Episch lichtet die Schaluppe ihren Anker und begibt sich auf eine lange Reise, quer durch den folkigen Gemüse- und Kampfgarten. Diesmal starten wir aus dem urtypischsten Hafen für Folk Metal schlechtin; Portugal. Ja, so ist es. Die Herren von Gwydion haben sich wieder an die Instrumente gesetzt und ihren zweiten Auswurf kreiert. Nachdem das 2008er Debüt ja eher klanglos in den Metal-Anaalen verschwand, ist man nun gespannt, was und ob sie bei „Horn Triskelion“ dazugelernt haben.

Zugegeben, musikalische Unzulänglichkeiten kann man Gwydion definitiv nicht vorwerfen. Was ihren Folk Metal angeht, so sieht man definitiv starke Parallelen zu Finntroll, dezente Anlehnungen an Korpiklaani, aber auch eine Unze Thyrfing wurde ins Langboot geholt. Und die ersten beiden Stücke -inklusive Intro- sind auch ohne Abstriche genießbar. Etwas Folk-lastiger Viking Metal, der sehr gut nach vorne geht und gesanglich auch kraftvoll aus den Boxen knallt. Eine hübsche Sache ist das, dazu rudert die Meute sicher fix über den Atlantik.

Aber was treiben denn die sechs Portugiesen da? Wollen sie denn lieber Piraten sein, als waschechte Wikinger? Das Tempo fällt raus, die Synthesizer nehmen zu und die anfänglich so angenehme Aggressivität verfällt in trauriges Gejammer, was dann streckenweise auch noch durch weibliches Wehklagen unterstützt wird. Nun gut, kann ja auch mal passieren. Das macht die Crew noch nicht zu Waschlappen. Nein, wahrlich, Waschlappen ist wohl etwas zu viel des Bösen, aber auf einen grünen Zweig kommt man mit „Horn Triskelion“ dennoch nicht mehr.

Wurde jetzt einmal der Kurs gewechselt, so steuert man nun unentwegt gegen jede Welle, die man ausfindig machen kann. Dem melodisch-emotionalen Bruch mit „Oflússa“, folgt mit „Mead Of Poetry“ ein sehr narratives und gesanglich eigentümliches Stück, dass man auch so gar nicht einzuordnen weiß. Zweimal vergriffen, das ist auch noch zu verkraften, zumal sich der Song dann doch noch zu einem Finntrollesken Schunkelwunder entwickelt. Die Portugiesen wieder auf Kurs und ausgenüchtert?

Mit Nichten! Der Synthesizer bekommt keine Ruhe mehr und darf nun unentwegt seine elektronischen Folk-Instrumente durchtasten ohne Rücksicht auf Verluste. Mit „Odhinn's Cult“ knallt man dann auch noch einen klassischen Humpa-Song auf die Planken und rundet das Ganze sogleich mit einem Akustik-Intermezzo alá Eluveitie ab. Aber wenigsten hiernach folgt ein Viking-Folk Song, welcher sich als ordentlicher Wut-Brocken enttarnt. Gut konzipiert und energiegeladen geht man wieder einmal auf Angriff und treibt den Hörer dazu, nun auch noch die beiden letzten Songs zu hören. Und auch mit „The Terror Of The Northern“ gelingt ein berstender Hammerschlag; Growls, Sceams, düstere Riffs, Double Bass und eine gewisse Tendenz zur Brutalität erwirken doch ein Lächeln auf der geschundenen Visage. Einzig die weiblichen Sangeseinsätze lassen kurzzeitig stutzen, aber bei dieser Album-Vorgeschichte verwundert einen das kaum noch.

Mit „Six Trials To Become A Beerserker“ unternimmt man dann den letzten Versuch und greift erneut auf die metallische Humpa-Lösung zurück, um mit Humor ein Ende zu finden. Ja, gut gedacht, doch nach knapp drei Minuten bekommt man kalte Füße und setzt doch lieber auf die Mid-Tempo-Schiene. Dies bremst die humoreske Humpa-Runde dermaßen unwiederbringlich aus, dass es eine Schande ist. Eigentümliche Song-Strukturen scheinen wahrlich das Markenzeichen der Portugiesen zu sein.

Schade eigentlich, denn jeder Song für sich ist keine schlechte Sache und Gwydion keine miesen Musiker, doch das Potpourri welches man hier unter dem Namen „Horn Triskelion“ vereinigt hat, will irgendwie so gar nicht fruchten. Ein Album gezeichnet von höchster Inhomogenität und Unschlüssigkeit. Abwechslung ist zwar gut, doch Verwirrung führt zu Desinteresse. In diesem Sinne, abwechslungsreiche Stimmigkeit hält den Kahn über See!

Gwydion · Horn Triskelion · 2010

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 05.08.2010

4 / 10

Playlist

01 - The Departure
02 - Fara I Viking
03 - From Hel to Asgard
04 - Ofiússa (A Terra das Serpentes)
05 - Mead of Poetry
06 - Triskelion Horde is Nigh
07 - Odhinn's Cult
08 - At the Sumbel
09 - Cold Tempered
10 - The Terror of the Northern
11 - Six Trials to Become a Beerzerker