Nun, nach vier Jahren, ist es endlich wieder einmal soweit und es gibt etwas neues von Hypocrisy zu berichten. Abgesehen von dem "Catch22" Re-Release, im vergangenem Jahr, war es ja sonst recht still um die Todesmetaller aus Schweden. Doch nun steht das sage und schreibe elfte, Live-Alben und Re-Releases ausgenommen, Full-Length, "A Taste Of Extreme Divinity", in den Läden. Und man kann zurecht gespannt sein, denn was Herr Tägtgren in die Hände nimmt, gilt doch meist als recht hörbar. Die Entwicklungsfrage im Vergleich zu dem Vorgänger "Virus" ist ja auch nicht ganz nebensächlich. Spannung über Spannung. Um etwas jedoch vorweg zu nehmen, es lohnt sich und das ist nicht geheuchelt.

Mit dem Vergleich zu "Virus" wollen wir auch gleich beginnen, denn dieses hat deutliche Spuren im Songwriting hinterlassen und Hypocrisy behalten sich ihre wiedergewonnene Stärke, aus alten Zeiten und die Energie, welche sie bei "Virus" an den Tag legten, deutlich bei. Die Songs sind unheimlich kraftvoll und treiben mächtig an. Das Drumming ist treibend und schnell, weiß aber auch diffizil und melodisch zu klingen.

Womit wir auch gleich zu dem zweiten Punkt des Vergleiches kommen; die dezente nähe zu "The Arrival", welche sich keinesfalls von der Hand weisen lässt, denn nebst jeder Härte und der aggressiven Seite des Albums, orientieren sich die Jungens wieder etwas mehr an der melodischen Schublade, schaffen es jedoch aus Härte und Melodie den perfekten Hybriden zu erschaffen. So wird man mit typischen ausgereiften Hypocrisy-Riffs umsschmeichelt, welche stets einen Funken klagender Wut versprühen und nebst brutalen Blast-Beat und Double-Bass-Attacken schwebt man in Melodien voller Traurigkeit und Verzweiflung, welche Herr Tägtgren punktgenau zu intonieren weiß. Sein umwerfendes Stimmvolumen kommt sehr gut zur Geltung und neben sentimentalen, hochfrequenten Screams, darf man wieder mittelhohe Shouts und in den passenden Gelegenheiten markerschütternde Growls genießen; das volle Programm also.

Die Songstruktur ist sehr sauber und ausgewogen, die Übergänge passen, der Aufbau ist abwechslungsreich und fein komponiert, hier sitzt jeder Snare-Schlag, passgenau zum Riff und die Vocals drücken das ganze Elend dieser Erde aus, dass es einem kalt den Rücken herunter läuft, wie bei "Global Domination", dass eine unheimlich starke Atmosphäre schafft, die einen sofort in ihren Bann zieht. Hier und da wird auch mit kurzen Einspielern gearbeitet, die sich unterstützend in das musikalische Geflecht einfügen und der Stimmung durchaus zugute kommen. Für die finale Erektion musikalischer Art sorgen die gefühlvollen Soli, welche dem ganzen Komplex das I-Tüpfelchen aufsetzen.

Der quasi Titeltrack "Taste The Extreme Divinity" setzt dann voll auf Geschwindigkeit und prügelt alles nieder, was sich dem entgegen zu setzten wagt. Schwedischer Death Metal vom Feinsten, der mit Energie und Emotion komplexe Songs hervorbringt, die sehr abwechslungsreich und durchdacht klingen und, um ehrlich zu sein, einfach nur ungebremste Hörfreude kreieren. Ein sehr starkes Stück Musik, was in den Annalen des Death Metal gewiss seinen Platz finden wird und sich ohne Scheu in eine Reihe mit "The Arrival" und "Catch22" stellen kann. Der Sound ist nicht minder hervor zu heben, denn dies ist ja Peters zweiter Aufgabenbereich, den er ohne Zweifel mehr als gut beherrscht. Die Instrumente klingen ausgewogen und kein Ton muss hier zurückstecken; den Abyss-Studios sei Dank. Höproben: "Valley Of The Damned" und "Sky's Falling Down". Gänsehaut und Nackenschmerzen garantiert.

Man will ja nicht zu viel loben, doch man findet im Grunde keinen Schwachpunkt an dieser Scheibe. Viele werden vermutlich sagen, dass es das ist, was man von Hypocrisy erwartet und nur wenig Entwicklung festzustellen ist; was auch so nicht ganz falsch ist, doch weshalb etwas verändern, was einfach gut ist. Ein großartiges Death Metal Album vom schwedischen Marktführer, dass einfach nur begeistert. Diese Platte wird zur Dauerrotation verdonnert. In diesem Sinne, Heuchelei erscheint nicht nur negativ konnotiert.

Hypocrisy · A Taste Of Extreme Divinity · 2009

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 23.10.2009

9 / 10

Playlist

01 - Valley Of The Damned
02 - Hang Him High
03 - Solar Empire
04 - Weed Out The Weak
05 - No Tomorrow
06 - Global Domination
07 - Taste The Extreme Divinity
08 - Alive
09 - The Quest
10 - Tamed-Filled With Fear
11 - Sky Is Falling Down