Death Metal ist in der heutigen Zeit ja kein ganz einfaches Thema. Die viele Freizeit der heutigen Jugend und das zusätzliche Überangebot an Förderungsprogrammen bringt nicht wenige junge Menschen dazu, ihre lernfreie Zeit mit dem Studium harter Musik zu kompensieren. Kritik? Nein, ganz im Gegenteil. Es ist vielmehr beeindruckend, welche musikalischen Kompetenzen, gleich welcher instrumentaler Richtung, sich die Jugend teilweise anschafft. So auch die fünf Ludwigshafener, welche sich unter dem Namen Spheron vereinigt haben und eben jenen schnellen, sauberen Death Metal spielen, der so schwer zu fassen ist.
Schwer zu fassen deshalb, weil auch derzeitige noch No-Name Bands einen Sound an den Tag legen, wie ihn sich Morbid Angel während ihrer Anfangstage wohl nicht hätten erträumen können. An eben jenen scheinen sich derweil Spheron für ihre 2010er EP „To Dissect Paper“ auch orientiert zu haben, jedenfalls klingen derartige Nuancen forsch und prägnant durch. Allgemein kann den Jungens eine sehr aggressive Herangehensweise attestiert werden, welche mit gutem Groove auch sehr druckvolle und treibende Passagen zu schaffen weiß. Von dezent mystisch bis technisch-verspielt ist das Death Metal-Segment in den fünf Kostproben gut verteilt und die Platte lässt dabei ihren eigenen individuellen Charme nicht missen.
Zwischenzeitlich blitzen sogar kurze Necrophagist, als auch atmosphärische Behemoth-Anleihen durch, welche der generell gut verteilten Varianz noch etwas Vertrautheit beimischen; kein ganz unkluger Schachzug an dieser Stelle. Grundlegend beschleicht einen nach mehreren Durchläufen der Gedanke, man würde Spheron schon lange und gern hören, da man sich schnell in die Strukturen der Band eindenken kann. Vielleicht liegt aber hier auch ein kleines Problem. Obgleich man der EP hohe Qualität in Form und Klang zuschreiben muss, gibt es Segmente, in denen man sich ein stärkeres Abweichen von beinahe prototypischen Death Metal-Strukturen wünschen würde, zumal dies den Herren auch definitiv zuzutrauen ist.
Bei all dem Spartengejammer muss jedoch eins klargestellt werden: Spheron wissen, wie sie ihre Instrumente zu bedienen haben, was uneingeschränkt von Schlagzeug bis Bassist gilt und auch der Gesang hat seine Stimme nicht aus dem Kaugummiautomaten geklaubt. „To Dissect Paper“ ist eine gute, eindrucksvolle EP, die darauf hoffen lässt, ein vermehrt eigenständiges Full-Length zu hören. Wie man es indes geschafft hat, Andy Classen ohne Label an den Mix zu setzen, bleibt ein Ludwighafener Geheimnis. In diesem Sinne, löbliches Gesellenstück.