Es gibt einen simplen Trick um sich nicht irgendwelchem Schubladendenken unterwerfen zu müssen: Man sorgt einfach dafür, dass jeder Song anders klingt und gibt seinem Album den Beinamen „Deconstructing The Order“. Fertig ist ein Werk, welches eine Rezension maximal erschwert. Denn entweder wird die Review unendlich lang und gespickt mit Einzelsongbeschreibungen, die eigentlich nie jemand liest, oder sie wird unendlich kurz indem ich sage: klingt alles unterschiedlich, hört selber rein.
Wenn man sich jedoch ein wenig mit der Scheibe beschäftigt, konstruiert sich aus diesen scheinbar unzusammenhängenden Liedern irgendwann jedoch so etwas wie eine Einheit (Communitas?), die durchaus Sinn macht und sich beschreiben lässt. Die grundlegende Spielart ist Black Metal, manchmal progressiv, Oldschool, melodisch oder episch, aber auf jeden Fall Schwarzmetall. Hinzu treten Instrumente wie Didgeridoos, Saxophone und Maultrommeln, elektronische Beats sowie Screams und klare Gesänge. Aber Oblomov sind nicht so verrückt, diese Elemente alle gleichzeitig einsetzen zu wollen.
Vielmehr wird zu Beginn eines Stückes häufig ein Thema gesetzt, welches dann im weiteren Verlauf der Lieder metallisch bearbeitet wird. So klingt „SEPARATION“ mit Trompeten und Bongos wie eine astreine Funk/Raggae-Nummer, die dann brutal unterbrochen wird von „Ship Of Fools On Its Way To Timelessness“, was zwar fast (bis auf einige merkwürdige Gesangsstellen) wie klassischer Melodic Black Metal klingt jedoch erkennbar das vorhergehende Thema inkorporiert. Diese Momente gibt es öfter auf der Platte und sie verleihen dem Gesamtwerk eine gewisse Struktur. „LIMINALITY“ ist ein spaciges EBM-Interlude und wird dann sehr passend von „Romans 1580“ weitergeführt, in dem dann wieder Trompeten auftauchen, die stellenweise die Melodieführung übernehmen. Nach einer gewissen Zeit finden sich dann überall auf der Scheibe Anknüpfungspunkte, die wiederum dafür sorgen, dass man bei jedem Durchlauf neue Höreindrücke gewinnt. So beginnt „Wings Of The Silver Drake“ fast schon klassisch als von Flöten getragener Folksong, in dem sich hier und da Klavier und Waldhörner vernehmen lassen, bevor dann plötzlich ein Saxophon die Führung übernimmt und die Stimmung für wenige Sekunden total verändert.
Nachdem Oblomov 45 Minuten lang die verschiedenen Instrumente und Effekte in ihrer schwarzmetallischen Umgebung ausprobiert hat, folgt zum Abschluss „Silencio y Tranquilidad“, in dem Oblomov nochmal richtig frei drehen. Zwischen verzerrten Gitarren, Orgelsounds, Synthie-Blubbern und klaren Gesängen entsteht hier nochmal der Eindruck eines wirklich avantgardistischen Konzepts, welches vorher so leider nicht genutzt wurde.
Die metallische Basis der Lieder ist zu klassisch, zu unspektakulär. Zwar erschaffen die Tschechen eingängige Songs mit Wiedererkennungswert, die vielen Effekte sind aber nur Zusatz zu typischen Black Metal Riffs. Für wirklich experimentellen Metal hätte hier noch viel radikaler vorgegangen werden müssen, wahre Dekonstruktion wurde vermieden. So bleibt im Gesamteindruck keine absolute Begeisterung, sondern ein paar gute Ideen, die solide umgesetzt wurden. Freunden extremen Black Metals sei dennoch zu einem Blick auf Oblomovs „Communitas (Deconstructing The Order)“ geraten.