Ganz ehrlich: Irgendwann entwickelt man als Rezensent eine Art Schutzmechanismus gegen hohe Erwartungen und Enttäuschungen. Die Qualität von Albencovern ist schon lange kein Index mehr für musikalische Qualität. Oft hält der Inhalt nicht, was die Verpackung verspricht. Auch die Infozettel, die typischerweise einer Promo beiliegen, liefern außer tollen Beispielen für Werbesprache selten eine Möglichkeit zur ersten Einschätzung einer Band. Nichtmal auf die Genre-Bezeichnungen kann man sich noch verlassen. Umso skeptischer wird man, wenn davon geschrieben wird, dass eine Kapelle auf ihrem ersten Album die Bandbreite von Thrash über Black bis Technical auf höchstem Niveau abdecken will. Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder, und so war die Überraschung beim ersten Durchlauf von „Twilight Of The Apocalypse“ doch ziemlich groß.

Hinter Antares Predator stecken einige bekannte Namen wie z. B. Øyvind Winther, ehemaliger Bassist von Keep Of Kalessin und Jan Benkwitz, der 2006 bei Belphegor trommeln durfte. Leute also, die sich mit schneller, nicht ganz simpler Musik auskennen. Und das zeigen sie hier auch in 45 eindrucksvollen Minuten.

Ganze zehn Sekunde seichtes Intro gönnt die Band dem unvorbereiten Zuhörer bevor das Unwetter losbricht. Und tatsächlich: Antares Predator wechseln scheinbar mühelos zwischen heftigstem Progressive Death, Thrash und Black hin und her. Als musikalische Schnittmenge können vielleicht die ehemaligen Betätigungsfelder der Musiker gesehen werden, die Kombination all dieser Elemente geschieht aber so natürlich, dass man hier durchaus von etwas sehr Eigenem sprechen kann. Der Sound ist dabei nicht übertrieben knallig oder wuchtig ausgelegt, sondern erinnert eher an gute Thrash Metal Platten. Der Gesang ist weder sehr schwarz-kreischig, noch tödlich-grunzend sondern orientiert sich eher an den guten Death/Thrash oder Melodic Death Sängern. Hinzu treten Riff die tatsächlich mühelos zwischen Behemothesken Rhythmusattacken, thrashigen Traktor-Riffs und norwegischen Klangteppichen wechseln und dabei zu keinem Punkt sinnlos aneinandergereiht wirken. Das Schlagzeug ist ein Kapitel für sich und sollte selbst dem härtesten Technical Death Freak eine Träne in die Augen treiben (Selbstversuch mit Lied Nummer 6 „Mark 13“ machen). Abgeschmeckt wird dieses höllische Gericht mit dem ein oder anderen symphonischen Einsprengsel, was nun allerdings weder positiv noch negativ auffällt und sich deutlich hinter die eigentlichen Hauptakteure zurückzieht.

Nach dem ersten Durchlauf war ich noch der Meinung, dass hier im Prinzip eine reine Geschwindigkeits-Schau ohne Sinn und Verstand stattfindet. Beim zweiten Durchlauf hoben dann plötzlich total seltsame Riffs ihren Kopf aus dem Unwetter, Nuancen wurden sichtbar und plötzlich ergab alles einen Sinn. So wirklich schlechte Lieder finden sich auf dem Album nicht, manchmal erfüllt ein Riff zwar nur Füllfunktion oder ähnelt sich doch sehr mit vorausgegangen Riffs, aber insgesamt handelt es sich bei „Twilight Of The Apocalypse“ um ein sehr interessantes Album einer im Prinzip noch jungen Band, von der man noch so einiges erwarten kann. Bleibt abschließend nur noch die Frage, wer mit diesem Album glücklich wird: Nun, alle Freunde von Origin und Konsorten sollten durchaus einen Blick riskieren, auch wenn hier keine Sweep Picking Orgien und hirnzerwichsende Rhythmen zu finden sind. Ansonsten sei dieses Album allen Freunden von schnellem, leicht symphonischem Black Metal und Thrash wärmstens an Herz gelegt, die auch mal einen Blick aus der eigenen Schublade hinauswerfen können.

Antares Predator · Twilight Of The Apocalypse · 2010

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 21.04.2010

8 / 10

Playlist

01 - Downfall
02 - Bbq Epilogue
03 - Wastelands
04 - As Dragons Roam The Sky
05 - Sacrament
06 - Mark 13
07 - Orion
08 - Through The Deep
09 - Twilight of the Apocalypse
10 - Death