Hierzulande sind Brilliant Coldness noch nicht überschwänglich bekannt, woran dies liegt, ist jedoch fraglich. Das Quartett hat sich 1997 gegründet und kommt aus der Ukraine. Sie spielen Technical Death Metal und das durchaus gekonnt. Mit „Poisoned Reality“ erscheint nun ihr zweites Full-Length, welches sie wohl nun etwas weiter in die metallischen Köpfe bringen wird.
Technical Death Metal ist ja so ein schwieriger Begriff und auch keine zu selten deklarierte Band-Bezeichnung. Doch oft findet man darunter angegebene Bands, welche leider nicht wirklich begeistern können. Doch aufgehorcht, denn Brilliant Coldness gehören definitiv nicht dazu. Sie verstehen ihr Handwerk und haben es über beinahe eineinhalb Jahrzehnte elaboriert. Auf „Poisoned Reality“ klingt einfach alles wie aus einem Guss. Die Songs haben, bis auf einige Ausnahmen stets ein außermusikalisches Intro, auf welches das Songwriting sinnvoll aufbaut und ordentlich schmetternde, wuchtige und sehr ausgeklügelte Riff-Salven folgen lässt. Sie gehen dem typischen Konzept nach; treibendes Drumming, mit beeindruckender Becken- und Snare-Arbeit, dabei fast durchgängig ratterndes Doppelfuß-Dauerfeuer und das nur als Grundgerüst. Darauf bauen sich dann kraftvolle Riffs auf, welche drückend und voll, eine zweite Ebene der Gewalt bilden. Die Speerspitze bilden schließlich Bass und Sologitarre. Die Bass-Gitarre, welche ja grundsätzlich auch zu den Rhythmusinstrumenten zählt, bekommt bei Brilliant Coldness des Öfteren kleine Soli-Stellen, in welchen viel Detail liegt und stets ein gewisses Entzücken hervorrufen, wenn die tiefen Saiten flott daher klirren. Nun sind die obligatorischen Soli an der Reihe, welche durch Geschwindigkeit, hochfrequente Melodien und absolute Sauberkeit überzeugen. Quasi das hohe Quietschen des Teufels, wenn er wieder einmal eine verlorene Seele in seine große Höhle zerrt. Am besten sind die ukrainischen Deather wohl mit Necrophagist zu vergleichen. Instrumental, sowie im Song-Aufbau, aber auch gesanglich. Denn Brilliant Coldness setzen ebenfalls auf tiefe Growls und ordentlich Druck in der Stimme. Frontgrowler und Basser Mor, ist sich seiner Aufgabe auch bewusst und liefert aggressive, tieftönige Hass-Salven, welche dem wundervollen Klangbild noch mehr Wucht und Ausdrucksstärke verleihen. Oh ja, „Poisoned Reality“ hat Kraft! Ein Panzer, eine Armee, unaufhaltbar, unbesiegbar! Stets darauf bedacht, nicht eintönig zu werden, dabei einen treibenden Rhythmus zu wahren und schlichtweg alles weg zu blasen, was sich ihnen entgegen stellt. Nicht der brutalen Technik Origins gleich, aber mit ordentlich Groove und einem Level, wie man es von Genre-Größen gewöhnt ist. Mein Tipp: „Lords Of The World“ - Groovy!
Fazit: Brilliant Coldness lohnen sich und haben mit „Poisoned Reality“ ein ordentliches TechDeath-Brett abgeliefert, welches durchweg eine gute Figur macht. Hass mit viel Aufwand und beeindruckender Fertigkeiten am Instrument. Wer Brutalität gepaart mit kunstfertigen Soli will, der sollte die Jungs definitiv antesten. In diesem Sinne, Brillianz in seiner eisgekühlten Form, passend zur Jahreszeit!