Tja, manchmal kann man einfach nicht so gemein sein, wie man eigentlich will. Das hat in diesem Fall nichts mit sozialen Konventionen zu tun, sondern einfach damit, dass Tyraels Erstlingswerk „Der Wald ist mein Zuhause“ letztendlich nicht das herzlose Stück Musik ist, was man in den letzten Jahre von fast jeder neuen Folk Band erwarten konnte.

Ja, die kleineren und größeren spielerischen Schnitzer in den Aufnahmen fallen deutlich auf, weder das tiefe Gegrunze noch das hohe Kreischen von Frontmann Joschka überzeugt so richtig und der Gitarrensound ist, sagen wir, etwas schwach. Weiterhin pendelt die Band relativ unbestimmt zwischen schwarz- und todesmetallischen Riffs hin und her, ohne wirklich eine klare Linie zu finden. Aber irgendwie ist das alles nicht so schlimm.

In den schwärzeren Momenten erzeugt die Band doch immer mal zustimmendes Nicken, was vor allem daran liegt, dass auf irgendwelchen Schnick-Schnack verzichtet wird, den 90 Prozent der anderen Folk Bands absolut nicht hinkriegen: Ordentliche klare Gesänge und der halbwegs vernünftige Einsatz eines Keyboards. Stattdessen rumpeln sich Tyrael hier recht sympathisch durch elf Songs, die zwar weder besonders innovativ noch besonders abwechslungsreich sind, aber letztlich doch kurzweiliger gestaltet sind, als vieles Vergleichbare.

Tyrael machen kein schwülstiges paganes Geseier, bei dem der Met im Horn gerinnt, sondern versuchen sich in raueren schwarzen und toten Gefilden, wobei vor allem die Black Metal Ausflüge am ehesten noch gelingen. Mit ein bisschen Übung und einer klaren Linie ist auf jeden Fall noch Positives zu erwarten. Bis dahin müssen sich die sympathischen Bonner damit zufrieden geben, dass sie sich irgendwo im paganen Mittelfeld einsortieren, wo es normalerweise fehlerfreier zugeht.