Wenn eine Band sich selbst die Stilbezeichnung „Technischer Death Metal“ zuweist, erwartet man natürlich progressives Gekloppe der üblen amerikanischen Sorte. Die Vorbilder aus Übersee haben zwar bestimmt Einfluss auf Deny The Urge gehabt, wer hier allerdings auf die deutsche Version von Cryptopsy hofft, muss enttäuscht werden.

Der Schwerpunkt liegt ganz klar beim Death Metal und das Braunschweiger Ensemble beherrscht die mittlerweile hohen Standards mühelos. Abseits einer beindruckenden Produktion und äußerst fähigen Musikern wartet die „Blackbox Of Human Sorrow“ aber auch mit einer Menge gut geschriebener Songs auf. Das Album beginnt mit den zwei klassisch vertrackten Stücken „Isolation“ und „Open The Gates“, bevor mit „Challenge Yourself“ noch eine Schippe an Geschwindigkeit oben drauf gelegt wird. Jedes Lied bildet dabei eine Einheit wodurch das gesamte Album sehr differenziert erscheint, auch wenn der Aufbau der Lieder recht ähnlich verläuft. Typisch todesmetallische Rhythmuselemente werden durch vertrackte Breaks oder Melodiekaskaden aufgelockert, wobei aber immer die Grundstimmung und Nachvollziehbarkeit erhalten bleibt und der Zuhörer nicht mit rein technischem Gefrickel gelangweilt wird. Dadurch wechseln auch die Spannungsebenen der Musik oft, was dem Album eine lange Lebensspanne verpasst und Abnutzungserscheinungen beim wiederholten Hören verhindert.

Man merkt dem Album an, dass sich die Band wirklich bemüht hat, abwechslungsreiches, in sich schlüssiges Material zu schreiben und verstärkt wird dieses Gefühl zusätzlich von dem wiederkehrenden Streichquartett. Gerade das Intro, von dem aus das Geigenriff mit verzerrten, tiefer gestimmten Gitarren interpretiert wird, erzeugt die perfekte Ausgangsstimmung für die folgenden Songs. Allerdings hätte die sonstige Einbindung noch besser gestaltet, Übergänge und Ruhemomente fließender integriert werden können. Auch beim Albumcover wäre noch mehr möglich gewesen. Die Fotomontage mit dem Blick hinter die menschliche Iris erscheint amateurhaft und wenig durchdacht, was nun so gar nicht zur musikalischen Seite passen will.

Deny The Urge positionieren sich mit ihrem zweiten Album auf dem obersten Level einer Menge ambitionierter Undergroundbands, die zwar beeindruckende Album auf einem hohen Level produzieren, aber noch an ihrer eigenen Persönlichkeit arbeiten müssen. Ein wahres Alleinstellungsmerkmal hat sich noch nicht herauskristallisiert, aber man kann diese Scheibe getrost jedem empfehlen, der auf richtig guten, anspruchsvollen Death Metal steht.

Deny The Urge · Blackbox Of Human Sorrow · 2008

Redaktion

verfasst von Furfighter
vom 08.10.2008

8 / 10

Playlist

01 - Preludium
02 - Isolation
03 - Open The Gates
04 - Challenge Yourself
05 - Material God
06 - The Veiling
07 - Father Of All
08 - The Legacy Of War
09 - All Of Your Creation
10 - Intro
11 - The Mask Itself