Die, welche zur Hölle entfuhren und mit der Tochter des Jökull zurück kamen. Die deutschen Pagan Metaller Helfahrt sind mit ihrem dritten Full-Length-Album „Drifa“ zurück und haben sich ein deutliches Beispiel an ihrem eisigen Vorbild genommen. Und wenngleich sie eine Schwester ist, zimperlich geht es hier nicht zur Sache, denn das Weib hat Kraft in den Gliedern.
Heimisch und völkisch ging es bei den Bayern ja schon immer zu und ein weiteres, wenn auch gutes Pagan-Album wäre wohl keine so große Überraschung gewesen. Aber die Jungs haben sich hinter ihre Instrumente geklemmt und eine ganze Menge heraus gefunden. Zum Beispiel, dass eine ordentliche Brise Black Metal noch keinem geschadet hat und reiner Pagan Metal auf Dauer ja auch müßig werden kann. Jedenfalls klingt es so, wenn man „Drifa“ im Player rotieren lässt. Denn Helfahrt nehmen sich ihren Namen als Vorsatz und steuern das Wikingerschiff in die düsteren Abgründe Utgards, wo das Schwarzmetall zum Kampfe ruft. Das musikalische Konzept geht auf und neben ordentlich treibendem Schlagzeug, welches sehr variabel ist, dabei schöne Begleitrhythmen jedoch auch deftige Double-Bass Salven und Blast-Gewitter abfeuert, lauern eingängige Melodieverläufe und aggressive Riff-Strukturen. Selbst afrikanische Klänge haben teils Einzug erhalten und bilden die Untermalung für das akustische Intermezzo „Abschied“.
Doch fürchtet euch nicht, denn diese Platte wirkt sehr homogen und klar strukturiert. Man muss sich also nicht auf neun wild zusammengewürfelte Experimente gefasst machen, sondern bekommt ein solides Pagan Black Metal Album, welches einen ordentlichen Groove hat und zwischen wütigen Hetzjagden und ausgewogenen, beinahe schon etwas rockigen Riffs wechselt. Der gesangliche Part ist dabei stilecht gehalten und verzeichnet wohl gemeinsam mit den dazugehörigen Texten noch die größten Pagan-Spuren auf dieser Platte, wenn man mal von dem Titel absieht. Der Gesang ist dabei sehr rauchig, kratzend, aber sprachlich klar gehalten. Wer dem Genre schon eine Weile lauscht sollte wohl keine großen Schwierigkeiten haben, dem Texten zu folgen. Aber so angenehm sich „Drifa“ auch anhören mag, es ist kein überdurchschnittlich innovatives Album, was vor neuen Ideen nur so strotzt. Auch einige Eigenheiten und etwas wirre Taktwechsel lassen sich noch heraus hören, was teilweise fragende Geister hervorruft. Doch als Gesamtwerk ist „Drifa“ durchaus überzeugend und mit den beiden instrumentalen Stücken „Abschied“ und „Staub“ wurde auch eine gute Diversität geschaffen, die diese Platte schlichtweg hörenswert macht. Sehr überzeugend, wenngleich dezent aus der Reihe fallend ist „Wenn Kälte Wärmt“; sehr melodisches Schwarzmetall mit einer guten Portion Rock 'n' Roll, meine Empfehlung.
Möglicherweise ist „Drifa“ als ein Klon aus Melechesh und Helrunar zu bezeichnen, zeigt sich dafür jedoch noch in seiner Entwicklungsphase. Aber die Richtung stimmt, die Ideen gehen in eine erhellende Richtung und die musikalische Umsetzung ist sauber gelungen. Hier sollte man den Blick beibehalten, von Helfahrt wird in Zukunft noch die Rede sein. In diesem Sinne, Schlitten raus, es geht auf des Gletschers Tochter!