Nachdem Thorngoth in dem Berliner Label Folter Records einen Nachfolger für Northern Silence gefunden haben, folgte kürzlich das nunmehr zweite Album der Südbayern. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass sich die Black Metaller im Vergleich zu "Thelema of Destruction" mit "Rauhnacht" ausschließlich zum Positiven weiterentwickelt haben.
Vor allem bei den ersten beiden Tracks werden die Parallelen zum Vorgängeralbum deutlich hörbar. Einige Riffs kommen einem schon irgendwie bekannt vor. Nichtsdestotrotz ist eine positive Weiterentwicklung erkennbar. Die Songs sind etwas abwechslungsreicher, ohne jedoch deutlich an Komplexität zu gewinnen. Der imaginäre im Takt wippende Fuß hat keine Probleme sich an neue Rhythmen anzupassen. Die Songstruktur hält keine großen Überraschungen parat, was der Aggressivität deutlich zu Gute kommt. So vergehen „Curse Them“ und „Kill For Paradise“ in der gefühlten Hälfte der Zeit. Der Inhalt des folgenden Stücks „Schiachperchten“ wird auf Oberbayrisch vorgetragen. Doch er sticht auch aus einem anderen Grund aus dem gesamten Album heraus: Die ersten paar Takte erinnern doch stark an Schweden, respektive Setherial. Thorngoth gelingt es trotzdem, dem gesamten Album eine eigene Handschrift zu verpassen. Einflüsse sind erkennbar, doch kopiert wird nichts.
Im Gegensatz zu "Thelema of Destruction" lässt "Rauhnacht" ab der Mitte des Albums keineswegs nach. Wo der Vorgänger teilweise in langweilige Monotonie abzudriften drohte, wird nun mit ähnlicher Aggressivität und Abwechslung weitergeprügelt. „Nihilistic Visions“ zieht sich etwas, ohne aber zu nerven. Dafür wird in „Salvation In Silence“ und „Abgrund“ wieder etwas aufs Gas getreten. Der Abschluss mit „Still, Von Ewigkeit“ kommt recht getragen daher, lädt zum Kopfnicken ein und lässt das Album ruhig ausklingen. Gegen Ende der CD tauchen ab und zu kurze „groovige“ Passagen auf, die sich sehr gut in die Songstrukturen einfügen.
Zuletzt noch ein paar Worte zur Produktion: Mir kommt es so vor als hätte man die Lautheit im Vergleich zum Vorgänger etwas zurückgefahren, was sich meiner Meinung nach positiv ausgewirkt hat. Die Instrumente sind insgesamt differenzierter, der Sound aber trotzdem angemessen roh. Das auf "T.o.D." ohnehin geringe Mulmen wurde auf "Rauhnacht" noch stärker unterdrückt.
Fazit: Klarer Fortschritt, klare Verbesserung (technisch und musikalisch), klare Kaufempfehlung. Auch Rauhnacht lässt gegen Ende etwas nach, aber bei weitem nicht so stark wie sein Vorgänger. Wenn die vier Jungs aus dem Alpenvorland so weitermachen wie bisher, könnten sie in ein paar Jahren durchaus zu den besten Black Metal Bands Deutschlands zählen. Anspieltipp: "Kill For Paradise" und "Schiachperchten".