Gründung und erste Demos 2006. Aufnahme des ersten Albums 2007. Im selben Jahr ein Vertrag bei Metal Blade Records... Das klingt wie der Traum einer jeden Band. Und obwohl inzwischen viele Bands einfach nur einen Deal bekommen, weil sie eine bestimmte Musikrichtung spielen, die gerade angesagt ist (ich erinnere nur an den Metalcore-Hype), haben es sich Whitechapel im Gegensatz zu denen wirklich verdient.

Nach ihrem Aufsehen erregenden Debut "The Somatic Defilement" haben die US-Amerikaner so schnell nachgelegt wie ein liebestoller Rammler auf Viagra. Und sich dabei qualitativ noch gesteigert! Aus dem noch etwas unausgereiften Deathgrind des Erstlings ist ein Deathcore-Nachfolger erwachsen, der es in sich hat: "This Is Exile". Äußerst ausgereift vereint diese Scheibe alle guten Züge von Genre-Größen wie All Shall Perish, Despised Icon, aber auch Aborted in sich. Mit letzteren haben die Jungs aus Tennessee die groovenden Deathmetal-Riffs und den bratenden Gitarrensound gemein. Auch der Gesang, der sehr variabel vorgetragen wird, erinnert manchmal im positiven Sinne an die Belgier Aborted. Die Beatdown-Parts könnten Despised Icon selbst nicht besser schreiben. Und was das melodische Riffing anbelangt, das immer wieder auftritt, da stehen sie All Shall Perish in nichts nach.

"This Is Exile" ist kompositorisch noch einen ganzen Zacken ausgereifter als "The Somatic Defilement". Leerlauf gibt es nicht mehr. Die Songs wirken rund ohne an Brachialität und Abwechslung einzubüßen. Einzelne Stücke aus dem Album hervorzuheben fällt da schwer. Aber der Opener "Father Of Lies" sowie "Possession" sind zwei unbedingte Anspieltipps. Mit "Death Becomes Him" haben Whitechapel außerdem ein tolles, im Midtempo-Bereich gehaltenes Instrumental geschaffen, das die Vielfältigkeit der Gruppe aufzeigt.

Am Rande sei bemerkt, dass man sich auf "This Is Exile" inzwischen auch das Lesen der Texte antun kann. Der wahnwitzige und überflüssige Buchstaben-Splatter (daher hatten sich die US-Amerikaner wahrscheinlich nach dem Viertel Londons benannt, in dem Jack The Ripper sein "Unwesen" trieb) ist glücklicherweise einer metaphernreicheren und sozial- sowie gesellschaftskritischen Sprache gewichen.

"Messiahbolical" setzt als letzter und mit seinen sieben Minuten längster Song einen mehr als gelungenen Schlussstrich unter ein Album der Extraklasse im Alltagsbrei des inzwischen überlaufenen Deathcore. "This Is Exile" wird nicht nur in euren Ohren, sondern garaniert auch in eurem CD-Spieler hängenbleiben! Hoffentlich gibt es bald mehr davon.

Whitechapel · This Is Exile · 2008

Redaktion

verfasst von ewonwrath
vom 06.01.2010

9 / 10

Playlist

01 - Father Of Lies
02 - This Is Exile
03 - Possession
04 - To All That Are Dead
05 - Exalt
06 - Somatically Incorrect
07 - Death Becomes Him
08 - Daemon (The Procreated)
09 - Eternal Refuge
10 - Of Legions
11 - Messiahbolical