Es sind diese Momente im Leben, in denen man sich vollends sicher ist, was gleich geschehen wird und daraufhin in endloser Verwirrung zurückbleibt. Das Hören von „In The Abscence Of Light“ ist eben solch ein Moment. Man kennt Abigail Williams, viele haben ihr Debüt „In The Shadows Of A Thousand Suns“ gehört und waren überrascht von der melodisch verspielten, leicht kernig-todesmetallisch angehauchten Schwarzmetall-Wucht, die von den vier Amerikanern ausging. Erwartungsgemäß folgt nun mit dem zweiten Album ein noch effektvollerer, technisch übertrumpfender und brachial-symphonischer Hammerschlag!
Mit Nichten! Die Hexe hat den Ofen geleert und allen Ballast von sich geworfen; übrig bleibt sowohl musikalisch, als auch personell eine ausgedünnte Essenz dessen, was man unter Black Metal versteht. Und diese Geschichte ist so unglaublich 90er-Jahre, dass einem vor Erregung die Haare zu Berge stehen. Herr Sorceron hat es irgendwie geschafft, alles was er zuvor tat auszublenden, zu vergessen und zu verbrennen, um geistig und mental in die tiefsten Tiefen der nordischen Wälder zu eremitieren, um einer Zen-Reise gleich, die Wahrheit zu finden. Übertrieben? Niemals!
Ein Album dieses Kalibers würde man von den frühen Emperor erwarten, von bodenständigen Old Man's Child-Platten, von Dimmu Borgir, bevor sie die verhängnisvolle Liaison mit einem deutschen Monopol-Label eingegangen sind. Die Herren aus dem schillernden U.S.A. prügeln hier ein Brett vor den Latz, dass vor Furcht, Finsternis und verrottenden Tannennadeln nur so strotzt. Tragend-schleppende Melodien verstrickt in einem furiosen Tanz mit wütenden Riffs, die von treibend-aggressiven Drums in die höchsten Höhen feinster Schwarzmetall-Kunst gehoben werden. Hier tut sich eine Atmosphäre auf, welche in dieser Form wohl seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr spürbar war. Dunkel, düster, misanthropisch.
Es ist einfach nicht wirklich verständlich, aber auch nach mehrfacher Überprüfung zeigte sich, dass es in der Tat Abigail Williams sind und ich nicht ausversehen meine alten Bathory-Platten im Player hatte. Die Abwesenheit des Lichtes hat den elektronischen Spuck vergangener Tage verscheucht und eine musikalische Kompetenz offengelegt, die in der heutigen Entwicklung dieser Szene so nicht voraussehbar war. Gehen derzeit alle in eine progressiv-psychedelische Richtung, die stets abstrakter und Genre-übergreifender wird, so besinnen sich die drei Neu-Engländer des verblichenen Hasses und der so herzerwärmenden Kälte vergangener Tage.
Diese Platte ist ein Tribut an den Black Metal. Eine Ehrerbietung an die großen Vorreiter, welche unbedacht durch Synthesizer und klaren Gesang vertrieben wurden, um möglichst viel, möglichst unverständlich, in Spuren aneinander zu Reihen. „In The Abscence Of Light“ ist ein so ordentliches Black Metal-Brett, dass man sich fast schämt, wenn man unter eine derzeitige Cradle Of Filth-Rezension ebenso Black Metal schreiben soll.
Es würde mich nicht wundern, wenn Peter Tägtgren selbst nicht ganz wusste, woher die Jungs jenes Material haben, dass er hier mastern sollte. Und das von einer Band, die beinahe schon dem Death-Core verschrieben wurde und nun so klingt, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, als Mayhemesken Hass Metal zu zelebrieren.