Die unentbehrlichen Fakten voran: Tauthr gibt es prinzipiell schon seit 1991; 1997 wurde ihre letzte Demo „Tauthr“ veröffentlicht und danach war vorerst Ruhe aus dieser Ecke. Bis zum heutigen Tage, an dem das Debut-Album „Life-Losing“ erscheint; ganze dreizehn Jahre nach dem letzten Demo. Viel Zeit zum überlegen? Vielleicht, aber Fakt ist, dass 3/5tel der Band nicht untätig waren, sondern Erfahrungen bei Endstille gesammelt haben. Was ist es dann, dass es nun erstrebenswert macht, Tauthr wieder an den Mann zu bringen, wo man doch eine florierende Schwarzmetall-Truppe im Feuer hat?
Nun, „Life-Losing“ funktioniert doch etwas anders als das, was man so prototypisch von Endstille kennt; geht es doch eher in eine Mid-Tempo Black Metal Richtung, die weitestgehend auf depressive Melodien und schleppende Klagen ausgelegt ist. Aber einen strikten Vergleich durchzuprügeln wäre an dieser Stelle müßig, zumal Endstille ja weiter bestehen und Tauthr demnach nicht als Surrogat fungieren muss.
Ersichtlich scheint jedoch, dass Tauthr auf der aktuellen Szene-Welle mitschwimmen, oder dies zumindest angedacht haben. Ihr Ansatz dahingehend ist auch durchaus als gelungen zu bezeichnen, denn hier wird einem ein guter Cocktail aus Verzweiflung, Elend, Trauer, Hass und Wut gemischt, der in einem Shaker aus treibenden Drums mit stellenweise durchdrückenden Blast-Beats und Double-Bass-Attacken in köstlichen Brei verwandelt wird. Auch Riff-technisch kommen hier wahrlich genussvolle Häppchen auf den Teller, die das ganze Leid in eine musikalische Köstlichkeit verwandeln. Vor allem mit „Orpheus“ lassen sich die Kieler noch einmal richtig aus und jaulen sich den Ballast vom Herzen, der sich im Laufe des Jahrzehntes so angesammelt hat. Die Ideen, welche „Life-Losing“ verfolgt sind gut, gehen stellenweise richtig unter die Haut und bieten eine sehr gelungene Atmosphäre, welche in sich geschlossen wirkt und sowohl ihre harmonischen Höhepunkte hat, welche beinahe an Schönheit grenzen, wie der Opener „Curse Or Destiny“ beweist, aber auch in exzessiver Hässlichkeit enden können, um der Misanthropie und Verachtung ein Gesicht zu geben. Klingt dies bis hier alles gut, so muss man auch dem Schlagzeuger seine Tribute zollen, denn er ist stets bemüht, angemessene und technisch nicht zu verachtende Variation in das knapp ein-stündige Werk zu bringen.
Aber: Tauthr versäumen es an dieser Stelle leider, die Variation nicht nur dem Rhythmus zu überlassen und schaffen zwar ein atmosphärisch gelungenes, aber dennoch zu monotones Album, welches viele Stärken hat, diese aber leider auf eine Schiene abwälzt, die womöglich etwas über-konsequent durchgedrückt wird.
Tauthr haben ihre Zeit gefunden, denn der depressive Black Metal geht ihnen gut von der Hand und man muss Vergleiche wahrlich nicht scheuen, doch fehlt leider der winzige Funke der Individualität, welcher das Album aus der großen traurigen Masse abheben würde.