Die moralische Verfehlung, Dante und die Bestrafung der Sünder Judas, Brutus und Cassius durch Luzifer - "Nomos Hamartia" schreibt sich Großes auf die Fahne und geht über den banalen Aggressionserguss hinaus. Sado Sathanas haben sich weiterentwickelt und stellen das veritabel zur Schau.

Brachte man es mit "Opus Diaboli" noch auf ganze sechzehn Songs mit knapp 75 Minuten, besinnt man sich mit "Nomos Hamartia" darauf, dass es nicht die Masse ist, die ein Album macht. Gut vier Jahre sind seitdem ins Land gegangen und das erfolgreich. Im direkten Vergleich zu ihrem Erstlingswerk sind die Arrangements komplexer, der Sound wesentlich ausdifferenzierter und Sado Sathanas musikalisch erwachsener geworden. Zu den düsteren Gitarren gesellt sich ein Hauch von Melancholie und epischer Langsamkeit sowie ein dezenter Keyboard-Teppich, der Kraft und Fülle in die Songs bringt. Die 40 Minuten Spielzeit zeigen sich stringent, überlegt und eingängig. Wenngleich deutlich atmosphärischer und melodischer gearbeitet wird, fehlt es den Songs nicht an der ursprünglichen Kraft, welche die Dresdener auszeichnet. Auch vom Biss des Sängers ist nichts verloren gegangen und so kämpft sich dieser eindrucksvoll und kernig durch die dichte Klangwelt der Platte. "Nomos Hamartia" bietet durchdachten, epischen und bisweilen aggressiven Black Metal, der stets komplex und stimmungsvoll, doch nie überladen klingt und gut nach vorn geht. Das Drumming ist druckvoll und facettenreich, die Gitarren leisten deutlich mehr als früher und wagen nun auch einige Experimente. Das drückt sich nicht zuletzt dadurch aus, dass zwei der sechs Kompositionen ("Ante Bellum", "Codex Diaboli") reine Instrumentalstücke sind, welche die Stimmung der Platte gut transportieren und zum positiven Gesamtbild von "Nomos Hamartia" beitragen. Die sechs Songs machen definitiv klar, dass hinter der Verpackung nicht nur halbgare Ballerei, sondern ausgeklügelte Strukturen und Kreativität stecken.

Der Schritt in die SOS-Studios hat sich ohne Frage gelohnt, denn qualitativ liegt "Nomos Hamartia" deutlich über seinem Vorgänger "Opus Diaboli" und zeigt sich zudem mutiger und eigenständiger in der musikalischen Ausrichtung. Eine konsistente Platte, die zu überraschen weiß und den Anspruch an die Dresdener voll bestätigt. Wer kalten Black Metal mit Anspruch sucht, kann hier beherzt zugreifen. Meine Anspieltipps: "Invertum", "P.A.N. Demonia".

Sado Sathanas · Nomos Hamartia · 2014

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 14.02.2014

8 / 10

Playlist

01 - Nomos Hamartia
02 - Martyrium
03 - Ante Bellum
04 - Invertum
05 - P.A.N. Demonia
06 - Codex Diaboli