Da ist er nun, der letzte Streich der Kung Fu-Grinder aus dem schönen Rheingebiet. Achtzehn wohlgeformte Perlen kaputter Musik sind der ehrwürdige Nekrolog auf eine dreizehn jährige Grind-Odyssee, die mit permanenter Steigerung den gesellschaftlichen Wahnwitz vertonte. Wenngleich noch ein Tribute-Album folgen soll, so jedenfalls die selbst gestreuten Gerüchte, ist dies der letzte Kampfakt eines gestandenen Monsters.

Doch endlose Trauerreden sind hier fehl am Platz. Die Jungens haben eigentlich alles gemacht, was man mit Grindcore so anstellen kann: Sie waren schnell, sie waren langsam, sie waren brutal, haben gecovert, gejazzt, Black Metal ausprobiert und dabei ihr Level kontinuierlich gesteigert. In den musikalischen Schubläden griff man stets wild um sich und lieferte feinste Qualität in Text und Klang ab. „Kaputte Nackte Affen“ ist nun das finale Ergebnis eines langen Experimentes. Perlen der Vergangenheit, wie „Fertigmensch“, „Die Großstadt stinkt, ist laut und septisch“, oder „Luxusvernichtung“, haben zielgerichtet auf diesen Augenblick hingeführt. Ein finales Statement, eine Abrechnung aller gesammelten Eindrücke und quasi die zusammen geklaute Doktorarbeit aus verstörenden Erlebnissen mit der Rasse „Mensch“. Japanische Kampfhörspiele vollenden nun ihre grob periodische Kolumne über die Untragbarkeit des menschlichen Seins; verpackt in Metal.

Wenngleich dies nun auch die letzte Ausgabe des auditiven Eulenspiegels ist, kann man mit großer Freude die Ohren aufsperren. Schnelle Grind-Eskapaden, intelligent arrangierte Texte, ein beinahe jazziges, aber stets treibendes Schlagzeug und so wunderbar individuelle Melodieverläufe, wie sie nur Japanische Kampfhörspiele aus sich heraus holen. Die Texte schaffen ordentliche Denkanstöße und bieten Unmengen Diskussionsstoff. Allein „Ein blutiger Vormittag“ kann horrende Streitgespräche entfachen, ob man denn über derartiges singen darf und wie das gemeint wäre. Es stellen sich einem die Haare auf. Der Sireneneinsatz (Was schon bei „Scheiße, der Lehrer“ so großartig mit der Schulklingel funktionierte) und der Gänsehaut-Bass lassen eine geistige Ejakulation entfachen. „Cruise Missile“ und vor allem „Was wenn ?“, meines Erachtens ein Meilenstein der Bandgeschichte, feuern aus allen Rohren und sind so wahr, dass es beinahe schmerzt. Das Album geht unter die Haut und ja, JAKA sind diesmal wirklich emotional geworden und vor allem kaputt.

Der Groove und das musikalische Geschick, welches die sechs Herren sich über die Jahre angeeignet haben, wird unvergessen bleiben. Provokant, gebildet, scharfsinnig und fertig mit den Nerven; im Grunde Rainald Grebe im Grindcore-Gewand mit einer Unze mehr Mut. Man bedankt sich für die schöne Zeit, die man mit ihnen hatte. Danke Herr Hoff, danke Herr Freund, danke Herr Hauffe, danke Herr Nicodem, danke Herr Bachmann und danke Herr Kampfhörpiel-Kather.

Japanische Kampfhörspiele · Kaputte Nackte Affen · 2011

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 28.02.2011

9 / 10

Playlist

01 - 01. Die Krone Der Schöpfung
02 - 02. Kaputte Nackte Affen
03 - 03. Alter Trick
04 - 04. Grillanzünder
05 - 05. Was Wenn?
06 - 06. Cruise Missile
07 - 07. Maschinen Sprengen
08 - 08. Homeentertainment
09 - 09. Mach Dich Fit Für den Bikini
10 - 10. Statuspanik
11 - 11. Reset
12 - 12. Ich Kriege Ärger
13 - 13. Primaten
14 - 14. Der Homo Sapiens
15 - 15. BRAVOHOTELCRAZYHORSE
16 - 16. Ein Blutiger Vormittag
17 - 17. Näschen Aus Papier
18 - 18. Wenn Die Menschen Einmal Nicht Mehr Sind