Viele Sludge-Alben gesellen sich ja gern in die Doom-Schublade und schmieren dann relativ matschig und ausgiebig vor sich hin, was bisweilen furchtbar langweilig sein kann, aber sich manchmal auch zu einem echten Kleinod entwickelt. Das hängt ganz davon ab, wie sich die Riffarbeit gestaltet und ob man eher ins Songwriting investiert oder damit zufrieden ist, einen wummernden, drückenden Sound geschaffen zu haben. Zu Ersteren gehören glücklicherweise die seit 1998 bestehenden Brainoil, welche sich keinesfalls auf dröhnenden Lärm beschränken und dies nun nach 8 Jahren Sludge-Abstinenz unter Beweis stellen.
Das heißt natürlich nicht, dass der Sludge aus dem Hause Brainoil nicht ordentlich knarzen würde und den Subwoofer zeitweise in ein Skrotum-Massagegerät verwandelt. Nur bleibt es eben nicht dabei. Die erste Überraschung liefert bereits die Tatsache, dass "Death Of This Dry Season" mit ziemlicher Geschwindigkeit aufwartet und um eine gute Portion Crust Thrash angereichert ist. Mit langsam dahin wuchtenden, schleppenden Riffs gibt sich hier erstmal keiner zufrieden, sondern schnelle, zackige Gitarren krachen harte Sludge-Salven durch die Lautsprechermembran, welche durch massives Drumming begleitet werden. Zwar entwickeln sich die Songs, stellvertretend für alle sieben Mitstreiter, im Verlauf zu knallenden Sludge/ Stoner-Hymnen, der getragene Charakter ist jedoch nicht stur durchgezogen. Oftmals werden die zeitweise sogar doomigen Momente durch schnell einbrechende Thrash-Riffs ("Opaque Reflections") aufgelöst, die selbstverständlich den röhrenden Sludge-Klang in sich behalten. Diese dicke Wand aus brachialer Gitarrenwut und mächtigen Schlagzeug-Rhythmen durchdringt dabei eine rauchig-süffige Screamstimme, die den latent aggressiven Charme der Platte gut ergänzt. Wie ein besoffener Kansas-Farmer, der die Ratten von seiner Cannabis-Plantage mit der Schrotflinte vertreiben muss, aber auch mal mit dem Vorschlaghammer auf die dreckigen Viecher losgeht! Diese Wut kann dann auch mal so weit gehen, dass die Riffs eine dezente Schwarzfärbung annehmen und mir beinahe den Wunsch nach Sludge Black Metal erfüllen ("Crimson Shadows"). Nice!
"Death of This Dry Season" ist ein ausgewogenes, abwechslungsreiches und definitiv hörenswertes Exemplar aus dem Sludge-Bereich. Fette Soundwände, wabernde Bass-Orgien und druckvolles Drumming schaffen die Grundstimmung, in welche ungewöhnliche und frische Riff-Ideen gepackt werden, die auch mal abseits von Stoner und Doom wildern und somit eine individuelle Note in den elenden Drogenalltag eines Sludge-Rezensenten bringen. Black Sabbath meets Blackened Crust Blues und das auf Speed! Leider ist der Trip mit 25 Minuten recht kurz geraten. Wir hoffen bald auf mehr! In diesem Sinne, köstlicher Matsch zu verkaufen!
P.S.: Wer Lust hat, kann sich auf der Brainoil-Homepage auch gleich die Live-Qualitäten der Jungens reinziehen. Empfehlenswert!