Mit der 2011 veröffentlichten "Bloodlust" haben mich die Briten von Uncle Acid & The Deadbeats seinerzeit ganz perfide von hinten im Nacken gepackt und bis heute nicht losgelassen. Besonders "13 Candles" und "Over and over again" sind Dauerbrenner, die in fast keiner meiner Playlisten fehlen dürfen. Den damit begründeten Stil haben sich die Herren glücklicherweise zu Herzen genommen und auch auf den Folgealben "Mind Control" (2013) sowie dem diesjährigen "The Night Creeper" beibehalten. Genau wie bei einer guten Packung Milch muss man sich also kaum fürchten, doch Sprite zu bekommen. Die einzig relevante Frage ist die nach der Konsistenz.

Und Sauer ist die Milch namens "The Night Creeper" nicht geworden, lediglich ein wenig dünner, was sich vor allem im immer stärker in Richtung Lo-Fi tendierenden Klang der Scheibe manifestiert. Will heißen, dass man mit dem nunmehr vierten Album aus Cambridge einen echten und nahezu unverfälschten Garagen-Sound bekommt, der nicht durch dicke Bässe und Knochen zerberstende Drums überzeugt, sondern durch sein klares 60er-Flair. Das mag dem ein oder anderen zu flachbrüstig sein, passt aber hervorragend zu den musikalischen Arrangements der Platte, die im Vergleich etwas tragender, langsamer und bisweilen sogar doomig daherkommen. Im Ganzen bietet "The Night Creeper" jedoch kaum Überraschungen. Man bekommt den zu erwartenden Uncle Acid-Vibe und fühlt sich in der Platte sofort heimisch. Getreu dem Motto "no news are good news", kocht man hier nach bewährten Rezepten und fährt augenscheinlich gut damit. Lediglich "Black Motorcade" sowie "Slow Death" mögen ein bisschen zu gemütlich ausfallen, Songs wie "Pusher Man" oder "Melody Lane" brechen diese Träumerei jedoch wieder auf.

Mit "The Night Creeper" legen Uncle Acid & The Deadbeats eine solide Scheibe vor, die zwar nicht an "Bloodlust" heranreichen, aber dennoch ihre wohligen Momente aufweisen kann. Trotz wenig Entwicklung im Stil der Band, finden sich einige Perlen auf der neuen Scheibe, die sich mitunter jedoch erst nach mehrmaligem Hören offenbaren. Man kann das Gefühl bekommen, Uncle Acid & The Deadbeats hätten es sich zur Zielvorgabe gemacht, ein Album zu schreiben, das auch "The Dark Side of The Beatles" heißen könnte. Sollte dem so sein - well done.

Uncle Acid & The Deadbeats · The Night Creeper · 2015

Redaktion

verfasst von Winterfreud666
vom 30.09.2015

7 / 10

Playlist

01 - Waiting for Blood
02 - Murder Nights
03 - Downtown
04 - Pusher Man
05 - Yellow Moon
06 - Melody Lane
07 - The Night Creeper
08 - Inside
09 - Slow Death
10 - Black Motorcade