Denkt man an die Finnische Metall-Kultur, wandeln stereotyp Trolle und Humppa-afine Titel durch die Gehirnwindungen. Der genauere Blick zeigt dann jedoch, dass auch der Waldstaat einiges an Black Metal zu bieten hat. So fallen dort Namen wie Behexen, Impaled Nazarene oder auch Horna. Unter jene möchten sich nun auch Black Crucifixion gezählt wissen, wildern sie doch bereits seit 1991 in jenem Geschäft. Aber aus Trueness-Gründen pausierte man zwischen 1993 und 2006. Anno 2011 wirft man dann mit „Hope of Retaliation“ ein Neulingswerk auf den Mark, das nur halb so neu ist, wie die Titel versprechen.
Das Konzept besteht darin, die vier neuen Titel mit aktuellem Live-Material anzufüllen, so dass man insgesamt auf neun Titel und demnach zu einem Full-Length kommt. Inwiefern dies, auch ob der Tatsache, dass „Night Birds Sing Your Demise“ nur ein gewispertes Intermezzo darstellt, etwas Verrat am Kunden ist, lässt sich diskutieren. Die Titel die man letzten Endes bekommt, können aber guten Herzens als gelungen deklariert werden. Wenngleich die Trueness sehr tief in den Herren stecken muss, halten sie damit etwas hinterm Berg und liefern bodenständigen Black Metal in aggressiver Dampfwalzen Manier ab. Der Gesang stellt sich dabei als eine Mischung aus Hardcore und „Satyr“ (Satyricon) dar, was stellenweise etwas nach Möchtegern-Abbath klingt und dementsprechend anstrengend ist. Im Laufe der Zeit gewöhnt man sich jedoch daran und findet auch angenehme Nuancen darin. Auf Seiten der Gitarrenfraktion gibt es nicht viel zu meckern. Gute Riffs, die sehr eingängig und mit viel Wiedererkennungswert daherkommen und sowohl treiben, als auch drücken können. Das Ergebnis klingt dann nach einer individualisierten Celtic Frost/ Mayhem-Version von Behemoth; nur deutlich langsamer. Auch das Schlagzeug geht gut nach vorn, unterstützt die Stimmung der Riffs und liefert ein ausgewogenes Wuchtpaket aus Double-Bass und Tom-Arbeit. Dennoch ist „Hope Of Retaliation“ relativ zeitgenössischer Standard Black Metal, der zwar gut, aber nicht überraschend ist.
Das Live-Konzept geht dann doch besser auf, als vermutet. Die Titel zeigen einen guten Querschnitt durch alle Platten von 1991 bis 2006 und sind auch qualitativ nicht zu verachten. So weiß man zumindest gleich, dass die Finnen ihre Kraft auch auf die Bühne bringen können.
Was man über die Information denken soll, dass man sich 1993 aus unangenehmen Popularitätsgründen des Black Metals aus dem Geschäft enthoben hat, um dann 2006 in der Blütezeit jenes wieder auf den Markt zu strömen, soll einmal dahin gestellt bleiben. Dass man ergo nur drei neue Titel bekommt, ist zudem etwas dürftig, doch machen diese wenigstens eine gute Figur. Wer alles an Black Metal hören will, sollte „Hope of Retaliation“ nicht auslassen. Wer Innovation sucht, kann hier getrost vorbeigehen. In diesem Sinne, Vergeltung bekommen!