Auch wenn man die Geschichte dieser Band in jeder Review hinterher geworfen bekommt, ist sie für das Verständnis dieses Album so entscheidend, dass ich sie noch einmal kurz umreißen werde: die Schweden schlossen sich bereits 1991 zusammen, um in bester Entombed-Tradition schwedisches Todesmetall zu schmieden. Bereits nach zwei Demos trennte sich die Band wieder um nun 15(!) Jahre nach der Gründung ihr Debutalbum zu veröffentlichen. 'Was lange währt, wird endlich gut' und selten im Metal trifft dieses Sprichwort so zu, wie bei den „Märchen aus der Gruft“. Denn hier handelt es sich um ein Werk, was nicht mit allen Mitteln krampfhaft versucht, nach 90er Death zu klingen, sondern direkt aus dieser Zeit kommt und um die Erfahrungen des 20. Jahrhunderts erweitert wurde.
Die Inspiration liegt ganz klar bei Entombed, was Gitarrist Marko Palmén auch im Interview ehrlich zugibt. So sägen die Gitarren herrlich trocken im Stil früher Entombed oder Bloodbath und erzeugen in Verbindung mit den meist groovigen Riffs sofort das befriedigende Gefühl einer richtig geilen Death Metal Scheibe. Hauptsächlich im Midtempo wälzt sich der Todeszug mit einem Hauch Schwärze durch die Gehirnwindungen und setzt nur wenig, aber effizient Blastbeat-Attacken und Soli ein, die dann aber umso besser zünden. Erfreulicherweise wird dabei kaum experimentiert, die Produktion wirkt nicht überproduziert, aber dennoch gut ausbalanciert. Einzig der Gesang wirkt durch viel Hall zu aufgeblasen. Was der Band auch im neuen Jahrtausend, neben einer starken Konkurrenz die Daseinsberechtigung ermöglicht, sind die Riffs. Praktisch in jedem Lied finden sich fantastische Melodiebögen mit viel Wucht. Wer sich etwa bei „Feed the Fire“ oder dem Zwischenteil von „Blessed upon the Altar“nicht die Rübe abschraubt, ist definitiv kein Death Metaler...
Ein besseren Zeitpunkt für diese Veröffentlichung gibt es eigentlich nicht. Metal der frühen, rauen Jahre wird mittlerweile wieder von vielen den rundgelutschten Einheitsproduktion neuerer Zeit vorgezogen. Und das ist gut so, auch wenn sich Evocation nicht der Moderne verschließen sollten. Für's Erste bekommt man hier aber auf jeden Fall eine der besten Old-School Scheiben jüngerer Zeit!