als Surfbrett am besten einen Flugzeugträger nehmen. Sonst gehste unter, versprochen!!! Soviel vorweg.
Man könnte es auch kürzer und kühler formulieren, was wirklich schwerfällt. Das würde sich dann so lesen: das beste Nile-Album und einer der fünf besten Death-Metal-Langspieler aller Zeiten. Der Output der Ägyptologen mutet um so gewaltiger an, als der Vorgänger "Ithyphallic" eine ziemliche Enttäuschung war.
Das fing bei den fehlenden "Liner Notes" an, die das Trio seit "Black Seeds Of Vengeance" immer für seine Fans bereitstellte. Diese interessanten Hintergrundinformationen zu Inhalt und Entstehung der einzelnen Songs gibt es auf "Those Whom The Gods Detest" wieder. Und das mit mehr Witz als jemals zuvor. "Hittite Dung Incantation", hinter dem die Idee der Lösung eines Zaubers durch die Kraft von Exkrementen steht, wird kommentiert: "Whoah, if that wasn't some song idea gift straight from the metal gods, then I don't know what is." Auch auf ansonsten identische "Instrumentalversionen" zweier Songs, wie bei "Ithyphallic", wird hier dankenswerterweise verzichtet.
Die Cover- und Bookletgestaltung ist wirklich stilvoll und formschön gehalten. Nicht zu viel Schnickschnack, der über mangelnden musikalischen Inhalt hinwegtäuschen soll. Die Texte selbst befassen sich nun nicht mehr ausschließlich mit der ägyptischen und deren Nachbarkulturen, gleich der erste Song "Kafir" dreht sich um das im Islam heiße Thema der "Ungläubigkeit".
Nun habe ich immer noch nichts zur Musik selbst gesagt, aber erstens soll man sich das Beste für den Schluss aufheben, und zweitens fällt es schwer, so was Gewaltiges in passende Worte zu kleiden. Trotzdem will ich es versuchen.
"Kafir" beginnt rasend und energiegeladen, geht gleich in die beschwörende Formel "There is no god but god" über und treibt einem ein breites Lächeln auf die Lippen. Der typische Gitarrensound Niles ist sofort zu erkennen, aber im Gegensatz zu den Vorgängern hat man noch ein bisschen mehr Augenmerk auf eine bessere Produktion gelegt. Um so beeindruckender wirken dadurch die monumentalen, doomartigen Riffs in der Mitte von "Kafir", die sofort klarmachen, dass den Jungs viel an Abwechslungsreichtum gelegen ist. Und wenn dann noch typisch arabischer Gesang mit eingebracht wird, weiß jeder, warum Nile eine absolute Ausnahmeband ist. Das bekommen selbst Behemoth nicht annähernd so gut hin. Ich habe mir zwar immer mehr Einflüsse aus Karl Sanders' Soloprojekt auf die Nile-Alben gewünscht, aber erst jetzt ist es in vollendeter Perfektion gelungen.
Knie nieder vor dem absolut wahnsinnigen Einstieg von "Hititte Dung Incantation", dessen rasende Riffs und abgefahrene Beschwörungssamples sich in dein Hirn bohren! Verneige dich vor den geilen arabischen Tonleitern und dem Groove von "Utterances Of The Crawling Dead", dass dich glauben macht, du seist der Sonnengott persönlich, wenn es in die
schleppende und alles niederwalzende Rhythmik in der Mitte des Songs einsteigt! Lass dich einlullen vom akustischen Beginn von "Those Whom The Gods Detest", nur um unvermittelt in die brachiale Welt der US-Amerikaner zurückgerissen zu werden! DAS ist ein Stück so kolossal, dass man es wirklich erleben muss. Wortlos bleib ich zurück...
Es ist wirklich völlig egal, welchen Song des Albums man sich herausnimmt. Jeder reißt dich sofort mit, nimmt dich gefangen und entlässt dich kopfschüttelnd in die nun so leer scheinende Restwelt des Death Metals. Jeder einzelne Song ist ein Kunstwerk sondergleichen. Wie haben sie so etwas erschaffen können? Wie um alles in der Welt??? Alles andere wirkt neben "Those Whom The Gods Detest" farblos und schal. Ja, selbst alle bisherigen Nile-Platten. Unglaublich.
Hört es, glaubt es, kauft es und werft euch nieder vor dem Album des Jahres! Ich halte jetzt meine nichtswürdige Fresse und widme mich wieder dem Anbeten meiner Metal-Götter: THERE IS NO GOD BUT Nile.