Wenn man es ganz nüchtern sieht, steht und fällt eine Band mit ihrem Frontmann, bzw. ihrer Frontfrau, ich glaube das kann man ohne Weiteres für 95 Prozent aller Metalbands da draußen behaupten, ohne sich dabei zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Natürlich, die anderen Mitglieder spielen auch eine sehr wichtige Rolle, doch kaum etwas bestimmt eine Band so sehr wie die Stimme, die sie vertritt – so ist es kein Wunder, dass der Verlust des Vocalisten oftmals das Aus bedeutet. Bei Divine Heresy kam es dann allerdings doch nicht so. Nachdem man Tommy Cummings aus der Band schmeißen musste, fand sich mit Travis Neal schnell ein passender Ersatzmann.
Auch, wenn das nicht das Ende für Divine Heresy bedeutet hat, ist der Wechsel nicht spurlos am Stil der Band vorüber gegangen. Wie die Dachzeile schon andeutet, hat sich der Fokus der Amerikaner deutlich von der progressiven Ausrichtung ihres Erstlingswerks wegbewegt. Mittlerweile finden sich mehr Screams als Shouts in den Hauptparts, wobei sich allerdings die Clearvocals im Chorus erhalten haben. Die Tatsache, dass Neals Stimme der von Linkin Parks Chester Bennington sehr ähnelt (manchmal auch der von Static-X Wayne Static), kann einen befremdlichen Effekt auf den Hörer ausüben, passt aber durchaus zum neuen metalcorelastigeren Stil, den man bei „Bringer of Plagues“ antrifft.
Die progressiven Einflüsse sind nicht gänzlich verschwunden, aber deutlich weniger geworden. Das ganze Album wirkt endlich wie ein Ganzes, die Lieder bilden musikalisch wie thematisch eine Einheit und erwecken nicht mehr den Eindruck als ob sie in ihrer Abfolge wahllos durcheinander gewürfelt wurden, wie es noch beim Vorgängeralbum der Fall war. Durch die meisten Songs zieht sich ein, dem Metalcore nicht unüblicher melancholischer Grundtenor, der sich in ähnlicher Weise auch bei Triviums „Ember to Inferno“ finden lässt.
Viel mehr gibt es über „Bringer of Plagues“ eigentlich nicht zu sagen, außer, dass es gegenüber „Bleed the Fifth“ eine Verbesserung darstellt. Die Songs wirken, wie gesagt, nicht mehr einfach nur zusammengewürfelt und sind deutlich eingängiger als ihre Pendants auf dem Vorgängeralbum. Allerdings kann ich meine Kritik hier nur wiederholen, wenn ich sage, dass auch „Bringer of Plagues“ die Metalszene nicht wirklich mit etwas Neuem bereichert. Die Musik ist gut, aber für mehr reicht es nicht. Die Songs sind schlicht nicht außergewöhnlich genug, weshalb ich auch bezweifle, dass dieser Ableger jemals in die Musikgeschichte eingehen wird. Metalcore-Fans werden mit „Bringer of Plagues“ ein gutes Album finden, das etwas härter daher kommt als die meisten im Garten und sich auch gut hören lässt. Wer es sich entgehen lässt, der verpasst aber auch nichts.
„Bringer of Plagues“ erscheint am 28.07.2009 bei Roadrunner Records.