Bereits im Vorfeld zur Veröffentlichung von "Obsidium" dufte man ja eine Menge hören und zu guter Letzt sogar die ganze Platte. Schon zu dieser Zeit breitete sich eine gewisse Skepsis aus, ob das nunmehr neunte Full-Length der Belgier wirklich der große Wurf werden sollte, für den es angekündigt wurde. Vielleicht ist das auch ein Fakt, weshalb diese Rezension jetzt erst kommt. Zweifel, Unsicherheiten und tiefgreifende Überlegungen... nein, natürlich nicht. Es war eher ein Zeitdefizit, Prokrastination und andere Verpflichtungen. Dennoch, Zweifel und Unsicherheiten spielen hier eine Rolle, denn so richtig ist nicht klar, was man von "Obsidium" halten soll.
Damals vor ziemlich genau zwei Jahren ließ mich "Pentagrammaton" gespannt aufhorchen, denn die Schokoladenkönige hatten mit jener Platte ein feines Schwarzmetall aufgelegt, welches mit guten Riff-Ideen und einer grundsoliden Produktion aufwarten konnte. Natürlich orientiert sich dann die Erwartung für den Nachfolger an den historisch gesetzten Ansprüchen. Kurz um: die können mit "Obsidium" nicht erfüllt werden. Zu meiner Überraschung geht der Opener zwar noch gut von der Hand, im Folgenden versucht man aber Progressivität mit dem Vorschlaghammer zu betreiben.
Viele Songs fangen gut an, können aber nicht durchweg überzeugen. So hat fast die ganze Platte irgendwo ihre Macken. Enthroned haben zwar immer wieder gute Riff-Ideen, und so geht auch "Nonus Sacramentum - Obsidium" gut ins Ohr, man schafft es aber anno 2012 nicht, einen rundum überzeugenden Song zu schreiben. Die Belgier arbeiten oft mit Breaks, gleiten ins Mid-Tempo ab, versuchen sich an ausgetricksten Rhythmuswechseln, die zeitweise auch ins a-rhythmische gehen und scheinen einen Hang dazu zu haben, alles in brachialen Blast-Attacken aufgehen zu lassen. Der Ansatz klingt ja im Grunde nicht schlecht, fruchtet aber auf "Obsidium" nicht. Die politischen Unsicherheiten Belgiens scheinen den Jungs schwer in den Knochen zu stecken.
Die Platte wirkt sperrig, hat unangenehme Wendungen, wirkt hektisch und irgendwie labil. Manchmal vermag man sogar zu denken, dass der Drummer mit gespannter Waffe an der Schläfe zu neuen Rhythmusideen gezwungen wurde. Infolge dessen verspielt man sich dann auch ab und zu, was bei Todesangst nicht verwunderlich ist. Jedenfalls bekommt man beim Hören der Platte genau dieses Gefühl.
Das ist ziemlich schade, denn hier und da sind auf "Obsidium" immer wieder gute Momente zu finden, die aber zu oft fallen gelassen werden und somit nicht ihr ganzes Potential entfalten können. So hätte aus "Oblivious Shades", "Petraoleum Salvia" und "Deathmoor" durchaus mehr werden können, wenngleich das noch die Highlights des Albums sind. Harte Takteinbrüche, unpassende Pausen und unvorteilhafte Songstrukturen verhindern einen angenehmen Hörfluss. Viel zu oft denkt man sich leider: "Was zur Hölle ist denn jetzt los??"
Enthroned sind eine gestandene Band, die viele gute Alben ihr Eigen nennen kann. Mit "Obsidium" schien man in eine Experimentierphase zu rutschen. Die Arbeit im eigenen Studio führte somit in die absolute Narrenfreiheit, welche sich deutlich im Songwriting, aber vor allem im Drumming widerspiegelt. Was Daniel "Garghuf" Robnik hier geritten hat, weiß ich nicht. Man kann nur gespannt sein, wie das Ding live umgesetzt wird. In diesem Sinne, "gibst du Opi Opium, bringts Opium den Opi um!"