Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, welche Band es verdient hätte, den Retro/Okkult/70s-Rock-Trend zu überleben, wäre meine Antwort eindeutig ausgefallen: Uncle Acid and the Deadbeats.
Nicht, dass solche Durchstarter wie The Devil's Blood oder Ghost schlechte Musik machen. Besondere, gar einzigartige Musik bringen sie aber auch nicht zustande. Statt eigener musikalischer Note wird vielmehr das eigene Image entwickelt, von „Ritualen“ geschwafelt oder irgendwelche Prosthetik ins Gesicht geklebt. Die britischen Säureonkel haben es nie auf solche Spielereien angelegt und lieber die Musik sprechen lassen. Und die war bisher über jeden Zweifel erhaben: Aus rotzigen Riffs, einer markante Stimme und räudigem Low-Fi-Sound bestand ihr ganzes Inventar auf „Volume 1“ und „Blood Lust“.
Warum ich das alles in der Vergangenheitsform schreibe? „Mind Control“ ist nicht das starke dicke Ding, was ich mir als drittes Album gewünscht hätte. Statt voll auf die rockige Horrorschiene zu setzen, streuen die Briten viele trockene Stoner-Songs ein, was an sich kein Problem wäre, wenn es das nicht so schon von anderen Bands besser gäbe. Gleich der Opener „Mt. Abraxas“ bleibt seltsam blutarm, wobei die angeschlagenen melancholischen Töne zwar ungewohnt sind, aber eigentlich gut zur Stimme von Uncle Acid passen. Das gleiche Problem tritt auch bei „Follow the Leader“, „Valley of the Dolls“ und „Devil's Work“ auf. Deutlich zu lang für zu wenige musikalische Ideen schleppen sich die Songs erschöpft ins Ziel. Dabei beweist der „Death Valley Blues“, dass die Briten auch die sanfte, fast schon kitschige Schiene beherrschen und problemlos einen Gang runterschalten können, ohne den Fokus zu verlieren.
Der Rest des Albums passt deutlich besser zu ihren früheren Taten, würde es aber vermutlich nicht auf ein Best-Of-Album schaffen. Das liegt auch am Sound, der jetzt viel klarer rüberkommt, dafür aber deutlich an Druck verloren hat. Da hilft auch das Aufdrehen der Anlage nichts, alles klingt zwar schön analog, aber leider auch ziemlich schlaff.
Am Ende bleibt ein gut hörbares Album, auf dem man erkennen kann, wohin die musikalische Reise gehen soll. Im Prinzip hab ich damit kein Problem und auch „Mind Control“ rotiert gerade bei schönem Wetter öfter mal in meiner Anlage, ganz einfach weil es im Gegensatz zu den anderen Alben eher eine entspannte Atmosphäre verströmt, statt richtig auf üble Rocksau zu machen. Leider läuft dabei aber nicht alles immer zusammen und es fehlen schlicht die Überraschungen. Die schnoddrige Slide-Gitarre in „Follow the Leader“ kann es leider in keinster Weise mit dem wahnsinnigen, fünfminütigen Gitarrensolo aus „Wind Up Toys“ aufnehmen.
Die Frage danach, ob Uncle Acid and the Deadbeats die große Retrowelle überleben, kann dieses Album leider nicht entgültig beantworten. Verschieben wir sie aufs nächste Album...