Crossover aus allen möglichen Genres und Subgenres des Metals stehen seit geraumer Zeit äußerst hoch im Kurs, auch wenn es den wenigsten Bands gelingt, ihre Vision bzw. Version davon überzeugend an den Mann zu bringen. Die Gegenbewegung zum Crossover wird von Genre-Puristen vertreten, die in der Stagnation und einem ewig andauernden Status Quo ihr Heil suchen. Von der ideen- sowie hirnlosen „Wir-machen-alles-noch-extremer“-Strömung diverser Metal-Neandertaler will ich hier mal gar nicht erst beginnen.

Da ist es doch einfach nur herzerfrischend, dass es noch solch eine Truppe wie Non Opus Dei gibt, die die Grenzen des Black Metals neu ausloten, ohne sich zwingend aus der Jukebox des Death, Thrash oder sonstwas für eines Metals zu bedienen. Extrem ist „Eternal Circle“ trotzdem auf seine eigene Art und Weise geworden. Denn das erste, was einem sofort ins Ohr sticht, ist die unglaublich brutale Geschwindigkeit, mit der sich die Rhythmusfraktion durch einen Großteil der neun Songs spielt. Aber Entwarnung gibt es stehenden Fußes, da die Geschwindigkeit nicht um ihrer selbst Willen dargeboten wird oder etwa um über mangelnde Fähigkeiten im Songwriting hinwegzutäuschen. Nein, nein, Non Opus Dei stammen zwar auch aus Polen, sind aber nicht die Origin des Black Metals und verzichten auf jedwede Verkopfung ihrer Songs.

Die rasenden Blastbeats, die das Geschehen auf „Eternal Circle“ dominieren, sind nicht nur äußerst präzise eingespielt, sondern bestechen durch viel Abwechslungsreichtum und angenehme Zierade. Da leistet Gonzo am Drumkit ganze Arbeit, legt ab und zu ein paar Verschiebungen über seine rasend durchlaufende Double-Bass und setzt wunderbare Akzentuierungen auf den Becken („Point Zero“).

Die Gitarrenarbeit mutet zu Zeiten ebenfalls etwas unkonventionell für Black Metal an. Zwar finden sich immer wieder die typischen fiesen Melodieriffings, aber auch mit dissonanten Klängen und Gojira-artigen Parts („Galaxy In Her“) wissen Klimorh und Budda aufzuwarten. Das hört sich in der Praxis einfach nur atemberaubend an.

Der kraftvolle, immer zwischen Sprechen und Keifen schwebende Gesang Klimorhs tut sein Übriges zu dieser morbid brutal anmutenden Stimmung, die das gesamte Album durchzieht. Hier dominiert eine kühle und abgesehen von wutartiger Energie weitgehend emotionslose Atmopshäre. Das tut „Eternal Circle“ jedoch bei Weitem keinen Abbruch, sondern untermauert das musikalische Gesamtbild und verleiht dem Material über jede Experimentierfreude hinaus Homogenität.

Die lyrischen Ergüsse der bei Witching Hour Productions unter Vertrag stehenden Polen muten tiefenphilosophisch an, was folgender Textausschnitt unter Beweis stellen dürfte:

„Circles within circles. Repeat the journey – again and again, without end. Journey, return, a circle… Silence and word, a conflict… At all places in this time. In no places at no time.”

Mit Satanismus hat das glücklicherweise aber auch rein gar nichts zu tun. Eher geht es um den Menschen und seinen Bezug zum Universum oder um das Universum selbst, das verraten zudem Songnamen wie „The Prisoner Of The Worlds“, „Dark Nebula“, „Galaxy In Her“ oder „Until The Wheel Stops“. Über die Verständlichkeit der Texte kann man sich streiten, über ihre Daseinsberechtigung im Black Metal meiner Meinung nach nicht. Den ganzen Quatsch mit Satan und den blutigen Anbetungsritualen, wobei Jungfrauen zu Duzenden draufgehen, haben wir inzwischen doch alle über, oder?

Non Opus Dei haben mit „Eternal Circle“ den Beweis abgeliefert, dass sie im polnischen Black Metal dieselbe Vorrangstellung einnehmen können, die Behemoth dort im Death Metal innehaben. Sie liefern über die gesamte Spielzeit von einer guten halben Stunde eine wirklich mehr als überzeugende Definition des Black Metals ab, die zum Nacheifern anregen dürfte; auch wenn nicht viele Bands über solch eine hochqualitative Spieltechnik verfügen. Die ausgereifte und für Black Metal wirklich differenzierte Produktion der Scheibe bietet noch einen weiteren Anreiz zum Kauf. Gründe gegen den Erwerb dieses Silberlings lassen sich auch nach mehrmaligem Hören kaum ausmachen, also greift zu!

Non Opus Dei · Eternal Circle · 2010

Redaktion

verfasst von ewonwrath
vom 25.08.2010

9 / 10

Playlist

01 - Woda Dla Umarlych
02 - The Prisioner Of The Worlds
03 - Demon Nietzschego
04 - Dark Nebula
05 - Przystrojona Sloncem
06 - Death Hussar Legions
07 - Point Zero
08 - Galaxy In Her
09 - Until The Wheel Stops